Landessortenversuche Ökoweizen 2007

Winterweizen in Lichtenau
Winterweizensorten auf dem Standort in Lichtenau

Öko-Winterweizensorten bestehen Prüfung

Das Getreide droht zu vertrocknen, das war die Schreckensmeldung im heißen, trockenen April. Nur der Wetterwechsel ab Mai konnte das Schlimmste verhindern. Trotzdem blieben die Erträge auch im ökologischen Landbau bis zu 30 % unter dem Vorjahresniveau. Die Streuungen auf den Standorten waren allerdings sehr hoch. Wie die verschiedenen Winterweizensorten in den Sortenprüfungen abschnitten, hat Andreas Paffrath zusammengefasst.

Wie auch in den letzten Jahren wurden auf vier Standorten in Nordrhein-Westfalen Winterweizensorten auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben geprüft.   Den guten Aussaat- und Auflaufbedingungen folgte nach einem milden Winter eine im Frühjahr bis zu sechswöchige Witterungsphase ohne Niederschläge mit hochsommerlichen Temperaturen. Die Bestände konnten sich nicht entwickeln. Auf vielen Standorten waren die Mindererträge schon vorprogrammiert. Das Getreide blieb kurz und reifte früh ab. Dadurch konnte auch zum Teil nur halb so viel Stroh wie üblich geborgen werden, was für Vieh haltende Öko-Betriebe ebenfalls ein wichtiger Faktor ist. Durch die frühe Abreife konnte auch die Ernte früh einsetzten. Sie wurde aber immer wieder durch Niederschläge unterbrochen. Dies führte vereinzelt zu Auswuchs und damit zu niedrigen Fallzahlen. Deutlich besser als in den Vorjahren waren allerdings die Rohprotein- und Feuchtklebergehalte.

Auf den vier Versuchsstandorten, in Tabelle 1 aufgelistet, erfolgte die Aussaat zwischen dem 5. Oktober in Lichtenau/Paderborn und dem 30. Oktober in Weeze/Kleve am Niederrhein. Die N min-Gehalte bis 90 cm lagen im Frühjahr bei 49 kg N/ha nach Vorfrucht Kleegras in Wendlinghausen/Lippe, 93 kg N/ha nach Kleegras in Weeze und 78 kg N/ha nach Kleegras auf dem Naturlandbetrieb in Lichtenau. Auf dem Bioland-Betrieb in Belecke wurde nach Vorfrucht Winterraps in der Bodenschicht bis 60 cm ein N N min-Gehalt von 66 kg N/ha nachgewiesen. Auf dem viehlosen Betrieb in Wendlinghausen erfolgte auf Grund der zu erwartenden geringen Stickstoff-Nachlieferung aus dem Boden eine zusätzliche organische Düngung mit Hornspänen. Die extremen Frühjahrstemperaturen verkrafteten die Pflanzen auf dem Standort Lichtenau am besten. Am meisten litten sie in Wendlinghausen und Weeze.

Der Krankheitsbefall war deutlich höher als in den Jahren zuvor, siehe Tabelle 2. Mehltau gab es auf dem Standort Lichtenau und vereinzelt in Belecke. Blattseptoria trat auf allen Standorten auf, Spelzenbräune vorwiegend in Belecke und Wendlinghausen und Braunrost in Wendlinghausen, Belecke und besonders in Weeze. Deutliche Sortenunterschiede im Krankheitsdruck zeigten sich aber nur selten. Lediglich beim Braunrost-Befall erwiesen sich die Sorten Batis, Wenga und Magister als anfälliger als die meisten anderen Sorten.

