Nitratdienst Juli 2023

gerstenernte
Gerstenernte weitestgehend abgeschlossen.

       
Hitzestress nicht gleich Trockenstress

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte Juli. Die anhaltende Trockenheit und die damit verbundenen Folgen haben sich in den letzten Wochen etwas reduziert. Zwischen Mitte Juni und Mitte Juli hat es in NRW einige Regenereignisse gegeben, die den Oberboden mit Wasser versorgt haben, welches den Pflanzen zur Verfügung gestanden hat. Dabei haben manche Regionen mehr, andere weniger profitiert. Insbesondere am 22. Juni gab es NRW weit zwischen 20 und 30 mm Niederschlag. Während im Beobachtungszeitraum in Teilen des Münsterlandes und Südwestfalens über 100 mm gefallen sind, wurden in Teilen des südlichen Rheinlandes knapp die 50 mm erreicht. Der Mittelwert aller Wetterstation in NRW zwischen Mitte Juni und Juli liegt bei 74 mm. Die Temperatur hat an einigen Tagen die 30 °C überschritten. Beispielsweise erreichte die Temperatur in Nörvenich (Rheinland) am 9.Juli die 35 °C Marke. Die hohen Temperaturen und gleichzeitig hohe Sonneneinstrahlung, führten bei einigen Pflanzenbeständen zu Hitzestress. Hierbei muss zwischen Hitze- und Trockenstress unterschieden werden. Einem Hitzestress kann nicht oder nur bedingt mit einer ausreichenden Wasserversorgung entgegengewirkt werden. Die hohe Lufttemperatur spiegelt sich auch im Boden wieder. Laut Deutschem Wetterdienst sind im Boden bis 20 cm auch Temperaturen bis 35 °C erkennbar. Auf leichten bis mittel-schweren Böden sorgen die hohen Temperaturen in Luft und Boden dafür, dass die nutzbare Feldkapazität in 0 bis 40 cm auf 30 % fällt. Die auftretenden Niederschläge im Zeitraum vom 6. bis 14. Juli, können am Beispiel Münster/Osnabrück nur die oberen 10 cm mit ausreichend Wasser versorgen. Darunter bleibt es unverändert.

Gerstenernte begünstigt N-Mineralisation

Seit dem letzten Nitratdienst hat die Gerstenernte begonnen und ist sogar bereits größtenteils abgeschlossen. Ebenso haben die Raps- und Weizenernten begonnen. Auf tierhaltenden Betrieben wo Grobfutter knapp ist, wurde der Anbau einer Zweitfrucht riskiert. Obwohl auf den Referenzflächen mit Wintergerste noch keine Stoppelbearbeitung stattgefunden hat, sind die Nmin Werte leicht gestiegen. Unter den übrigen Wintergetreiden schwanken die Nmin Werte und lassen keinen Trend erkennen. Der Mittelwert über die beprobten Schichten liegt bei 22kg N/ha. Die schnell erwärmbare Krumenschicht (0-30 cm) ist gekennzeichnet durch gestiegene Nmin-Werte. Im Winterraps zeigt sich aus diesem Grund ebenfalls ein Anstieg der Nmin Werte in der Krumenschicht, da abgefallene Blätter und Pflanzenreste mineralisiert wurden. Die wüchsigen Wachstumsbedingungen haben den Winterungen ein tiefreichendes Wurzelsystem beschert, welches die Stickstoffaufnahme auch aus der Schicht 60 bis 90 cm gut ermöglicht hat. Die Trockenheit hat an einigen Standorten nur eine Bodenprobennahme bis 60 cm zugelassen.
Auf den Referenzflächen mit Sommerungen zeigt sich die Nmin-Dynamik sehr heterogen. Auf einigen Flächen wurde durch die guten Bedingungen für das Bodenleben Stickstoff mineralisiert, welches die Nmin Werte steigen ließ. Auf anderen Flächen scheinen die Pflanzen mehr Stickstoff aufgenommen zu haben als mineralisiert worden ist. Im Gegensatz zu den Flächen mit Winterungen ist für die Kulturen Mais, Kartoffel und Zuckerrüben auch in der untersten Bodenschicht (60 -90 cm) noch viel Stickstoff verfügbar. Ob die Pflanzen diesen später nutzen werden können, hängt von den zukünftigen Niederschlagsmengen, der Bodenart sowie der Ausbildung des Wurzelsystems ab. Die Nmin Werte unter Mais sind im Vergleich zum letzten Nitratdienst um rund 30 kg N/ha gesunken, liegen häufig aber noch im dreistelligen Bereich. Die Nmin-Vorräte unter Kartoffeln reduzierten sich um rund 60 kg N/ha.

Autor: Lukas Otten