Baumsymposium beleuchtet nachhaltige Lösungen für urbanes Grün in Zeiten des Klimawandels

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Christoph Dirksen (Baumschule Ley, Meckenheim) erläuterte praxisnah, worauf es beim sicheren und schonenden Transport von Bäumen auf dem Weg zur Baustelle ankommt.


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Ein richtiger Baumschnitt vor der Pflanzung (Bildmitte) stellt das Anwachsergebnis am Standort sicher. Erläuterungen gab Maximilian Demel (Demel GmbH, Pulheim).


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Sepp Herrmann (Landwirtschaftskammer NRW) führte durch den Klimahain am Standort Köln-Auweiler.


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Auf das richtige Pflanzen von Bäumen ging Frank Demel (rechts) aus Pulheim in seiner Praxisstation ein. Neben dem richtigen Halt mit einem Dreibock ging er ausführlich auf die richtige Bewässerung durch Unterstützung eines Walls oder eines Bewässerungsrings ein.


Die aktuellen Herausforderungen von Urbanisierung und Klimawandel erfordern eine innovative Herangehensweise an die Gestaltung städtischer Grünflächen. Baumschulen richten ihre Sortimente zukunftsorientiert aus. Einige Städte sind unmittelbar mit dem Thema Schwammstadt konfrontiert. In diesem Zusammenhang fand am 24. August 2023 das Baumsymposium statt, das sich intensiv mit nachhaltigen Lösungen für urbane Baumstandorte befasste. Die Veranstaltung wurde von der Landwirtschaftskammer NRW gemeinsam mit den Verbänden VGL (Vereinigung der Gartenbau-Landesverbände), bdla (Bund Deutscher Landschaftsarchitekten) und dem Baumschulverband NRW organisiert und fand im Versuchszentrum Köln-Auweiler statt.

Das Symposium brachte rund 130 Fachleute und Interessierte aus Kommunalverwaltungen, Grünflächenämtern, Planungs- und Architekturbüros, Baumschulen, Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen sowie Fachschulen zusammen. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen, Techniken und bewährte Praktiken auszutauschen.

Die Eröffnungsrede hielt Christoph Dirksen, der Vorsitzende des Baumschulverbandes NRW. Er betonte die Bedeutung des Symposiums als Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch.

Michael Jesulke von der Emschergenossenschaft eröffnete die Vortragsreihe und beleuchtete die aktuellen Herausforderungen in urbanen Gebieten. Er verdeutlichte, wie Starkregenereignisse zu Überflutungen führen, während langanhaltende Hitze- und Trockenperioden Wassermangel verursachen. Die Idee der Schwammstadt, die das Regenwasser speichert und bei Bedarf an die Pflanzen abgibt, wurde als Lösungsansatz diskutiert. Herr Jesulke erläuterte verschiedene Techniken, darunter Mulden, Baumrigolen, Entsiegelung, Fassaden- und Dachbegrünung. Seine Schlussfolgerung: "Wasser als Problem ... und Lösung." Erkenntnisse und Erfahrungen tauschen viele Kommunen im Ruhrgebiet in der Zukunftsinitiative Klima.Werk aus, um so gemeinsam voneinander zu lernen und Synergieeffekte besser zu nutzen. Thorsten Pacha vom Tiefbauamt der Stadt Bochum stellte die erfolgreiche Umsetzung von Baumrigolen in der Innenstadt vor. Bochum hat bereits 34 Baumrigolen realisiert und strebt die Errichtung von insgesamt 192 Baumrigolen, teilweise vernetzt, in der Innenstadt an.

Prof. Bernd Wegener von clubL94 Landschaftsarchitekten Köln unterstrich die Bedeutung von vitalen Baumpflanzungen im urbanen Raum für das Stadtklima und die Lebensqualität der Bewohner. Mithilfe zahlreicher Praxisbeispiele verdeutlichte er diesen Wert: Alleen strukturieren die Landschaft, geben ein Gefühl für Raum und geben Identität – wie etwa die Champs Elysées in Paris. Parkanlagen sind Begegnungsort, Erholungsraum und die grüne Lunge in der Stadt. Weiterhin besteht die Leistung von Bäumen darin, über die Verdunstung die Luft zu kühlen und zu befeuchten, Staub zu filtern und Schatten zu spenden. Somit schaffen Bäume ein lebenswertes Umfeld für Menschen. Doch Stadtgrün braucht Pflege: „Kein Garten ohne Gärtner“, so Prof. Wegener.

Axel Hinrich von der ZHAW Wädenswil widmete sich dem Thema Unterpflanzungen unter Bäumen. Er erläuterte, wie solche Bepflanzungen nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch eine kühlende Wirkung haben können. Eine ausgewogene Mischung von etwa 30 Arten führt zu einem nachhaltig stabilen Pflanzensystem. Als geeignete Optionen für das Stadtklima wurden südosteuropäische und Steppenarten empfohlen. Mit vielen Beispielen veranschaulichte Hinrich die Artenwahl und Gestaltungsmöglichkeiten.

Weitere Vorträge von Experten wie Daniel Gebhardt (Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, Stadt Köln) und Sepp Herrmann (Versuchsleiter, Landwirtschaftskammer NRW) beleuchteten Themen wie den richtigen Boden für Stadtbäume und Erfahrungen mit potenziellen Stadtbäumen der Zukunft. Im anschließenden Praxisteil des Seminars konnten sich die Teilnehmenden selbst ein Bild machen, wie sich die ausgewählten 21 Baumarten im sogenannten „Klimahain“ im Versuchszentrum entwickeln.

Die praktischen Vorführungen standen unter dem Motto: „Aus der Baumschule auf die Baustelle“. Wie Bäume in der Baumschule fachgerecht gerodet und verladen werden, demonstrierte Christoph Dirksen mit seinem Team. Den anschließenden Baumschnitt und die Pflanzung erklärten Maximilian und Frank Demel (Demel GmbH & Co. KG, Pulheim). Die aufwendigen und sehr anschaulichen Vorführungen stießen auf großes Interesse der Teilnehmenden und animierten zu regen Fragen und Diskussionen.

Die Veranstaltung war geprägt von einem regen Austausch, interessanten Fragen und lebhaften Diskussionen. Die Teilnehmer profitierten von einer reichen Wissensquelle und neuen Perspektiven für die Gestaltung urbaner Grünflächen.

Autor: Sandra Nitsch