Auf dem Standort am Niederrhein wurde bereits am 20.Juli, auf den anderen Standorten am 5. und 6. August gedroschen. Auswuchs zeigte sich bei einigen Sorten vorwiegend in Wendlinghausen. Nur auf den höher gelegenen Standorten Belecke und Lichtenau konnte man mit den Erträgen zufrieden sein, wie aus der Abbildung ersichtlich. In Belecke wurde das allerdings bereits niedrige Vorjahresniveau von 47 dt/ha, Mittel der Verrechnungssorten, gehalten. In Lichtenau wurden mit 51,3 dt/ha sogar die besten Erträge der letzten drei Jahren gedroschen. Die Standorte Wendlinghausen in Ostfestwalen sowie Weeze am Niederrhein blieben jedoch über 30 % unter den Erträgen des letzten Jahres mit 34,0 und 35,9 dt/ha. Die Abbildung zeigt, dass hier die schlechtesten Ertragsergebnisse der letzten drei Jahre erzielt wurden.

Erträge der Sorten

Von den Elitesorten brachten nicht nur in diesem Jahr, sondern auch mehrjährig geprüft die Sorten Akteur und Achat überdurchschnittliche Erträge, siehe Tabelle 3. Capo und Privileg liegen langjährig im guten Mittel. Von den neuen geprüften E-Sorten konnten Magister und Astardo, allerdings nicht auf allen Standorten, Erträge über dem Durchschnitt verbuchen. Die alte Standardsorte Bussard bringt recht konstante Erträge, aber unter dem Mittel. Wenga und Cetus konnten ertraglich nicht überzeugen. Die A-Sorten Aristos und Batis wurden nur noch auf einem Standort geprüft. Langjährig ist ihr Ertragsniveau auf allen Standorten ungeschlagen. Langjährig überdurchschnittliche Erträge erzielten auch die Sorten Türkis und Naturastar. Erst einjährig geprüft, zeigte sich die Sorte Zobel als ertragsstärkste Sorte im Prüfsortiment und konnte auf allen Standorten überzeugen. Ebenfalls erst einjährig geprüft, konnten auch die Sorten Meteor und Schamane Erträge über dem Durchschnitt erreichen, allerdings beide mit Problemen auf dem Sand-Standort. Die einzige B-Sorte Aszita enttäuschte im Ertrag bereits im zweiten Jahr.

Wieder bessere Qualitäten

Im letzten Jahr waren die Qualitäten vor allem durch starken Auswuchs deutlich   vermindert. In diesem Jahr waren die Fallzahlen nur auf dem Standort Wendlinghausen zu niedrig. Deutlich bessere Rohprotein- und Feuchtklebergehalte als in den Jahren zuvor gab es auf allen Standorten. Im Mittel der Verrechnungssorten lag der Proteingehalt bei 11,1 %. Im Jahr 2006 betrug er nur 10,0 % und 2005 sogar nur 9,1 %, siehe Tabelle 4. Bei den Elite-Weizensorten konnten Proteingehalte zwischen 9,8 und 12,8 % gemessen werden. Einige Sorten wiesen starke Standortschwankungen auf. Die höchsten Proteingehalte erreichten im Mittel die Sorten Astardo (12,0) und Cetus (11,9).   Privileg hatte die größten Standort-Schwankungen mit 9,8 % in Belecke und 12,1 % Protein in Wendlinghausen.  Bei den A-Sorten konnten die Sorten Naturastar und Meteor mit Rohproteingehalten von 11,3 % und 11,0 % auch in diesem Jahr wieder mit den Elitesorten mithalten. Die ertragsschwächere B-Sorte Aszita hatte mit durchschnittlich 12,2 % den höchsten Proteingehalt im Sortiment.

