Landessortenversuche Wintergerste 2005

Getreidequalität

Ertrag und Qualität überwiegend zufriedenstellend

Als frühreife, frühräumende Getreideart zeigte die Wintergerste in diesem Anbaujahr wieder deutlich ihren Anbauvorteil, unter Frühsommertrockenheitsbedingungen noch sichere Erträge bei guten Qualitäten zu erbringen. Durch die schon weit entwickelte   Bestockung vor Winter konnte ihr der diesjährig sehr späte Vegetationsbeginn hinsichtlich der Entwicklung einer ausreichenden Bestandesdichte wenig anhaben. Das hat sich auch in den Landessortenversuchen gezeigt, wie Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtet.

Zum Zeitpunkt der Kornfüllungsphase in der letzten Maidekade waren die Witterungsbedingungen günstig, so dass sich NRW- weit überwiegend gute bis sehr gute Erträge und hl-Gewichte erzielen ließen. Starke Krankheits- und Lagerkalamitäten waren nicht vorhanden. Die Ernte begann zur normalen Zeit und konnte trocken eingebracht werden. Die Erträge in den Landessortenversuchen lagen gegenüber dem schon sehr guten Vorjahr 2004 landesweit um rund 7 % höher. Tendenziell dürfte diese Größenordnung auch für die Praxiserträge gelten. Die hl-Gewichte lagen im Vergleich zum Vorjahr mit 67,3 kg/hl um knapp 6 % höher.

Anbauentwicklung und Ertragssituation

Nach einem Anbauflächentief im Jahr 1999 verzeichnete die Wintergerste NRW- weit bis 2004 relativ stetig steigende Flächenanteile, siehe Tabelle 1. Dagegen ist im Jahr 2005 nach ersten vorläufigen Ermittlungen des statistischen Landesamtes, Düsseldorf, die Wintergerstenfläche gegenüber 2004 um rund 1 700 ha leicht gesunken. Vor dem Hintergrund der diesjährigen Praxiserfahrungen bezüglich ihrer Ertragssicherheit, der recht festen Preise für Wintergerste sowie einer weiterhin steigenden Rapsanbaufläche ist durchaus von einer wieder zunehmenden Wintergerstenfläche für das kommende Anbaujahr auszugehen. Aus der Tabelle 2 ist zu ersehen, dass in den Landessortenversuchen zu Wintergerste das bisher beste Ertragsjahr 2001 in den Folgejahren noch nicht wieder erreicht wurde. Das Erntejahr 2005 mit landesweit 90 % Ertrag vom Höchstertragsjahr 2001 war allerdings das bisher beste der letzten vier Jahre. Zwischen den fünf verschiedenen Ackerbauregionen von NRW zeigen sich in diesem Jahr deutlichere Unterschiede. Auf den Niederungslagen-Sand sowie den Hügellagen Ostwestfalens wurden sehr gute Erträge erzielt, während auf den Lößstandorten des Rheinlandes die Ertragssituation gegenüber dem Vorjahr vergleichsweise enttäuschend war.

Die Analyse der Ertragsstrukturergebnisse in Tabelle 3 zeigt, dass in der Köln-Aachener Bucht die Bestandesdichten in den letzten beiden Jahren auf etwa gleich hohem Niveau lagen, allerdings die in diesem Jahr niedrigeren Kornzahlen je Ähre sowie die TKM zu den geringeren Erträgen führten. Auf den Niederungslagen Lehm zeigten im Vergleich zum Vorjahr die Bestände im Mittel insgesamt leicht niedrigere Bestandesdichten. Wegen der etwas höheren Kornzahl je Ähre sowie der TKM konnten aber insgesamt leicht höhere Erträge gedroschen werden. Deutlichere Unterschiede zu 2004 sind in diesem Jahr auf den Sandstandorten sowie dem Hügelland im Bereich Ostwestfalen-Lippe festzustellen. Hier führten die sehr hohen Bestandesdichten bei den ansonsten wie im Vorjahr gleich hohen Ertragsstrukturmerkmalen Kornzahl je Ähre und TKM zu den deutlich höheren Erträgen.

