Landessortenversuche Futtererbsen 2010

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Reife Futtererbsen

Futtererbsen 2010 - überraschend gute Erträge

Mit gut 54 dt je ha wurden in den Landessortenversuchen bei den Futtererbsen überraschend hohe Erträge erzielt, gegenüber dem vergangenen Jahr waren es rund 14 % mehr. Wie die Erbsensorten in den Landessortenversuchen abschnitten, erläutern Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Anbaufläche für Futtererbsen in NRW hat sich gegenüber dem Vorjahr mit 1 900 ha nicht verändert. Obwohl viele Kriterien, wie guter Vorfruchtwert, Bodenstrukturverbesserung, Fruchtfolgeauflockerung und Stickstoffeinsparungspotenzial durchaus für den Einsatz der Leguminosen sprechen, ist eine Wirtschaftlichkeit des Anbaues häufig nicht gegeben.

Die Erträge der Futtererbsen, mit gegenüber den Ackerbohnen vergleichsweise größeren Jahresertragsschwankungen, liegen nach der Besonderen Ernteermittlung seit 1999 im Mittel um rund 3 dt je ha unter denen der Ackerbohnen. Auch bei den Futtererbsen sind die Züchtungsprogramme in Deutschland weitestgehend eingestellt worden, sodass über den Züchtungsfortschritt keine wesentlichen Ertragssteigerungen zu erwarten sind.

Landessortenversuche Futtererbsen

Landessortenversuche mit Futtererbsen sind stets besonders stark durch äußere Einflüsse, insbesondere durch Vogelfraß gefährdet. Daher stand in Nordrhein-Westfalen im aktuellen Jahr wiederum leider nur ein Landessortenversuch auf Lehm zur Verfügung, neben einer Wertprüfung des Bundessortenamts aus dem Rheinland. Zusätzlich aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind in diesem Jahr drei weitere Sortenversuchsergebnisse verfügbar.

In der Tabelle 1 sind die Ertragsergebnisse der fünf verfügbaren Landessortenversuche mit insgesamt acht Sorten aufgeführt. Die Aussaatstärke der Futtererbsen betrug 75 Körner je m². Tabelle 2 weist die Erträge der Sorten an den verschiedenen Versuchsstandorten aus.

Die aus diesen Ergebnissen resultierenden Sortenempfehlungen sind der Tabelle 3 zu entnehmen. Die in der Tabelle 4 aufgeführten Eigenschaften der Sorten zeigen pflanzenbaulich relevante Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium für die Sortenwahl. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker, damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Tannin behindert die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei Schweinen oder Geflügel mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten tanninarm.

Wie die Sorten bezüglich der Eiweißleistung einzustufen sind, ist Tabelle 5 zu entnehmen. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Insbesondere die empfohlenen Sorten Santana sowie Casablanca zeigen über die Jahre hinweg höhere Rohproteingehalte.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigeren, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen.

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Sie sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich. Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, auch verspätete Aussaaten im April in Kauf genommen werden. Wegen der größeren Frostempfindlichkeit sind, im Unterschied zu den Ackerbohnen, zu frühe Saaten auch aus diesem Grund zu vermeiden. Die im Boden lebenden Knöllchenbakterien können auch erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich möglichst frühe Aussaaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung gefördert wird.

Futtererbsen können mit 70 bis 80 Körnern/m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett gesät werden. Da die Saatgutkosten auch hier einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel (Saatmenge = Körner/m² x TKM/Keimfähigkeit) zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss.

Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndiensthinweise und gegebenenfalls Pflanzenschutzhinweise sind zu beachten.

In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch