Milch - Menge rauf, Preise runter

Landwirtin im Melkstand

Von den 13 nordrhein-westfälischen Molkereiunternehmen wurden im vergangenen Jahr mehr Milch und Milcherzeugnisse abgesetzt. Wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW (LV Milch NRW) mitteilt, stieg die Herstellung von Konsummilch und Milcherzeugnissen um 6,7 Prozent auf 1,37 Milliarden Kilogramm.

Da im vergangenen Jahr die statistischen Daten des NRW-Milchmarktes nach Betriebsstätten und nicht mehr nach Unternehmen erfasst wurden, ist ein Vergleich mit Zahlen der Vorjahre nur bedingt vergleichbar. Hingegen hilft ein Blick in die Statistik des deutschen Milchmarktes. Danach hat jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr noch ein Liter mehr Konsummilch verzehrt, so dass der Pro-Kopf-Verbrauch nun bei 66 Litern liegt. Eine leichte Steigerung um 400 Gramm lässt sich auch bei Sauermilch- und Milchmischgetränken auf 27,5 Kilogramm feststellen. Dies ist wohl unter anderem auch auf den heißen Sommer zurückzuführen. Bei warmen Temperaturen greifen die Verbraucher gern zu Sauermilchprodukten, wie Joghurt oder Kefir, und zu Milchmischgetränken, wie Kakao. Der Käseverbrauch hat sich mit knapp 22 Kilogramm auf einem hohen Niveau stabilisiert. Im Vorjahr waren es 200 Gramm weniger.

Insgesamt zeigt sich aber auf dem Milchmarkt nach Angaben der LV Milch NRW eine unbefriedigende Situation. Zum einen nähmen die Discounter immer mehr Einfluss auf die Preisgestaltung. Den 120 Molkereien in Deutschland stehen lediglich acht Handelsunternehmen als Abnehmer gegenüber. Zum anderen würden die politischen Entscheidungen der EU den Strukturwandel verstärken. Eine Anpassung der Verbraucherpreise sei dringend notwendig, damit den Landwirten ein angemessener Milchpreis gezahlt werden kann. Die derzeitige Einkommenssituation auf der Erzeugerseite bezeichnete die LV Milch als katastrophal. Dies führe zu einer nachhaltigen Gefährdung der heimischen Milcherzeugung. Wenn sich dieser Preistrend fortsetze, würden in fünf bis sieben Jahren die Hälfte der milcherzeugenden Landwirte ausscheiden. Der Landwirt erhielt 2003 im Durchschnitt knapp 29 Cent je Liter ab Hof und damit 1,42 Cent oder 4,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im vergangenen Jahr gab es noch 10 217 Milchkuhhalter in Nordrhein-Westfalen. Das sind fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Sie hatten knapp 400 000 Kühe in den Ställen und auf der Weide stehen.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 28.01.2004