Landessortenversuche Winterweizen 2009 - Frühsaaten

Erntereifes Weizenfeld

Was brachten die frühreifen Weizensorten?

Neben dem normal- bis etwas spätreiferen Weizen-Sortiment werden in Nordrhein-Westfalen bereits seit vielen Jahren zusätzliche Sortenversuche mit deutlich frühreiferen Winterweizensorten durchgeführt. Die Ergebnisse stellt Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, vor.

Sehr frühreife Sorten sind gegenüber den normal bis etwas später reifen Weizensorten rund fünf bist sieben Tage früher druschreif. Daher werden sie in einem gesonderten Sortiment geprüft, da auch die gesamte Entwicklung während der Vegetationszeit etwas früher verläuft und die produktionstechnischen Maßnahmen erfolgen auch früher.

Insbesondere auf den Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorten, wie Düsse, Vluyn, Lemgo, Gröblingen, Steinheim-Breitenhaupt und Meerhof, zeigten die sehr frühreifen Sorten in den letzten fünf Jahren im Mittel gegenüber den normalreifen Sorten absolut vergleichbare Leistungen (Tabelle 2). In der Mehrzahl der Jahre schnitten die frühreifen Sorten sogar deutlich besser ab. Lediglich auf den sehr hochertragreichen Lößstandorten fallen die frühreifen Sorten in ihrer durchschnittlichen Ertragsleistung ab, da Frühreife auf solchen Standorten auch geringere Vegetationszeit und damit Ertragsbegrenzung bedeutet. Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Rentabilität bei den frühreifen Weizensorten durchaus auf dem normalreifen Niveau liegt.

Zusammenfassend lassen sich folgende Aspekte anführen, die für den Anbau sehr frühreifer Weizensorten sprechen können:

  • Entzerrung von Arbeitsspitzen bei N-Düngung, Fungizidmaßnahmen und Ernte, vor allem für größere Betriebe von Interesse,
  • als Stoppelweizen-Vorfrucht zu Raps, gleichzeitig kombiniert mit der Aussaat von Hybridsorten, ergibt sich eine deutlich verlängerte Feldarbeitszeitspanne für eine optimale Saatbettbereitung und Aussaat des Rapses,
  • ein Stoppelweizenanbau kann erforderlich sein, wenn vor allem die Gräserbekämpfung in Wintergerste problematisch ist,
  • Anbau erfolgt auf sehr leichten, trockenen oder sehr tonigen Standorten,
  • Risikostreuung auf Normalstandorten mit Frühsommerhitze während der Kornfüllungsphase.

Mögliche Risiken sind:

  • Auswinterungsgefährdung, zurzeit nur bei französischen Sortenherkünften, dies ist aber in 15 Prüfjahren noch in keinem Jahr aufgetreten,
  • Fallzahlproblematik, wenn frühzeitigere Ernte witterungsbedingt nicht möglich ist, war 2007, 2008 und 2009 vereinzelt ein größeres Problem.

Pflanzenbauliche Reaktionsmöglichkeiten und Besonderheiten:

  • Der Gefahr einer etwas stärkeren Auswinterung kann begegnet werden durch die Erhöhung der Saatstärke um rund 20 bis 30 Körner/m² sowie einer angepassten Erhöhung der Start-N-Düngung, sollte der überwinterte Keimpflanzenbestand unter 180 je m² liegen.
  • Eine der Abreife angepasste Ernte ist unbedingt einzuhalten, auch unter Inkaufnahme einer eventuell höheren Kornfeuchte.
  • Frühreife bedeutet nicht, dass auch früher zu säen ist! Die standortübliche Saatzeit ist bei diesem speziellen Sortensortiment unbedingt einzuhalten.

Die Landessortenversuche

In diesem Jahr wurden an insgesamt acht Standorten die Landessortenversuche mit insgesamt sieben sehr frühreifen Winterweizensorten sowie zwei nicht ganz so frühreifen Sorten (Cubus, JB Asano) angelegt (Tabelle 3). Wegen eines massiven Hagelschlages konnte der Versuch in Beckrath nicht ausgewertet werden. Die Anbautechnik und die Versuchsdurchführung entspricht der höheren Intensitätsstufe (B 3) der Landessortenversuche für die normalreifen Sorten, siehe Tabelle 1. Dadurch ist die Vergleichbarkeit der Sorten-Leistungen aus den verschiedenen Weizenanbausegmenten gegeben.

Der Tabelle 3 sind die diesjährigen Ertragsergebnisse zu entnehmen. Es ergaben sich im Mittel der Sorten zum Teil hohe Ertragsniveaus, vor allem auf den Höhenstandorten. Die beiden, in diesem Segment etwas spätreiferen Sorten Cubus und JB Asano, zeigten tendenziell etwas höhere Ertragsleistungen. Ansonsten liegen die Leistungen der übrigen, sehr frühreifen Sorten sehr dicht beieinander. Das vorjährig sehr gute Ertragsergebnis von Premio konnte an einzelnen Standorten nicht bestätigt werden. In Tabelle 4 sind die mehrjährigen Ergebnisse in den verschiedenen Ackerbauregionen aufgeführt. Die unterschiedlichen Leistungspotenziale in den verschiedenen Regionen werden daraus deutlich.

Auf der Basis dieser mehrjährigen Leistungen ergeben sich die Sortenempfehlungen in Tabelle 5. Bei den empfohlenen Sorten Isengrain, Farandole und Premio handelt es sich um Grannenweizen. Solche Sorten bieten sich für die Aussaat auf häufig durch Wildschäden beeinträchtigten Flächen in Waldnähe an. Tabelle 6 zeigt die Einstufungen der Sorten nach ihren Eigenschaften.

Zu den empfohlenen, sehr frühreifen Winterweizensorten sind in Tabelle 7 die Eigenschaften aufgeführt, die für eine sortenspezifische Bestandesführung von Bedeutung sind.

Hinweise zur Aussaat

Pflanzenbaulich betrachtet gibt es keinen Grund, die frühreifen Weizensorten früher zu säen als den normalreifen Weizen. Dabei ist unter Frühsaat zu verstehen, dass die Saatzeit um rund drei Wochen früher liegt als der standortspezifische normale Saattermin. Wenn Arbeitskapazitätsschwierigkeiten unbedingt eine Frühsaat erfordern, dann sollte besser der Blattfruchtweizen eher gesät werden. Die Saatstärken sollten sich bei normaler, standortspezifischer Saatzeit auf dem Niveau der Blattfruchtweizensorten bewegen.

Autor: Dr. Joachim Holz