Da ökologisch erzeugte Ware häufig zu Vollkornmehlen und Schroten verarbeitet wird, sind die Qualitätsansprüche geringer als für die Vermahlung zu Typenmehlen. Für eine bessere Beurteilung der Backfähigkeit wird der Feuchtklebergehalt als Kriterium mitbewertet. Feuchtklebergehalte über 20 % sichern die Verwendung als Qualitätsweizen. Die Feuchtklebergehalte waren in diesem Jahr mit 26,3 % zwar deutlich besser als in den Vorjahren (2006: 22,2 %), trotzdem konnten diesen Wert nicht alle Sorten auf allen Standorten erreichen, wie aus Tabelle 5 ersichtlich. Von den Eliteweizensorten hatten Bussard mit 27,6 % den höchsten Feuchtklebergehalt, gefolgt von Astardo mit 26,4 %, Cetus und Capo mit je 26,1 %. Bei den A-Weizensorten hatte die Sorte Naturastar den höchsten Feuchtklebergehalt mit 26,8 % und damit E-Weizenniveau. Wie beim Proteingehalt überzeugte die B-Sorte Aszita auch im Feuchtlebergehalt. Mit 29,4 im Mittel aller Standorte überragte sie alle anderen Prüfsorten.

Die Fallzahl ist das Kriterium für die Auswuchsschädigung. Die festgelegte Mindest-Fallzahl beträgt 220. Partien mit Fallzahlen unter 180 sind kaum noch zu verbacken. In diesem Jahr gab es nur auf einem Standort Probleme mit Auswuchs. Wie in den Jahren zuvor, fielen hier besonders die Sorten Cetus, Tommi und Türkis mit einer hohen Auswuchsneigung auf. Sie hatten Fallzahlen unter 180.

Die Sorten im Einzelnen

Nach den Ergebnissen der Sortenprüfungen können die Sorten für den Ökologischen Anbau wie folgt bewertet werden, wobei nur langjährige Ergebnisse wirklich aussagekräftig sind:

Akteur E: Diese etwas längere Sorte war unter den diesjährigen schwierigen Bedingungen ertraglich über dem Durchschnitt, langjährig liegt sie sowohl im Ertrag als auch in der Qualität im Mittel. Laut Liste des BSA hat sie eine hohe Anfälligkeit für Gelbrost.

Astardo E:   Diese Sorte stand im zweiten Prüfjahr. Sie konnte Erträge leicht über dem Durchschnitt erzielen, allerdings nicht auf allen Standorten. Die Rohproteingehalte waren gut, die Feuchtklebergehalte durchschnittlich

Bussard E: Diese ältere bewährte, frühere Standardsorte liefert immer noch gute und sichere Backqualitäten. Die Erträge sind unterdurchschnittlich. Die langstrohige Sorte neigt laut BSA-Liste zu Lager, Braunrost und Septoriabefall. Ein höherer Braunrostbefall konnte vereinzelt auch auf den Prüfstandorten beobachtet werden. Ansonsten zeigte sie sich nicht krankheitsanfälliger als andere Sorten.

.Cetus E: Auch diese Sorte wurde bisher zweijährig geprüft. Die Erträge waren unter dem Durchschnitt, die Rohproteingehalte gut bei mittleren Feuchtklebergehalten. Sie hatte oft niedrige Fallzahlen.

Magister E: Auch im zweiten Prüfjahr hatte diese mittellange bis lange Sorte Erträge über dem Durchschnitt bei mittleren Qualitäten. Laut BSA-Liste hat sie eine starke Anfälligkeit gegen Mehltau und eine mittel bis starke Anfälligkeit gegen Braunrost.

Privileg E: Langjährig geprüfte, ältere Sorte mit konstant mittleren Erträgen und Rohproteingehalten und Feuchtklebergehalten etwas unter dem Durchschnitt.

Wenga E: Die Sorte wurde als qualitätsstark besonders für den Ökoanbau gelobt. In diesem Jahr nur noch auf einem Standort geprüft. Die guten Qualitätseigenschaften konnte sie auch bestätigen. Diese gehen allerdings zu Lasten des niedrigen Ertragsniveaus.

Achat   (E): Dies ist eine mittellange, relativ frühreife EU-Sorte. Im langjährigen Vergleich die ertragsstärkste Elitesorte im Versuch. Die Eiweißwerte und Feuchklebergehalte sind mittel bis unterdurchschnittlich.

