Landessortenversuche Ökoweizen 2008

Winterweizen in Lichtenau
Winterweizensorten auf dem Standort in Lichtenau

Welche Weizensorten für den Öko-Anbau?

Im Mittel der Jahre konnten auf den vier Standorten, auf denen Winterweizensorten für den ökologischen Landbau in Nordrhein-Westfalen geprüft werden, die höchsten Erträge gedroschen werden. Die Qualitätseigenschaften lagen aber unter denen der Jahre zuvor. Wie die verschiedenen Winterweizensorten unter ökologischen Anbaubedingungen auf den einzelnen Standorten abgeschnitten haben und welche zu empfehlen sind, erklärt Andreas Paffrath, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Auf den vier ökologisch wirtschaftenden Betrieben, auf denen Winterweizensorten in NRW geprüft werden, waren die Aussaatbedingungen im letzten Jahr sehr unterschiedlich. Gute Aussaatverhältnisse mit gleichmäßiger Bestandesentwicklung gab es in Belecke, wo am 12. Oktober (Tabelle 1) gesät werden konnte. Dieselben guten Bedingungen gab es auch auf dem Standort Weeze. Dort erfolgte die Aussaat am 23.Oktober. Probleme gab es bei der Aussaat gab es in Wendlinghausen. Die nasse Witterung ließ eine Saat sogar erst am 21. November zu, was dazu führte, dass die Bestände erst Mitte Januar sehr ungleichmäßig aufliefen.

Auf allen Standorten starteten im Frühjahr die Weizenbestände mit   deutlich geringeren Nmin-Gehalten im Boden als in den Vorjahren.

Der Krankheitsbefall war in diesem Jahr recht gering, siehe Tabelle 2. Mehltau trat nur auf den Standorten Lichtenau und Wendlinghausen auf. Braun- und Gelbrostbefall zeigte sich hauptsächlich auf dem leichten Sandstandort in Weeze, Spelzenbräune in geringem Maße in Belecke. Blattseptoria trat wie in den Jahren zuvor auf allen Standorten auf. Deutliche Sortenunterschiede im Krankheitsdruck zeigten sich aber nur selten. Lediglich beim Braunrost-Befall in Weeze erwiesen sich die Sorten Batis, Türkis und Achat als anfälliger als die meisten anderen Sorten.

Obwohl regional immer wieder Niederschläge die Getreideernte beeinflussten, konnte auf allen Versuchsstandorten der Winterweizen Anfang August ohne große Probleme gedroschen werden. Im Mittel der Standorte wurde mit 51,7 dt/ha im Mittel der Verrechnungssorten das beste Ertragsergebnis der letzten Jahre erzielt. In Weeze wurde mit 58 dt/ha das beste Ergebnis der letzten vier Jahre erzielt, siehe die Abbildung.

Erträge der Sorten

Von den langjährig geprüften Sorten brachten auch in diesem Jahr wieder die Sorten  Achat und Magister überdurchschnittliche Erträge (Tabelle 3). Privileg und Astardo liegen langjährig im Mittel. Erstmals geprüft, konnte von der neuen Sorte Skagen auf drei Standorten überdurchschnittliche Erträge einfahren werden. Astardo erreichte in diesem Jahr nur auf einem   Standort Erträge über dem Durchschnitt. Die alte Standardsorte Bussard bringt immer noch recht konstante Erträge aber unter dem Mittel. Wenga und Capo können ertraglich nicht überzeugen. Von den A-Sorten ist Batis, inzwischen nur noch auf zwei Standorten geprüft im Ertragsniveau langjährig ungeschlagen. Überdurchschnittliche Erträge auf allen Standorten hatte auch Naturastar. Die Sorten Impression, Meteor, Schamane und Zobel hatten auf jeweils drei Standorten Erträge über dem Durchschnitt.   Auch Türkis weist langjährig Erträge über dem Mittel auf.

Qualitäten

Keine Qualitätsprobleme gab es in diesem Jahr durch Auswuchs. Die festgelegte Mindestfallzahl von 220 wurde von keiner Sorte unterschritten. Im Mittel der Standorte lag die Fallzahl bei 349. Im Mittel der Verrechnungssorten lag der Proteingehalt bei  9,8 % und damit niedriger als in den Jahren zuvor, siehe Tabelle 4. Die Proteingehalte auf den Standorten lagen in Weeze bei 10,9 % im Mittel der Verrechnungssorten, in Lichtenau bei 9,8 %, in Belecke bei 9,4 % und in Wendlinghausen bei 9,2 %. Von den Elite-Weizensorten hatten nur die Sorten Astardo, Capo und Magister Proteingehalte über dem Durchschnitt.   Bei den A-Sorten konnte vor allem wieder die Sorten Naturastar mit einem Rohproteingehalt von 9,9 % mit den Elitesorten mithalten. In diesem Jahr nur auf zwei Standorten geprüft glänzte, wie in den vorangegangenen Jahren, die allerdings ertragsschwächere B-Sorte Aszita mit den höchsten Proteingehalten.