Leistungsschätzung von Sorten

In Nordrhein-Westfalen wurden im Vegetationsjahr 2004/05 an insgesamt zehn Standorten die Landessortenversuche Wintergerste angelegt. Auf dem Sand-Standort Sassenberg-Gröblingen war wegen frühzeitigen Lagers durch Wildschaden und nachfolgenden stärkeren Taubenfraßes in einigen Parzellen eine korrekte Versuchsauswertung infolge zu hoher Grenzdifferenzen nicht mehr möglich. Durch Hinzunahme von Landessortenversuchsergebnissen aus dem benachbarten Kammerbereich Weser-Ems, von einem Lehm - Niederungsstandort sowie von zwei Sand -Standorten konnten aber insgesamt zwölf Landessortenversuche Wintergerste in die Gesamtauswertung einbezogen werden.

Die Prüfung der Wintergerstesorten erfolgte im Anbaujahr 2004/05 in zwei Intensitätsstufen, siehe Tabelle 4. Erstmalig in diesem Jahr wurde eine gleich hohe Stickstoffdüngung in den beiden Intensitätsvarianten B1 und B2 durchgeführt. Diese Vorgehensweise - ab diesem Jahr bundesweit einheitlich eingeführt - soll dem wichtigen Zuchtziel und den Zulassungskriterien des Bundessortenamtes Rechnung tragen, möglichst gesunde und damit weniger pflanzenschutzbedürftige Sorten der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Eine Schlechterstellung der Sorten durch eine bereits reduzierte Stickstoffdüngung in der unbehandelten Variante, wie in den Vorjahren praktiziert, ließ bei der betriebswirtschaftlichen Auswertung der Intensitätsvarianten eine korrekte Bewertung der Sorten bezüglich ihrer notwendigen Pflanzenschutzintensität nicht zu. Neuere, gesündere Sorten konnten ihre mögliche Leistungsfähigkeit unter unbehandelten Bedingungen nicht deutlich zeigen. Um in B1 durch die erhöhte N-Düngung kein überproportionales Lager zu provozieren, wurde eine gegenüber B2 um die Hälfte verringerte Wachstumsreglermenge eingesetzt, siehe Tabelle 4.

Ertrags- und Qualitätsleistungen

Praxisnahe Grundlage für gut abgesicherte Sortenempfehlungen sind die mehrjährig erzielten Leistungen der Sorten aus der höheren Intensitätsvariante B2. Das Verrechnungs- (VRS) beziehungsweise Bezugssortenmittel   wird von den Sorten Naomie, Lomerit und Franziska gebildet. Es sollte beachtet werden, dass sich die in den Exaktversuchen zwischen einigen Sorten ermittelten Ertragsdifferenzen von 1 bis 2 % in der Praxis so deutlich nicht wiederfinden lassen werden. Deshalb sollten solche geringen Differenzen keinen übermäßigen Einfluss auf die Bewertung und letztlich die Sortenwahl haben. Auch ein im aktuellen Jahr unterdurchschnittliches Ertragsergebnis einer sonst sich mehrjährig bewährten Sorte sollte nicht überbewertet werden, vor allem, wenn die eigenen Anbauerfahrungen mit dieser Sorte bislang gut waren.

Der Tabelle 5 sind die diesjährig an den verschiedenen Prüfstandorten in den jeweiligen Ackerbauregionen erzielten Sortenertragsleistungen zu entnehmen. Es zeigt sich zusammenfassend in diesem Jahr, dass die bislang mehrjährig geprüften und empfohlenen Sorten grundsätzlich auch weiterhin ihre Anbauwürdigkeit unter Beweis gestellt haben. Im Vergleich zu diesen zeichnet sich bei den neueren, erst zweijährig geprüften Sorten Cinderella, Maximiliane und Action relativ einheitlich über alle Versuchsstandorte keine deutliche Leistungsverbesserung in der Ertragsleistung ab. Bei den erstjährig geprüften Sorten wiesen vor allem die frühreifere Laverda und die an weniger Standorten geprüfte Sorte Merilyn ansprechende, aber nicht sehr deutlich überragende Ertragsleistungen auf. Erstmalig, in etwas größerem Prüfumfang, wurden auch die frühreiferen Sorten Ketos und Siberia geprüft. Sie zeigten recht ansprechende Ertragsleistungen. Die pflanzenbauliche Bedeutung solcher sehr frühreifen Sorten ist in einer Entzerrung von Arbeitsspitzen zu sehen, von den durchzuführenden produktionstechnischen Maßnahmen, wie N-Düngung und Pflanzenschutz, bis hin zur Ernte. Vor allem auf leichten Standorten können solche Sorten wegen ihrer früheren Entwicklung Trockenheitskalamitäten besser überstehen.

