Nitratdienst September 2023

Auflaufende Zwischenfrüchte im SeptemberBild vergrößern
Derzeit herrschen sehr gute Bedingungen für das Auflaufen der Saaten wie Zwischenfrüchte, Winterraps oder auch Ausfallgetreide und Ausfallraps. Es gibt meist ausreichende Stickstoffreserven.

Witterung war feucht-warm

Der Nitratdient berichtet über die Dynamik des mineralischen Stickstoffvorrats unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang August bis Anfang September. Innerhalb des fünfwöchigen Beobachtungszeitraums war die Witterung sehr wechselhaft. Es gab sowohl feucht-warme, einen feucht-kühlen als auch trocken-warme Abschnitte.

In der zweiten Augustdekade war die Witterung warm und es kam zu einigen Niederschlagsereignissen. Danach folge ein kurzer Abschnitt mit ähnlichen Temperaturen, der jedoch trocken blieb. Ende August wurde es dann auf einmal für einige Tage deutlich kühler und Niederschläge setzten wieder ein. Ab der Monatswende setzte sich dann aber wieder Hochdruckwetter durch, welches viel Sonnenschein und bis zum Beprobungszeitpunkt ungewöhnlich warme Sommertemperaturen mit Tagestemperaturen um die 30 Grad Celsius mitbrachte. Auch die Nächte blieben bis zuletzt noch sehr mild und bis auf Ausnahmen im positiv zweistelligen Temperaturbereich. Damit fand ein Auskühlen der Böden noch nicht statt. Die Temperaturen lagen hier auf unbewachsenem, sandigem Lehmboden in den oberen 5 cm zuletzt noch bei weit über 20 Grad Celsius. An den Wetterstationen im Land wurden innerhalb des Beobachtungszeitraums im Durchschnitt rund 80 Millimeter an Niederschlagssumme gemessen, was annähernd dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Regional kam es jedoch mit weit über hundert Millimetern zu deutlich höheren Niederschlagssummen. Die höheren Summen wurden innerhalb eines Bandes in West-Ost Richtung im Bereich vom Niederrhein, dem Ruhrgebiet mit südlichem Münsterland, Südwestfalen bis ins südliche Ostwestfalen erzielt. Das war auch die Zone, wo der Oberboden Ende August und Anfang September nach DWD-Informationen meist wassergesättigt war und sich auf leichteren Bodenarten auch Sickerwasser gebildet hat. Insgesamt kann der Beobachtungszeitraum als feucht-warm umschrieben werden.

Bodenbewegung wirkt als Katalysator

Das kleine, trockene Zeitfenster Mitte August wurde zum Teil noch dazu genutzt, die verbleibenden Getreide- und Rapsbestände zu ernten. Hier waren einige Bestände mit bereits auswachsenden Körnern dabei, welche dann insbesondere die Qualitäten beeinflusst haben. Bei Beständen, die zudem ins Lager gegangen waren, waren auch Ernteverluste hinzunehmen. In diesen Fällen verblieben dann auch automatisch einige Mengen an Nährstoffen auf den Flächen (hierüber wurde bereits gesondert berichtet). Dort, wo die Flächen bis dahin schon geräumt waren, konnte dieses Zeitfenster auf Flächen mit leichteren Bodenarten für eine Bodenbearbeitung genutzt werden. Hier wurden auch erste Zwischenfruchtbestände etabliert. Auf den schweren Bodenarten – insbesondere in dem beschriebenen nassen Band - war die Bearbeitung bis dahin aufgrund der vorangegangenen Niederschlagssummen eher noch erschwert. Spätestens jedoch dann mit dem stabilen Hochdruckgebiet ab Anfang September konnten die Böden abtrocknen und der passende Zeitpunkt für die Bestellung war gegeben - Zwischenfrüchte sowie Winterraps kamen vielerorts noch fristgerecht in die Erde. Aufgrund der Feuchtigkeit im Boden und der warmen Bodentemperaturen, waren die Bedingungen für ein schnelles Auflaufen der Saaten aber auch des Ausfallgetreides- und –rapses bis dato sehr gut. Die Bedingungen waren andererseits aber auch für die Mineralisation von organisch gebundenem Stickstoff äußerst günstig. In Kombination mit den Bodenbearbeitungsgängen für die Saatbettbereitung und schließlich der Aussaat selber, wurde organische Substanz, wie z.B. Erntereste oder auch aufgebrachter organischer Dünger zum einen mit dem Mineralboden vermischt und zum anderen wurde der für die mineralisierenden Bodenorganismen essentielle Sauerstoff in die Krumenschicht eingebracht. Die Mikroorganismen binden dabei während ihres Wachstums erst einmal den Stickstoff aus der organischen Substanz, stellen ihn später aber dem Boden und damit auch den Pflanzen in Form von Ammonium-Stickstoff und später, nach dem Prozess der Nitrifikation, als Nitratstickstoff den Pflanzenwurzeln zur Verfügung.

