Landessortenversuche Ökoweizen 2009

Weizen im ökologischen Anbau
Weizen im ökologischen Anbau. Foto: Andresa Paffrath

Winterweizen im ökologischen Landbau hat gelitten

Trockenheit bestimmte auf den meisten Standorten den Wachstumsverlauf des Winterweizens. Fielen Niederschläge, so gab es regional sehr große Unterschiede in Menge und Verteilung. Die meisten Betriebe konnten trotzdem zufriedenstellende Erträge dreschen. Andreas Paffrath, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichtet über die Ergebnisse der Landessortenversuche unter ökologischen Anbaubedingungen.

Deutliche Ertragseinbrüche gab es gegenüber den Vorjahren auf den Versuchsparzellen, auf denen die Winterweizensorten für den ökologischen Landbau angebaut wurden. Auch die Qualitäten lagen hier mit Ausnahme auf niedrigem Niveau. Angelegt wurden die Sortenversuche in Westfalen wieder auf den drei ökologisch wirtschaftenden Betrieben in Wendlinghausen, Belecke und Lichtenau sowie im Rheinland auf dem neuen Standort in Glessen in der Köln-Aachener Bucht. Trotz der unterschiedlichen Vorfrüchte lagen die N min-Gehalte im Frühjahr auf allen vier Standorten mit 19 bis 45 kg N/ha in 0 bis 60 cm auf niedrigem Niveau, siehe Tabelle 1. Trockenheit lies keine gute Bestandesentwicklung zu und verhinderte auch vielfach eine stärkere Mineralisierung besonders im späteren Wachstumsverlauf. Hohe Verunkrautung machte besonders den Flächen auf dem rheinischen Betrieb zu schaffen. Dies führte auch dazu, dass es dort eine hohe statistische Streuung gab. Die Ergebnisse sind von diesem Standort daher nur mit Vorsicht zu interpretieren. Trotzdem zeigen die meisten Sorten auch dort ähnliche Tendenzen wie auf den anderen Standorten.

Der Krankheitsbefall war in diesem Jahr recht gering, siehe Tabelle 2. Mehltau trat schwach nur auf den Standorten Lichtenau und Glessen auf. Gelbrost zeigte sich gar nicht, Braunrost nur gering meist bei den anfälligeren Sorten. Blattseptoria trat wie in den Jahren zuvor auf allen Standorten auf. Im Mittel der Standorte zeigten sich aber meist nur geringe Sortenunterschiede im Krankheitsdruck. Anders war das im diesen Jahr auf dem Standort in Glessen. Die Sorten Adler und Bitop wurden hier mit den Boniturnoten stark bis sehr stark bonitiert. Die Sorten Jafet, Impression, Zobel und Privileg wies praktisch keinen Befall mit Blattseptoria auf.

Die Erträge der Sorten

Geerntet wurden die Versuche Ende Juli bis Anfang August. Im Mittel der Verrechnungssorten wurden auf den westfälischen Standorten Erträge zwischen 31 und 36 dt/ha gedroschen. Das war deutlich weniger als im letzten Jahr mit Erträgen zwischen 48 und 51 dt/ha. Auf dem neuen Standort in Glessen konnte 38,9 dt/ha geerntet werden. Von den E-Sorten brachten in diesem Jahr die Sorten Privileg und Skagen überdurchschnittliche Erträge. Die alte Sorte Privileg liegt langjährig auf einem mittleren Ertragsniveau, die neuere Sorte Skagen konnte schon im letzten Jahr mit guten Erträgen aufwarten. Bei den A-Sorten bestätigte Zobel seine überdurchschnittliche Ertragsleistung wieder auf allen Standorten. Dies gilt auch für die Sorte Impression, die in diesem Jahr allerdings nur noch auf zwei Standorten angebaut wurde. Naturastar fiel gegenüber den Vorjahren in diesem Jahr ertraglich etwas ab. Von der erstmalig geprüften B-Sorte Julius konnte auf allen Standorten Erträge über dem Mittel gedroschen werden. Insgesamt war sie die ertragreichste Sorte im Sortiment. Mit 47,8 g hatte sie im Mittel auch das höchste Tausendkorngewicht.