Die Ergebnisse zeigen auch dieses Jahr erneut, dass innerhalb der verschiedenen Anbauregionen an den Einzelversuchsstandorten verschiedene Sorten teilweise sehr unterschiedliche Ertragleistungen aufweisen, je nachdem, wie sich die örtlichen Witterungsverhältnisse auf den Lagerdruck sowie die Entwicklung verschiedener Krankheiten ausgewirkt haben. Dieses unterstreicht die Wichtigkeit der Sortenprüfungen an vielen Standorten und auch die Beachtung ihrer Vorjahresergebnisse. Für die Sortenwahl bedeutet dieses aber auch, im Sinne einer Ertrags-Risikostreuung, dass je nach einzelbetrieblichem Umfang der Wintergerstenfläche mindestens zwei Sorten angebaut werden sollten. In der Sortenleistungstabelle 6 sind, differenziert nach den fünf Ackerbauregionen von NRW, die jeweils gemittelten Vorjahresergebnisse der Sorten aufgeführt, die die Basis für die Sortenempfehlungen darstellen, siehe Tabelle 8. Dabei handelt es sich ausschließlich um gelbmosaikvirusresistente Sorten. Die Sortenempfehlungen zum Testen basieren auf bislang erst zweijährigen Ergebnissen und auf einer nur eingeschränkten Datengrundlage. Z-Saatgut mit hervorragender Qualität aus nordrhein-westfälischen Vermehrungen dürfte für die empfohlenen Sorten in ausreichender Menge verfügbar sein.

Die hl-Gewichtsleistungen der Sorten in den verschiedenen Ackerbauregionen ergeben für dieses Jahr hervorragende, sehr hohe hl-Gewichte auf den Sandstandorten. Mit Ausnahme der Sorten Theresa, Stephanie und Naomie, die in Einzeljahren näher an der Interventionsschwelle von 62 kg je hl liegen können, erbringen die anderen empfohlenen Sorten über die Jahre sehr sichere, interventionsfähige hl-Gewichte.

Höhere Intensität wirtschaftlich lohnend?

Vor dem Hintergrund der in diesem Jahr erstmalig in beiden Intensitätsvarianten B1 und B2 durchgeführten einheitlichen Stickstoffdüngung ermöglicht sich die interessante Fragestellung, ob es Sorten gibt, die wegen ihrer besseren Gesundheit keinen fungiziden Pflanzenschutz benötigen. Beurteilungskriterium dafür ist die bereinigte Marktleistung, als rechnerisches Produkt aus dem Ertrag und dem Erzeugerpreis abzüglich der jeweils in B1 und B2 vorgenommenen variablen Aufwendungen für die Überfahrten, für Wachstumsregler, Fungizide und Stickstoff. Für das Jahr 2005 ergeben sich aus der Kostendifferenz zwischen B1 und B2, auf dt je ha umgerechnet, erforderliche Mindestmehrerträge in der höheren Intensitätsstufe von rund 14 dt je ha. In der Tabelle 7 sind für die geprüften Sorten die in B1 und B2 erzielten bereinigten Marktleistungen als Relativzahlen bezogen auf den in der B2 Variante erzielten Mittelwert der bereingten Marktleistungen der Verrechnungssorten für die einzelnen Versuchsstandorte dargestellt. Für die in der Tabelle 8 empfohlenen Wintergerstesorten sind zur Verdeutlichung die Felder farblich markiert, die entweder in der unbehandelten Variante B1 (= grün) oder in der behandelten Variante B2 (= rot) jeweils die höheren bereinigten Marktleistungen erbrachten. Auf neun von zwölf Standorten lagen die Mittelwerte der bereinigten Marktleistungen der Verrechnungssorten in der behandelten Variante höher. Die höhere Intensität war damit in der überwiegenden Zahl der Standorte 2005 wirtschaftlich lohnend.