Capo (E): Die EU-Sorte ist vom Wuchs her lang und bestockt gut. Bei guten Bestandesdichten aber niedriger Tausendkornmasse ist das Ertrags- und Qualitätsniveau gut bis durchschnittlich.

Akratos  A: Erst einjährig auf zwei Standorten geprüft, erzielte diese mittellange Sorte gute Erträge bei niedrigen Qualitäten.

Batis A : Diese längere Sorte erzielt bereits langjährig hohe, überdurchschnittliche Erträge. Sie bestockt gut und hat ein schönes, großes Korn, das in der Direktvermarktung gut ankommt. Die Qualitätsmerkmale sind unterdurchschnittlich.

Naturastar (früher Ökostar) A: Diese speziell für den Ökoanbau gezüchtete Sorte erreicht standortabhängig oft schwankende, in ihrer langjährigen Prüfzeit durchschnittliche Erträge. Die Rohprotein- und besonders die Feuchtklebergehalte dieser längeren Sorte erreichten aber gute bis sehr gute   Werte, die die Qualitäten der meisten E-Weizen übertreffen.

Impression A: In diesem Jahr mit über-, im letzten Jahr auf zwei Standorten mit unterdurchschnittlichen Erträgen bei niedrigen Rohprotein- und Feuchtklebergehalten.

Tommi   A: Im dritten Jahr geprüft, erzielte die Sorte bisher mittlere bis unterdurchschnittliche Ertragsleistungen bei starken Standortschwankungen und geringen Qualitätseigenschaften. Mit oft niedrigen Fallzahlen zeigte sie eine hohe  Auswuchsneigung.

Türkis A: Ebenfalls zum dritten Mal im Prüfsortiment, erreichte die Sorte meistens überdurchschnittliche Erträge mit mittleren Protein- und Feuchtklebergehalten und oft niedrigen Fallzahlen.  

Zobel A : Zum ersten Mal in der Prüfung, erreichte diese mittellange Sorte auf allen Standorten überdurchschnittliche Erträge und war hiermit die Beste im Sortiment. Die Qualitäten lagen aber unter dem Durchschnitt.

Aszita B: Im zweiten Jahr in der Prüfung, bringt diese Sorte unter ökologischen Bedingungen Rohprotein- und Klebergehalte weit über dem Durchschnitt. Dies geht allerdings zu Lasten eines niedrigen Ertragniveaus

Diese Sorten sind zu empfehlen

Langjährig geprüft, haben sich die E-Sorten Capo, Bussard und die A-Sorte Naturastar gut bewährt. Die alte Sorte Bussard hat von diesen Sorten das niedrigste, Capo und Naturastar ein ähnlich hohes Ertragsniveau. Achat (E) erzielt eine bessere Ertragsleistung als Capo und Naturastar bei allerdings etwas niedrigeren Qualitäten. Inzwischen hat sich auch Astardo als eine Sorte sowohl mit guten Erträgen, als auch guten Qualitäten bewährt. Möchte man nur hohe Erträge erzielen, ist immer noch die  A-Weizensorte Batis eine Empfehlung.   Diese Sorte hat auch große,   ansprechende Körner, die in der Direktvermarktung gut ankommen. Allerdings muss man bei dieser Sorte starke Abstriche bei der Qualität machen. Nicht ganz so hohe Erträge wie mit Batis erzielt man mit Türkis bei etwas besseren Qualitäten. Die Sorte Zobel hatte, erstmals geprüft in diesem Jahr, eine sehr hohe Ertragsleistung. Diese muss sich aber dauerhaft noch beweisen. Sehr hohe Qualitäten kann man mit der B-Sorte Aszita erreichen bei niedrigen Ertragsleistungen. Nicht alle geprüften Sorten gibt es als ökologisch vermehrtes Saatgut. Welche Sorten aktuell zur Verfügung stehen, erfährt man unter www.organicxseeds.de.

Autor: Andreas Paffrath