Landwirtschaft und Gartenbau in Nordrhein-Westfalen

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Milchkühe im LaufstallBild vergrößern

Gartencafe am Abend

Die Agrarwirtschaft in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus - Vielfalt an Landschaften, Böden, Klima, Höhenlagen, Reliefs, Strukturen und Traditionen. Landwirtschaft und Gartenbau werden im Rheintal auf einer Höhe von unter 100 m über NN ebenso betrieben, wie in den Mittelgebirgslagen von Eifel und Sauerland. 34 300 landwirtschaftliche Unternehmen bewirtschaften etwa 1,5 Millionen ha Fläche und erwirtschaften damit einen Produktionswert von zirka 7,7 Milliarden €. Etwa 73 % der Fläche werden ackerbaulich genutzt, der Grünlandanteil beträgt 27 %.

Naturräume prägen Agrarschwerpunkte

Das Münsterland mit seinen leichten Böden ist von je her ein starker Standort der Tierhaltung. Im südlichen Rheinland dominieren der Ackerbau und der Anbau von Obst und Gemüse sowie der Zierpflanzenanbau. Am Niederrhein sind die Milcherzeugung und der Gartenbau die wichtigsten Agrarzweige. Im Bergischen Land, in der Eifel sowie im Sauer- und Siegerland überwiegt die Haltung von Milchvieh sowie Mastrindern und auch die Forstwirtschaft spielt hier eine bedeutende Rolle. Nahe der holländischen Grenze in den Kreisen Borken und Steinfurt befindet sich der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit Biogasanlagen. Ostwestfalen-Lippe präsentiert sich mit seinem ländlich geprägten Charakter, der sich aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ergibt. Die fruchtbaren Böden ermöglichen in der Region einen ertragreichen Marktfruchtbau.

Bundesweit größtes Gartenbauland

Der Gartenbausektor in Nordrhein-Westfalen bietet etwa 50 000 Arbeitsplätze auf 31 000 ha in 4 700 Gartenbaubetrieben. Das sind zwar nur noch knapp 30 % der Betriebe von vor 15 Jahren, trotzdem steht in Nordrhein-Westfalen ein Drittel der deutschen Gewächshausproduktion. Etwa ein Fünftel des erzielten Produktionswertes aus der Landwirtschaft stammt in Nordrhein-Westfalen aus Gartenbaukulturen. Das ist fast doppelt so viel wie im bundesweiten Durchschnitt.

Alle Gartensparten zusammen erwirtschaften einen jährlichen Verkaufserlös in Höhe von 2,4 Milliarden €. Etwa die Hälfte davon kommt aus dem Dienstleistungsgartenbau mit dem Garten- und Landschaftsbau. Insbesondere im Unterglasanbau ist Nordrhein-Westfalen die unangefochtene Nummer 1 in Deutschland mit etwa 40 % Gewächshausflächen.

Sonderkulturen (Spargel, Erdbeeren) finden sich vor allem am Rande der Rhein- und Ruhr-Großstädte, am Niederrhein, im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe.

Münsterland - Schweineland

Westfälischer Schinken ist nicht nur ein überlieferter Begriff für eine Spezialität vom Schwein, sondern steht für die Tatsache, dass jedes fünfte Schwein, das in Deutschland gemästet wird, dem Münsterland und den angrenzenden Landkreisen stammt. Den stärksten Ausbau der Viehhaltung hat in den vergangenen 30 Jahren die Schweineproduktion erfahren. Zuletzt wurden etwa 7,2 Millionen Schweine gezählt. Das Münsterland gehört damit zu den größten deutschen Erzeugungsgebieten für Schweinefleisch.

Im Gegensatz zur Schweinemast war die Milchkuhhaltung über Jahre rückläufig. Heute halten nordrhein-westfälische Bauern 424 000 Kühe in 6 500 Betrieben mit Milcherzeugung. Mit 1,45 Millionen Rindern hat NRW eine sehr hohe Rindviehdichte, der Anteil an Mastrindern spielt eine nicht unerhebliche Rolle.

Das den Tieren zur Verfügung stehende Futter wächst überwiegend auf selbstbewirtschafteten Flächen. Auf dem Ackerland steht zu mehr als zwei Dritteln Getreide, vor allem Weizen und Gerste sowie Mais. Mehr als die halbe Ernte wird nicht verkauft, sondern unmittelbar an das eigene Vieh verfüttert.

In den vergangenen 25 Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 60 % auf 34 300 gesunken. Die durchschnittliche Betriebsgröße hat sich in dieser Zeit nahezu auf 46,6 ha verdoppelt. 50 % der Betriebe werden im Haupterwerb geführt und 41 % im Nebenerwerb, der Rest sind Personengesellschaften. Etwa 1 800 Betriebe bewirtschaften 5 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch.

Agribusiness Spitze in NRW

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaft belegt mit Blick auf ihre Umsätze nach Niedersachsen und Bayern bundesweit Rang drei. Mit einem Produktionswert im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2014 von 7,7 Milliarden Euro ist die hiesige Agrarwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Trotz dieser leistungsfähigen Landwirtschaft ist Nordrhein-Westfalen gemessen an den Erwerbstätigen in NRW kein Agrarland mehr. Nur noch 1,3 % der Beschäftigten arbeiten in landwirtschaftlichen Einzelunternehmen. Die Bedeutung der Landwirtschaft für NRW ist aber wesentlich größer, denn im vor- und nachgelagerten Bereich und im landwirtschaftlichen Umfeld haben sich leistungsfähige Branchen etabliert und entwickelt. Die Bruttowertschöpfung des Agribusiness an der Gesamtwirtschaft in Nordrhein-Westfalen liegt mit knapp 50 Milliarden € bei etwa 10 %.

Was der Mensch zum Leben braucht

Die Land- und Ernährungswirtschaft bieten in Nordrhein-Westfalen etwa 400 000 Menschen Arbeit. Damit gehören sie zu den größten Arbeitgebern in diesem Bundesland.

Die lebensmittelverarbeitende Wirtschaft insbesondere in Ostwestfalen-Lippe steht heute schon auf einer hervorragenden Wettbewerbsposition durch gute Zusammenarbeit mit den Vorlieferanten: Ein hoher Qualitätsanspruch, eine breite Angebotspalette, etwa 1 000 Unternehmen mit fast 96 000 Beschäftigten und einem Umsatz in Höhe von 36 Milliarden € machen sie zur umsatzstärksten Ernährungswirtschaft in Deutschland.

Hohe Qualität und Erholung

Die schöne Landschaft und die intakte Umwelt am Rande der Ballungszentren haben sich viele Landwirte zunutze gemacht, die sich über Direktvermarktung, Bauernhofcafés oder über Urlaub auf dem Bauernhof ein zusätzliches Standbein zur Existenzsicherung aufgebaut haben. Sie bieten der Bevölkerung damit Möglichkeiten zu günstigem Einkauf von frischen Lebensmitteln hoher Qualität direkt beim Erzeuger sowie zu aktivem Urlaub mit Reitmöglichkeiten, Umgang mit Tieren oder Fahrradtouren.