Für die Sorten lässt sich feststellen, dass es je nach Versuchsstandort keine gibt, die in diesem Jahr grundsätzlich in der unbehandelten oder in der behandelten Variante immer die höheren bereinigten Marktleistungen erbrachten. In der Tendenz allerdings deutet sich diesjährig an, dass die Sorten Naomie und Merlot sowie noch etwas deutlicher die ganz neuen Sorten Laverda, Merilyn und Mercedes überwiegend in der unbehandelten Variante B1 die höheren bereinigten Marktleistungen erbrachten. Diese Ergebnisse korrespondieren sehr gut mit den bei diesen Sorten feststellbaren in der Regel überdurchschnittlich guten agronomischen Eigenschaften sowie ihrer breiten, sehr guten Blattgesundheit, wie aus der Tabelle 6 ersichtlich. Dieses zwar erst einjährige Ergebnis kann für das kommende Anbaujahr 2006 daher zumindest als erster Anhaltspunkt genommen werden, vor allem beim Anbau jener Sorten die Intensität im Bereich des fungiziden Pflanzenschutzes deutlicher zu reduzieren. Genauere Ergebnisse und Schlussfolgerungen lassen sich allerdings erst nach weiteren Anbaujahren gewinnen. Die gleiche Tendenz lässt sich auch bei den zweijährig geprüften Sorten Cinderella, Maximiliane sowie Action feststellen, die in der Mehrzahl der Versuchsstandorte in der B1-Variante gegenüber B2 die höheren bereinigten Marktleistungen erbrachten. Auch diese Sorten verfügen über sehr gute agronomische Eigenschaften sowie eine breite, gute Blattgesundheit. Allerdings erreichen diese Sorten im Vergleich zu den mehrjährig geprüften und empfohlenen Sorten überwiegend schwächere bereinigte Marktleistungen.

Beschreibung der empfohlenen Sorten

Naomie: Carola-Julia Abstammung. Mit Ausnahme der Lößstandorte ansonsten sehr stabile, überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Schwächere, in der Regel aber noch sichere hl-Gewichtsleistungen. Standfestere, kürzere, sehr gesunde Sorte. Lediglich höhere Anfälligkeit gegenüber Ährenknicken. Schmalblättriger und steilwüchsigerer Wuchstyp, dunkelgrünere Pflanzenfarbe. Ertragsbildung über durchschnittliche Bestandesdichte und höherer Kornzahl je Ähre sowie TKM. Die höhere Intensität zeigte sich in der Mehrzahl der Standorte 2005 nicht wirtschaftlich.

Lomerit: Grete-Abstammung. Weist mehrjährig; sehr konstante, überdurchschnittliche Ertragsleistungen auf. Sehr sichere, überdurchschnittliche hl-Gewichtsleistungen. Auf die schwächere Standfestigkeit ist pflanzenbaulich zu reagieren. Bis auf die höhere Zwergrostanfälligkeit ist die Blattgesundheit gut. Etwas heller in der Pflanzenfarbe, dieses sollte nicht zu einer höheren N-Düngung verleiten. Lang. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, höhere Kornzahl je Ähre sowie höhere TKM. 2005 zeigte sich überwiegend eine höhere Intensität wirtschaftlich lohnend.

Elbany: Borwina-Abstammung. Im Mittel gut überdurchschnittliche Ertragsleistungen, auf Sand in diesem Jahr etwas unterdurchschnittlich, ansonsten gute, beständige Leistungen. Beständige, sichere hl-Gewichtsleistungen. Sehr standfeste Sorte. Bei sonst guter Blattgesundheit höhere Anfälligkeit gegenüber Rhynchosporium, in diesem Jahr einzelörtlich stärker vorhanden gewesen. Die etwas heller grüne Pflanzenfarbe sollte nicht zu einer überhöhten N-Düngung verleiten. Ertragsbildung über unterdurchschnittliche Bestandesdichten, sehr hohe Kornzahl je Ähre und stärker unterdurchschnittlicher TKM. Intensität vor allem nach auftretendem Rhynchosporium-Druck ausrichten.

