Landessortenversuche Winterweizen 2006 - Späte Saaten

Späte Winterweizensorten
Die Trockenheit und Hitze zehrte frühzeitig an den Erträgen. Foto: Joachim Holz

In der Fruchtfolge nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spätem Mais stehend, werden Weizensorten auch unter diesen Bedingungen in Landessortenversuchen auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft. Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, hat die Ergebnisse.

In Nordrhein-Westfalen wurden im Herbst 2005 an insgesamt vier Versuchsstandorten die Landessortenversuche Winterweizen mit zwölf Sorten in Spätsaat ausgedrillt. Drei Versuche davon konnten ausgewertet werden. Der Landessortenversuch Spätsaat in Steinheim-Breitenhaupt (Übergangslage Ostwestfalen-Lippe) konnte wegen starker Verschlämmung infolge starker Niederschläge nach der Saat nicht weitergeführt werden. Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte ausschließlich unter den Bedingungen der Intensitätsvariante B3, wie in den Landessortenversuchen für Blattfruchtweizen, da nicht die Intensitätsfrage, sondern die Ertragsleistungen der Sorten unter diesen Bedingungen im Vordergrund des Interesses stehen.

Die Ertragsleistungen der Sorten

Spätsaat von Weizen und die Verkürzung der Vegetationszeit beim Weizen erfordert frohwüchsige Sorten, da diese in der Regel unter ungünstigeren Saatbett- und Witterungsbedingungen keimen und auflaufen und sich nach Winter schnell regenerieren müssen. Nicht selten läuft die Saat vor Winter nicht mehr auf. Dann müssen sich die Sorten nach Winter noch unter Kurztagsbedingungen sehr schnell entwickeln und bestocken, um über ausreichende Bestandesdichten noch vernünftige Erträge realisieren zu können. Inwieweit die Winterhärte der Sorte eine absolut entscheidende Rolle bei der Sortenwahl spielen sollte, ist pflanzenbaulich betrachtet nicht eindeutig zu klären. Unter Berücksichtigung der mangelnden Winterhärte der Sorte Winnetou, aber seiner mehrjährig sehr guten stabilen Ertragsergebnisse unter allen Standortbedingungen - siehe die Tabellen 1 und 2 - scheint dieses Merkmal nicht das Ausschlusskriterium zu sein. Offensichtlich besitzen nicht prüfbare Kriterien, wie Sortenvitalität und Frohwüchsigkeit,  sowie auch eine mögliche sehr gute Regenerationsfähigkeit einen größeren Einfluss.

Auch die Krankheitsanfälligkeit der Sorte, hier insbesondere die Septoriaanfälligkeit, besitzt unter Spätsaatbedingungen, ganz im Unterschied zu Frühsaaten, eine deutlich geringere Wertigkeit. Beispiele dafür sind die septoriaanfälligeren Sorten Biscay, Hattrick und Skater, die mehrjährig in den Spätsaatversuchen auch recht gut und sicher abschneiden und empfohlen werden, siehe Tabelle 3. Die sehr frühreife Sorte Orvantis zeigt zweijährig ein uneinheitliches Bild. Möglicherweise hat die extrem verkürzte Vegetationszeit - Spätsaat - sehr später Vegetationsbeginn - sehr frühe Ernte - dieser frühreifen Sorte zuviel notwendige Vegetationszeit für die Ertragsbildung weggenommen.  

Hinweise zur Aussaat

In der Tabelle 4 sind die Saatstärkenempfehlungen aufgeführt. Generell muss bei Spätsaat von niedrigeren Bestandesdichten zur Ernte ausgegangen werden, da eine Bestockung vor Winter nur selten ausreichend möglich ist und im Frühjahr unter Kurztagsbedingungen nicht die Bestockungsraten erzielt werden können wie bei Normalsaatzeit. Unter den Bedingungen der Spätsaat ist in der Regel mit schlechteren Feldaufgangsraten (Verschlämmung) und etwas höheren Überwinterungsverlusten zu rechnen. Daher müssen bei der Saatstärkenberechnung neben der Minder-Keimfähigkeit auch diese beiden Verlustkomponenten mit berücksichtigt werden. Gegebenenfalls sollte im frühen Frühjahr bei sehr dünnen Beständen über eine erhöhte Start-N-Düngung (80 kg je ha) sowie eine CCC-Maßnahme in EC 21 bis 23 zur Brechung der apikalen Dominanz der Haupttriebe versucht werden, die Bestockung stärker zu fördern.  

Autor: Dr. Joachim Holz