Schaffutter im Test

Hammeltest

Im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung wurden auftragsgemäß im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, vier Ergänzungsfutter für Schafe getestet. Geprüft werden in Nordrhein-Westfalen angebotene Futter, die Probenahmen dieser Prüffutter erfolgte im Handel.

Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Der detaillierte Prüfungsablauf befindet sich in der Übersicht Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung (siehe unten).

Im vorliegenden Durchgang wurden vier Ergänzungsfutter für Schafe geprüft. Das Schaffutter der Muskator-Werke, Düsseldorf soll nach Herstellerangabe 10,2 MJ ME/kg und 17 % Rohprotein besitzen. Der Hersteller empfiehlt bei säugenden Schafen Einsatzmengen von 500 – 1.500 g je Schaf und Tag. Abgesetzte Lämmer sollen 300 bis 800 g je Tier und Tag bekommen. Das Schaffutter von Haneberg & Leusing aus Schöppingen soll ebenfalls 17 % Rohprotein besitzen und an Zucht- und Mastschafe gefüttert werden. Der Energiegehalt ist mit 6,20 MJ NEL/kg angegeben. Empfohlen werden je nach Grobfutterqualität und Anzahl säugender Lämmer Einsatzmengen von 1 bis 3 kg je Tier und Tag. Das Futter Raiffeisen Lammgold der Raiffeisen Warenzentrale Köln, KW Wiesbaden soll der Energiestufe 2 angehören und einen Rohproteingehalt von 18 % aufweisen. Säugende Zuchtschafe sollen täglich 500 bis 1.000 g bekommen. Bei Mehrlingen sind die Mengen um 30 bis 50 % zu erhöhen. Lämmer erhalten ab der 8. Woche 200 g je Tag. Die Menge wird bis zur 16. Woche auf 1.000 g gesteigert. Die Agravis aus Münster deklariert ihr Schaffutter mit 10,6 MJ ME/kg und 17 % Rohprotein. Laktierende Schafe sollen 0,5 bis 1,0 kg je Lamm erhalten.

Die Angaben zum Gehalt an Rohfaser liegen zwischen 10,4 und 16,0 %. Die deklarierten Gehalte an Calcium variieren zwischen 1,0 und 1,5 %, die Angaben zum Phosphor-Gehalt zwischen 0,5 und 0,7 %.

Der Tabelle können die deklarierten Gehalte und die durch die LUFA NRW ermittelten Analysenbefunde sowie die in der Hammelprüfung ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus berechnete Energiestufe für die Futter entnommen werden. Die deklarierten Werte zeigen eine gute Übereinstimmung mit den Analysenbefunden. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen eingehalten.

Die Gehalte an organischer Masse betragen 80,1 bis 83,2 %. Im Hammeltest wurden Verdaulichkeiten der organischen Masse von 80,5 bis 84,3 % ermittelt. Auf Basis der verdaulichen Rohnährstoffe werden zwei Futter in die Energiestufe 2 und ebenfalls zwei Futter in die Energiestufe 3 eingruppiert. Beim Raiffeisen Lammgold übertrifft der ermittelte Energiewert den deklarierten sehr deutlich. Bei den übrigen Futtern bestätigen sich die Energieangaben.

In der Tabelle befinden sich ergänzende Angaben für den Gehalt an Stärke, NDFom und ADFom. Diese Größen werden benötigt, um den Energiewert mit Hilfe von Schätzgleichungen gemäß Futtermittelverordnung zu ermitteln. Es zeigt sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den geschätzten Energiewerten und den Werten auf Basis der Verdaulichkeitsmessungen.

Kommentar

Maßgeblich für den Wert eines Futtermittels ist dessen Energiegehalt, der sich aus der verdaubaren organischen Masse ergibt. Trotz vergleichbarer Rohnährstoffwerte können sich die Futter in der Verdaulichkeit unterscheiden, so dass unterschiedliche Energiewerte vorhanden sind. Einfluss auf die Verdaulichkeit kann über die Wahl der Komponenten sowie deren Qualität im Einzelfall genommen werden.

Beim Futter Raiffeisen Lammgold übersteigt der in der Hammelprüfung gemessene Energiewert die deklarierte Energieangabe deutlich. Die ermittelte Verdaulichkeit der organischen Masse beträgt 82,3 %, was erfahrungsgemäß für ein Futter der Energiestufe 2 zutreffend ist. Die Energieüberschreitung ergibt sich im vorliegenden Fall aus dem mit 83,2 % sehr hohen Gehalt an organischer Masse. Dieser hohe Wert ist Ergebnis eines niedrigen Wasser- und Rohaschegehaltes. Auch eine Energieüberschreitung sollte im Sinne einer bedarfsgerechten Energieversorgung vermieden werden.

Von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie ist die Bewertung der Energie in Futtermitteln für Schafe auf Basis der umsetzbaren Energie (ME) eindeutig festgelegt worden. Diese Vorgabe wurde im Futtermittelrecht seitens des Verordnungsgebers ebenfalls umgesetzt. Vor diesem Hintergrund kann nicht nachvollzogen werden, wieso das Schaffutter der Firma Haneberg & Leusing auf Basis der Nettoenergie Laktation (NEL) deklariert wird. Damit wird Markttransparenz und Vergleichbarkeit zwischen den Futtern deutlich erschwert.

Mit der beteiligten Wirtschaft ist vereinbart, die Energieangaben bei Ergänzungsfuttern für Rinder und Schafe mit Hilfe von Energiestufen vorzunehmen. Dabei gelten folgende Vorgaben:

  • Energiestufe 2    = 10,2 MJ ME/kg
  • Energiestufe 3    = 10,8 MJ ME/kg
  • Energiestufe >3  = 11,2 MJ ME/kg

Eine zehntelgenaue Energieangabe wie beim Schaffutter der Agravis, Münster ist hierbei wenig hilfreich und entspricht nicht dem Vereinbarten. Generell sollten Futter der Energiestufe 3 bevorzugt zum Einsatz kommen, da die Energieergänzung sowohl bei Mutterschafen als auch bei Mastlämmern im Vordergrund steht. Bei den Mineralstoffgehalten werden die angegebenen Ca- und P-Werte durch die Analyse bestätigt. Mit den gefundenen Werten kann der Bedarf der wachsenden Lämmer an Calcium und Phosphor gut abgedeckt werden, so dass eine zusätzliche Mineralfuttergabe nicht erforderlich ist.

Fazit

Bei den geprüften Futtern wurde die Energieangabe der Hersteller nach Überprüfung der Verdaulichkeit bestätigt. In einem Fall ergab sich eine deutliche Energieüberschreitung. Im Sinne einer besseren Markttransparenz der Vergleichbarkeit der Mischfutter sollten die Energieangaben mit Hilfe des vereinbarten Energiestufensystems vorgenommen werden. Sowohl bei Zucht- als bei Mastschafen sind Futter der Stufe 3 zu bevorzugen, da vor allem eine energetische Aufwertung der Rationen im Vordergrund steht.

Autor: Annette Menke