Merlot: Theresa-Carola-Abstammung. Im Mittel knapp überdurchschnittliche Ertragsleistungen bei größerer Streubreite. Gut überdurchschnittliche, sichere hl-Gewichtsleistungen. Sehr standfest, trotz hoher Pflanzenlänge. Bevorzugung für Güllestandorte. Sehr gute, breite Blattgesundheit. Auswinterungsgefährdet, insbesondere in Hügel- und Höhenlagen kann der Anbau riskanter sein. Breitblättrig, üppig wirkendes, dunkelgrüneres Bestandesbild. Tendenziell etwas später in der Abreife. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichten bei sehr hoher Kornzahl je Ähre und mittlerer TKM. Höhere Intensität zeigte sich 2005 nicht immer wirtschaftlich.

Franziska: Borwina-Kreuzung. Zeigt über die Prüfjahre und Standorte stärker streuende Ertragsleistungen, auch mal stärker unterdurchschnittlich. Sichere, überdurchschnittliche hl-Gewichtsleistungen. Auswinterungsgefährdet, insbesondere in Höhenlagen kann der Anbau riskanter sein. Zeigte sich im Winter 2003 in den Höhenlagen als recht gut regenerationsfähig. Standfest. Insgesamt nur durchschnittliche Blattgesundheit bei höherer Mehltau- und Teerflecken-Anfälligkeit. Grannenspitzen stärker rötlich gefärbt. Ertragsbildung über unterdurchschnittliche Bestandesdichten, sehr hoher Kornzahl je Ähre und mittlerer TKM. Höhere Intensität in der Regel wirtschaftlicher.

Stephanie: Krimhild-Kreuzung, mehrjährig recht konstante, knapp überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Die hl-Gewichte bewegen sich im Mittel knapp oberhalb der Interventionsschwelle von 62 kg/hl, können je nach Standort aber auch stärker unter die Interventionsbedingung geraten. Auf Standorten mit jahresweise größeren hl-Gewichtsproblemen sollte die Sorte vorzugsweise bei eigener Verfütterung angebaut werden. Stärkere Lagerneigung ist zu beachten; Wachstumsreglereinsatz nicht zu knapp planen. Blattgesundheit ist vergleichsweise gut. Tendenziell etwas stärkerer Teerfleckenbefall. Dunkelgrünere Blattfärbung, steilwüchsigeres Aussehen, lang. Grannenspitzen stärker rötlich gefärbt. Der Ertrag bildet sich überwiegend über eine mittlere Bestandesdichte sowie Kornzahl je Ähre und eine sehr hohe TKM. Höhere Intensität überwiegend wirtschaftlicher.

Theresa: Franka-Corona Abstammung. Ertragleistungen mit größeren Jahresschwankungen knapp um den Durchschnitt. Im Mittel nur knapp über der Interventionsschwelle liegende, stärker streuende hl-Gewichtsleistungen. Standfestigkeit und Blattgesundheit sind durchschnittlich. Dunkler in der Pflanzenfarbe. Ertragsbildung über tendenziell höhere Bestandesdichten bei mittlerer Kornzahl je Ähre sowie leicht unterdurchschnittlicher TKM. In der Regel höhere Intensität wirtschaftlich lohnend.

Traminer: Uschi-Carola Abstammung. Zeigte auf den Lehm-, Niederungs- und den Hügellagen gute, überdurchschnittliche Ertragsleistungen mit guten, stabilen hl-Gewichten. Mit Ausnahme des höheren Ährenknickens sowie einer höheren Netzfleckenanfälligkeit eine unkritische Sorte. Lang, dunkelgrünere Pflanzenfarbe, breitblättrig, üppig wirkend. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, höhere Kornzahl je Ähre und leicht unterdurchschnittlicher TKM. Die höhere Intensität zeigte sich nur selten wirtschaftlich.

Siberia: Sehr frühreife Sorte. Recht stabile, leicht überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Tendenziell niedrigere, aber noch unkritische hl-Gewichtsleistungen. Breitblättrig, kurz, stärkere Mehltauanfälligkeit ist zu beachten. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichte bei mittlerer Kornzahl je Ähre sowie TKM. In der Regel eine höhere Intensität wirtschaftlich. Wichtig zu beachten ist die frühere Durchführung von Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen sowie Ernte. Bei verspäteter Ernte bricht die Sorte schnell zusammen, mit entsprechenden Ertragsverlusten.