Der Mineralisationseffekt nimmt mit der Intensität der Bodenbearbeitung zu. Zum Teil sehr deutliche Anstiege des Nmin-Gehaltes sind auf vielen mit Zwischenfrüchten bestellten Flächen oder auch auf den Flächen, die sich zum Zeitpunkt der Beprobung im Bearbeitungsmodus befanden, festzustellen. Diese Flächen machen bei den Monitoringflächen derzeit den Löwenanteil aus. Ein gutes Beispiel für einen rapiden Anstieg des Nmin-Wertes ist die bearbeitete Winterroggenfläche in Bad Münstereifel, wo der Gesamtwert von 20 auf 147 kg/ha hochgeschnellt ist. Ein anderes Beispiel ist die bearbeitete ehemalige Winterraps-Fläche in Mechernich, wo der Vormonatswert bei 55 kg/ha lag und der nun gemessene Wert bei 189 kg/ha Nmin liegt. Bei diesem Beispiel wird einem noch einmal gut das Potenzial an Stickstoffreserven aus den Ernteresten des Rapses offenbart. Bei einigen dieser Flächen sind die Werte aber auch aufgrund einer Herbstdüngemaßnahme in die Höhe gegangen. Zwischenfrüchte, die bis Mitte September nach einer Getreidevorfrucht eingesät wurden dürfen auf nicht-Nitratbelasteten Flächen im Rahmen der Regelung „Ausnahmen von der Sperrfrist“ bis zum 1. Oktober mit maximal 60 kg/ha Gesamtstickstoff, bzw. 30 kg/ha Ammonium-Stickstoff gedüngt werden. Auch in diesen Fällen muss eine Düngebedarfsermittlung (DBE) durchgeführt und die Düngemaßnahme dokumentiert werden. Auf Nitratbelasteten Flächen dürfen Zwischenfrüchte hingegen nur gedüngt werden, wenn diese für die Futternutzung angedacht sind. Dies kann durch eine Mahd oder eine Beweidung erfolgen. Eine Nutzung des Aufwuchses in einer Biogasanlage ist hingegen nicht erlaubt. Ausführliche Informationen zur Herbstdüngung finden Sie unter www.duengung-nrw.de. Eine Düngung mit Wirtschaftsdüngern wurde auf den Flächen in Menden, Kevelaer, Neunkirchen-Vluyn, Bönen sowie Lage durchgeführt. Verluste an mobilem Nitratstickstoff durch Sickerwasser lassen sich aber auch feststellen, wie etwa unter der nun bearbeiteten ehemals mit Winterroggen bestellten Fläche in Haltern-Hullern mit Sandboden, wo gegenüber dem Vormonat mindestens 30 kg/ha abhandengekommen sind.

Meist ausreichend N-Reserven für die vorwinterliche Entwicklung

Lässt man die gedüngten Flächen außen vor, errechnet sich im Mittel dieser Flächen ein Nmin-Wert von knapp 80 kg/ha in der Gesamtschichttiefe (0 bis 90 cm). Allein in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) findet sich die Hälfte dieses mineralischen Stickstoffs wieder. Hier gibt es jedoch Unterschiede in Abhängigkeit der Region und vorliegenden Bodenart. Das durchschnittlich recht hohe Niveau an mineralischem Stickstoffvorrat wird in vielen Fällen für eine zufriedenstellende vorwinterliche Entwicklung der Kulturen führen. Im Einzelfall kommt es aber auf den Verbleib des Strohs, die Bodenart in Kombination mit den Niederschlägen sowie die Intensität der Bodenbearbeitung an. Winterraps nimmt – u.a. abgeleitet aus dem Nitratdienstmonitoring - bis zum Ende der Vegetationszeit zwischen 50 bis 100 kg/ha auf. Danach folgt Wintergerste mit einer N-Aufnahme von 30 bis 50 kg/ha. Winterweizen hat mit 10 bis 20 kg/ha Stickstoff den geringsten vorwinterlichen Bedarf. 

Je nachdem ist auch mit einem Überwachsen der Bestände zu rechnen, weshalb in solchen Fällen den Einsatz von Wachstumsreglern anzuraten ist. Je nachdem, sollte, was die Aussaat des Getreides auf bestimmten Standorten angeht, bewusst auch über eine Spätsaat nachgedacht werden, wobei dann in diesen Fällen die Saatstärke entsprechend angepasst werden sollte.

Die Maiskulturen, die ebenfalls einen großen Anteil der Monitoringflächen ausmachen, befinden sich im Abreife-Modus und nehmen in der Regel keinen Stickstoff mehr aus dem Boden auf. Sofern die Böden weiterhin warm bleiben und eine gewisse Feuchtigkeit gegeben ist, ist auch hier von einer Mobilisierung größerer Stickstoffmengen auszugehen.

Autor: Holger Fechner