Unterschiedlich gute Qualitäten

Keine Qualitätsprobleme gab es in diesem Jahr durch Auswuchs. Im Mittel der Verrechnungssorten lag die Fallzahl bei 318. Lediglich Bussard unterschritt mit 215 auf einem Standort die festgelegte Mindestfallzahl von 220. Im Mittel der Verrechnungssorten lag der Proteingehalt bei 10,0 % - Glessen ist dabei nicht berücksichtigt - und damit auf ähnlich niedrigem Niveau wie im letzten Jahr, siehe Tabelle 4. Die höchsten Proteingehalte hatten die Sorten Bitop mit 11,5 % im Mittel der VR-Sorten und Saturnus mit 11,3 %. Auf dem Standort in Belecke, der besonders unter der geringen Stickstoffnachlieferung zu leiden hatte, waren es die einzigen Sorten mit Proteinwerten über 10 %. Auch die Feuchtklebergehalte lagen in diesem Jahr mit 21,8 % auf niedrigem Niveau. Für die Verwendung als Qualitätsweizen müssen die Feuchtklebergehalte über 20 % liegen. Dies erreichten einige Sorten auf einigen Standorten nicht. Ähnlich wie beim Protein brachten hier auch Bitop mit 24,4 % im Mittel der VR-Sorten und Saturnus mit 25,0 % auch unter schwierigen Bedingungen noch gute Werte, wie aus Tabelle 5 ersichtlich. Die geringsten Feuchtkleberwerte hatten im E-Weizen Segment Estevan mit 19,5 % und Skagen mit 20,0 %. Im A-Weizen Segment erbrachte nur, wie in den Jahren zuvor, die Sorte Naturastar mit 21,7 % noch gute Feuchtklebergehalte.

Die Sorten im Einzelnen

Nach den Ergebnissen der Sortenprüfungen können die Sorten für den ökologischen Anbau wie folgt bewertet werden, wobei nur langjährige Ergebnisse wirklich aussagekräftig sind.

Astardo (E): Die begrannte Sorte stammt aus dem gleichen Züchterhaus wie Capo. Sie wurde nur noch auf zwei Standorten geprüft. Langjährig zeigt sie eine gute Ertragssicherheit bei mittleren Qualitäten. Die langstrohige Sorte hat eine geringe Lagerneigung und gute Blattgesundheit.

Bussard E: Die seit 19 Jahren zugelassene Sorte war im Ökolandbau weit verbreitet. Bei Erträgen meist knapp unter Durchschnitt lieferte sie meist gute Qualitäten. Die Anfälligkeit für Krankheiten besonders für Braunrost lies sie auf vielen Standorten aber oft in ihrer Leistung einbrechen.

Privileg E: Die langjährig geprüfte, ältere Sorte findet sich inzwischen immer seltener im Anbau. Sie hatte konstant mittlere bis gute Erträge bei Rohprotein- und Feuchtklebergehalten etwas unter Durchschnitt.

Skagen E: Die seit 2001 zugelassene mittellange Sorte war im zweiten Jahr im Sortiment. Sie konnte auf allen Standorten die überdurchschnittliche Ertragsleitung bestätigen. Diese geht allerdings zu Lasten niedriger Protein- und Feuchtklebergehalte.

Capo E: Die begrannte EU-Sorte ist vom Wuchs her lang und bestockt gut. Sie hat gute Bestandesdichten, aber niedrige Tausendkornmassen. Ähnlich wie bei Bussard, ist das Ertragsniveau eher etwas unter-, das Qualitätsniveau gut bis überdurchschnittlich.

Erstmals geprüft im E-Weizen Sortiment

Adler (E): Diese Sorte ist für die aus dem gleichen Züchterhaus stammende Sorte Bussard auf den Markt gekommen. Adler ist gegenüber Bussard kürzer im Wuchs. Adler übertraf Bussard an Wüchsigkeit und zeigte Vorteile bei der Beschattung. Laut beschreibender Sortenliste des Bundessortenamtes (BSA) weist Adler zudem Verbesserungen bei der Blattgesundheit auf. Die hohe Braunrostanfälligkeit ist leider geblieben. Auf einem Standort hatte sie auch eine sehr hohe Anfällikeit gegen Blattseptoria. Ertragsmäßig lag sie unter dem Durchschnitt bei geringen Feuchtklebergehalten

Estevan (E): Auf zwei Standorten hatte die begrannte Sorte Estevan (EU-Zulassung) über-, auf den anderen zwei Standorten unterdurchschnittliche Erträge. Die Proteingehalte lagen im Mittel, die Feuchtklebergehalte waren unterdurchschnittlich. Estevan zeigt sich ausgesprochen blattgesund und gehört zu längeren Sorten.

Bitop (E): Österreichische Sorte, die sehr frohwüchsig und blattgesund sein soll. Auf einem Standort hatte sie einen sehr hohen Befall mit Blattseptoria. Bei unterdurchschnittlichen Erträgen auf drei Standorten zeigte sie aber sehr gute Protein- und Feuchtklebergehalte.