Eine bessere Beurteilung der Backfähigkeit wird bei ökologisch erzeugter Ware durch den Gehalt an Feuchtkleber erzielt. Für die Verwendung als Qualitätsweizen müssen die   Feuchtklebergehalte über 20 % liegen. Die Feuchtklebergehalte waren in diesem Jahr mit 21,8 % im Mittel aller Verrechnungssorten geringer als in den Vorjahren, siehe Tabelle 5, und einige Sorten konnten den angestrebten Mindestwert nicht erreichen. Spitzenreiter in den Feuchtklebergehalten ist, wie bei den Proteinwerten die B-Sorte Aszita. Wenn auch nicht immer in allen Versuchen mitgeprüft, war sie doch immer die Sorte mit den höchsten Klebergehalten. Von den auf allen Standorten geprüften Eliteweizensorten bestätigte Bussard mit 23,1 % seine langjährig guten Feuchtkleberwerte. Auch die Sorte Capo weist mehrjährig überdurchschnittliche Klebergehalte auf. Bei den  A-Weizensorten bestätigte auch in diesem Jahr die Sorte Naturastar wieder ihre überdurchschnittlichen  Feuchtklebergehalte auf E-Weizenniveau. Die ertragsstarke Sorte Batis hat immer geringe Qualitätseigenschaften.

Nach den Ergebnissen der Sortenprüfungen können die Sorten für den Ökologischen Anbau wie folgt bewertet werden, wobei nur langjährige Ergebnisse wirklich aussagekräftig sind.

Astardo (E): Diese Sorte wurde im dritten Jahr geprüft. Sie erzielte  standort- und jahresabhängig Erträge über- bis leicht unter dem Durchschnitt.  Die Rohproteingehalte und Feuchtklebergehalte sind durchschnittlich. Die Anfälligkeit für Lager ist mittel bis hoch.

Bussard E: Diese ältere bewährte, frühere Standardsorte liefert immer noch gute und sichere Backqualitäten. Die Erträge sind unterdurchschnittlich. Die langstrohige Sorte neigt laut BSA-Liste zu Lager, Braunrost und Septoriabefall. Ein höherer Braunrostbefall wurde auf dafür anfälligen Standorten auch in den Versuchen beobachtet. Ansonsten zeigte sie sich nicht krankheitsanfälliger als andere Sorten.

Magister E:   Bis auf einenStandort zeigte diese mittel bis lange Sorte auch im dritten Prüfjahr ein konstant überdurchschnittliches Ertragsniveau bei mittleren Qualitäten. Laut BSA-Liste hat sie eine starke Anfälligkeit gegen Mehltau und eine mittel bis starke Anfälligkeit gegen Braunrost.

Privileg E: Langjährig geprüfte, ältere Sorte mit konstant mittleren Erträgen und Rohproteingehalten und Feuchtklebergehalten etwas unter Durchschnitt.

Wenga E: Die Sorte wurde als qualitätsstark besonders für den Ökoanbau gelobt. In den letzten Jahren nur noch auf einem Standort geprüft. Die guten Qualitätseigenschaften konnte sie auch bestätigen. Diese gehen allerdings zu Lasten des niedrigen Ertragsniveaus.

Skagen E: Die seit 2001 zugelassene mittellange Sorte war zum ersten mal im Sortiment. Wie auch in anderen Bundesländern schnitt sie auf fast allen Standorten mit überdurchschnittlichen Erträgen ab. Allerdings sind die Proteinwerte nur mittel, die Feuchtklebergehalte sogar unter dem Durchschnitt.

Achat (E): ist eine mittellange, relativ frühreife EU-Sorte. Im langjährigen Vergleich die ertragsstärkste Elitesorte im Versuch. Die Eiweißwerte und Feuchtklebergehalte sind mittel bis unterdurchschnittlich.

Capo (E): Die EU-Sorte ist vom Wuchs her lang und bestockt gut. Bei guten Bestandesdichten aber niedriger Tausendkornmasse ist das Ertragsniveau unterdurchschnittlich das Qualitätsniveau gut bis überdurchschnittlich.

Batis A: Diese längere Sorte erzielt bereits langjährig hohe überdurchschnittliche Erträge. Sie bestockt gut und hat ein schönes großes Korn, das in der Direktvermarktung gut ankommt. Die Qualitätsmerkmale sind dafür weit unter dem Durchschnitt.

Naturastar A: Diese langjährig geprüfte Sorte erreicht standortabhängig oft schwankende im Allgemeinen aber konstant gute Erträge. Die Rohprotein- und besonders die Feuchtklebergehalte dieser längeren Sorte erreichten   gute bis sehr gute   Werte, die meisten auf E-Weizenniveau liegen.

Impression A: Bisher dreijährig geprüft zeigte diese mittellange Sorte nach ihren mäßigen Erträgen 2006 in den Folgejahren auf fast allen Standorten überdurchschnittliche Erträge. Die Rohproteingehalte schwanken standortabhängig im mittleren Bereich die Feuchtklebergehalten sind oft stark unter dem Durchschnitt.

Meteor   A: Seit 2006 zugelassene Sorte mittellange Sorte steht seit zwei Jahren in der Prüfung. Die Erträge waren bisher meist überdurchschnittlich bei geringen Qualitätseigenschaften.