Ketos: Sehr frühreife Sorte. Im Hügelland recht gute Ertragsleistungen bei stabilen, guten hl-Gewichtsleistungen. Höhere Mehltau- und vor allem sehr hohe Netzfleckenanfälligkeit ist zu beachten. Breitblättrig, steilwüchsig. Ertragsbildung über sehr hohe Bestandesdichte bei leicht unterdurchschnittlicher Kornzahl je Ähre sowie TKM. Zu beachten sind die erforderlichen früheren Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen sowie die Ernte. Bei verspäteter Ernte bricht die Sorte schnell zusammen, mit entsprechenden Ertragsverlusten.

Hinweise zur Aussaat

Die ersten ertragsentscheidenden acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen beginnen im Herbst mit der optimalen Saatbettbereitung sowie mit der Wahl der Saatzeit und einer darauf abgestimmten Saatmenge. Die letztjährigen Winterwitterungsbedingungen und die verlustfreie Überwinterung der Wintergerstenbestände mit entsprechend guten Bestandesdichten zur Ernte dürfen nicht vergessen lassen, dass es auch mal wieder strenge Winter mit Kahlfrösten und/oder Frühjahre mit länger anhaltender Trockenheit geben kann. Dieses sollte hinsichtlich der Wahl der Aussaatstärke beachtet werden. In Jahren mit optimalen Saatbettbedingungen, guter Vorwinterentwicklung bis EC 25/27 sowie normalen Frühjahrsverhältnissen kann die Aussaatstärke durchaus stärker reduziert werden. Optimale Bestockungsbedingungen sichern trotzdem eine ausreichende Bestandesdichte zur Ernte. Da die Vielzahl der erforderlichen Optimalannahmen aber nicht vorhersehbar ist, sollte die Reduzierung der Saatstärke nicht übertrieben werden. Dieses gilt vor allem auf leichteren Standorten, auf denen der Frost schneller und tiefer in den Boden eindringen kann. Auch ist dort häufiger mit Frühjahrstrockenheit zu rechnen. Niedrigere Saatstärken sind grundsätzlich eher auf guten, wasserführenden Standorten möglich. Hohe Schluffanteile mit der Neigung zur Verschlämmung sind aber auch hier Standortfaktoren, die bei zu niedrigen Aussaatstärken zu Problemen hinsichtlich einer ausreichenden Bestandesdichte führen können. Mit einer vollen Kompensation dieses Ertragsstrukturfaktors durch die beiden anderen, sich erst später entwickelnden Faktoren - Kornzahl je Ähre und TKM - kann witterungsbedingt auch nicht sicher gerechnet werden.

In der Tabelle 9 sind für die verschiedenen Anbauregionen NRWs Empfehlungen zu den erforderlichen Aussaatmengen sowie deren Berechnungsweise aufgeführt. Die dort jeweils aufgeführten Angaben zur anzustrebenden Zielbestandesdichte, den Beährungskoeffizienten sowie den Feldaufgangsverlusten und Überwinterungsverlusten, die mit in einer korrekten Aussaatmengenberechnung zu berücksichtigen sind, basieren auf mehrjährig in den Landessortenversuchen ermittelten Werten. Zwischen den Anbauregionen sind deutliche Unterschiede feststellbar. Liegen eigene standörtliche Erfahrungen vor, sollten sie in der Rechnung berücksichtigt werden. Die aufgeführten Werte beziehen sich auf die regional langjährig bewährte normale Saatzeit für die Wintergerste sowie auf gute Saatbettbedingungen. Bei größerer Saatzeitverspätung müssen die ährentragende Halme je überwinterter Keimpflanze reduziert werden, da sich die verfügbare Zeit für eine ausreichende Bestockung unter Kurztagsbedingungen reduziert. Bei sich verschlechternden Saatbedingungen sind die Werte für die Feldaufgangsverluste sowie gegebenenfalls für die Überwinterungsverluste zu erhöhen. Ziel dieser flexiblen Korrektur ist, über die sich daraus ergebenden Aussaatmengenänderungen ausreichende, aber nicht überhöhte Bestandesdichten als wichtige Basis   für einen hohen und sicheren Ertrag zu sichern. Beim Anbau von zweizeiliger Wintergerste sollte die Saatstärke generell um rund 30 Körner je m 2 über der jeweiligen standortspezifischen Saatstärke der mehrzeiligen Wintergerste erhöht werden.

Autor: Dr. Joachim Holz