Saturnus (E): Ebenfalls eine Sorte aus Österreich. Sie zeigte sich aber blattgesünder als Bitop und hatte auch die besseren Erträge und noch etwas bessere Qualitäten mit den höchsten Feuchtklebergehalten im Versuch.

Jafet (E): Diese ist eine sehr kurzstrohige Sorte. Als solche wird sie auch propagiert. Im Ökolandbau werden allerdings eher längerstrohige Sorten bevorzugt. Sie wurde in NRW nur auf einem Strandort angebaut. Hier hatte sie einen mittleren Ertrag. In anderen Bundesländern, außer in Hessen, überzeugte sie mit sehr guten Erträgen. Der Feuchtklebergehalt war auf dem Standort in NRW überdurchschnittlich.

Naturastar (A): Sie ist eine langstrohige Sorte mit guter Unkrautunterdrückung und guter Blattgesundheit. Die langjährig geprüfte Sorte erreicht standortabhängig oft schwankende im Allgemeinen aber konstant gute Erträge. In diesem Jahr lagen sie aber leicht unter dem Mittel. Die Rohprotein- und besonders die Feuchtklebergehalte dieser Sorte erreichten gute bis sehr gute Werte, die meistens auf E-Weizenniveau liegen.

Impression (A): Diese Sorte stand in diesem Jahr nur noch auf zwei Standorten. Nach den mäßigen Erträgen im Jahr 2006 hatte sie in den Folgejahren auf fast allen Standorten immer überdurchschnittliche Erträge. Die Rohproteingehalte schwanken standortabhängig im mittleren Bereich die Feuchtklebergehalten sind oft stark unter dem Durchschnitt.

Schamane (A): Nur noch auf einem Standort im Prüfsortiment, erreichte sie meist gute Erträge bei mittleren Protein- und unterdurchschnittlichen Feuchtklebergehalten.

Zobel (A): Die seit 2006 zugelassene mittellange Sorte bestätigte auch in diesem Jahr wieder auf allen Standorten ihre überdurchschnittliche Ertragsleistung. Die Qualitätseigenschaften lagen aber unter dem Durchschnitt.

Julius (B): Julius ist die einzige B-Sorte im Sortiment. Sie überraschte gleich im ersten Prüfjahr auf allen Standorten mit überdurchschnittlichen Erträgen. Insgesamt höchste Ertragsleistung im Prüfsortiment. Sie hat eine hohe Tausendkornmasse bei niedrigen Qualitätseigenschaften

Welche Sorten sind zu empfehlen?

Bei der Anbauentscheidung spielt die Zielsetzung eine große Rolle. Möchte man Sorten mit hohen Qualitäten, so geht das meist zu Lasten des Ertrages. Von den langjährig geprüften Sorten bringen gute Protein- und Kleberwerte die Sorten Capo und immer noch Bussard. Die neuen österreichischen Sorten Bitop und Saturnus überraschten ebenfalls mit überdurchschnittlichen Qualitäten. Auch die B-Weizensorte Aszita, in diesem Jahr nicht mehr geprüft, entspricht eher einer E Sorte und erreichte immer die besten Qualitätseigenschaften bei allerdings ebenfalls niedrigem Ertragsniveau. Die Kombination Ertrag und Qualität gibt es meist nur im mittleren bis guten Bereich. Hier ist man mit Naturastar, Achat und Astardo gut beraten. Hohe Ertragsleistungen bei niedrigen Qualitäten zeigten bei den E-Sorten die Sorte Skagen, bei den A-Sorten Akratos und Zobel. Die B Weizensorte Julius brachte erstmalig geprüft auch in anderen Bundesländern sehr hohe Erträge

Länderübergreifende Verrechnung

Um die Datengrundlage zu erhöhen und die Aussagefähigkeit der Sortenversuche für den ökologischen Landbau zu verbessern, werden die Versuche demnächst mit den Nachbarländern weitgehend auf identische Sortimente abgestimmt und gemeinsam verrechnet. Beteiligt sind sieben Bundesländer mit 13 Standorten. Eingeteilt werden die Versuche in drei Anbaugebiete. Die erste Versuchsperiode ist abgeschlossen und die meisten Ergebnisse liegen vor. Zukünftig werden die Ergebnisse auch gemeinsam veröffentlicht und sind auch im Ökolandbauportal abzurufen.

Autor: Andreas Paffrath