Türkis A: Bereits mehrjährig geprüft erreichte diese Sorte meistens konstant überdurchschnittliche Erträge mit mittleren bis unterdurchschnittlichen Protein- und Feuchtklebergehalten und oft niedrigen Fallzahlen.

Schamane A: Seit zwei Jahren geprüft erreichte sie meist überdurchschnittliche Erträge bei mittleren Protein- und unterdurchschnittlichen Feuchtklebergehalten.

Zobel A: Seit 2006 zugelassene mittellange Sorte. Im letzten Prüfjahr war sie die ertragsstärkste im Sortiment. In diesem Jahr auf drei von vier Standorten überdurchschnittlich im Ertrag. Die Qualitätseigenschaften liegen aber unter dem Durchschnitt .

Aszita B: I m dritten in der Prüfung bringt diese Sorte unter ökologischen Bedingungen Rohprotein- und Klebergehalte weit über dem Durchschnitt. Dies geht allerdings zu Lasten eines niedrigen Ertragniveaus.

Solitär B: Diese langstrohige Sorte brachte im ersten Prüfjahr auf allen Standorten überdurchschnittliche Erträge bei niedrigen Protein- und sehr niedrigen Feuchtklebergehalten.

Sortenempfehlung

Von den langjährig geprüften Sorten haben sich je nach Zielsetzung die E-Sorten Capo, Bussard, Achat und die A-Sorte Naturastar und Batis gut bewährt. Davon haben die Sorten Bussard und Capo das niedrigere Ertragsniveau aber gute Qualitätseigenschaften. Achat kann mit geringfügig höheren Erträgen aufwarten als   Naturastar   bei allerdings etwas niedrigen Qualitätsparametern. Möchte man nur hohe Erträge erzielen ist immer noch die großkörnige A-Weizensorte Batis eine Empfehlung.  Allerdings muss man bei dieser Sorte starke Abstriche bei der Qualität machen.

Die neueren Sorten Skagen (E), Meteor  (A), Schamane und Zobel (A) hatten gute Erträge, die sie dauerhaft beweisen müssen. Bezüglich Qualitätseigenschaften zeigten sie bisher keine Vorteile gegenüber den anderen Sorten.   Sehr hohe Qualitäten kann man mit der B-Sorte Aszita erreichen bei niedrigen Erträgen. Nicht alle geprüften Sorten gibt es als ökologisch vermehrtes Saatgut. Welche Sorten aktuell zur Verfügung stehen erfährt man unter www.organicxseeds.de.

Weizen und Dinkelsaatgut kann gegen Steinbrand gebeizt werden

Auch in diesem Jahr gab es regional wieder Probleme mit Steinbrand tilletia caries. In höheren Lagen tritt inzwischen auch häufiger der Zwergsteinbrand tilletia controversa auf. Belastete Partien sind als Backweizen nicht zu vermarkten und auch in der Fütterung sollten sie nicht eingesetzt werden. Steinbrand wird mit dem Saatgut, aber auch mit Maschinen und   Geräten übertragen. Die Lagerstätten von infiziertem Getreide beherbergen die Brandsporen dauerhaft und können auch gesunde Partien infizieren, wenn diese dort gelagert werden. Beim Saatgutkauf sollte man sich bestätigen lassen, dass keine Belastung des Saatgutes mit Steinbrandsporen vorliegt. Besonders betroffen ist häufig der eigene Nachbau. In der Regel können zehn bis 20 Brandsporen pro Korn gerade noch akzeptiert werden.   Bei über 300 Sporen sollte keine Verwendung mehr als Saatgut erfolgen oder es muss unbedingt gebeizt werden. Als Beize stehen für den ökologischen Landbau die Heißwasserbeize Tillecur und seit neuem auch Cerall zur Verfügung. Tillecur ist ein zugelassenes Produkt aus Gelbsenfmehl der Firma Schaette, zu beziehen über BIOFA in 72525 Münsingen. Eine Feuchtbeize mit Tillecur erfolgt mit 1 kg Tillecur plus 5 l Wasser auf 100 kg Saatgut. Das Saatgut muss dann wieder getrocknet werden.

Einfacher zu handhaben ist die Trockenbeize. Die Aufwandmenge beträgt   1,5 kg Pulver je 100 kg Saatgut. Ausreichend wirksam ist die Trockenbeize allerdings nur bei einer Sporenbelastung bei Weizen bis 500 Sporen pro Korn und bei Dinkel bis 200 Sporen/Korn. Cerall ist ein Bakterienpräparat   der Firma Bio intrachem mit dem Wirkstoff Pseudomonas chloroaphis und wird mit 1 l/100 kg Saatgut angewendet.

Untersuchen lassen kann man das Saatgut beim Pflanzenschutzdienst, Diagnostik Pflanzenkrankheiten, Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn-Roleber. Telefon: 0228 / 434-2164. Die Untersuchung kostet 72 € plus MwSt. Die Probengröße muss etwa 1 00 g betragen.

Autor: Andreas Paffrath