Landessortenversuche Winterweizen 2007 - Späte Saaten

Feldbegehung im WinterweizenBild vergrößern

Welche Sorten für die Spätsaat?

Nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spät geerntetem Mais stellt sich die Frage, welche Weizensorten bei einer Spätsaat die beste Leistung bringen. Die Ergebnisse dazu stellt Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westafeln, vor.

Im Herbst 2006 wurden an drei Versuchsstandorten in NRW die Landessortenversuche Winterweizen mit neun Sorten in Spätsaat angelegt. Am Versuchsstandort Haus Düsse wurden darüber hinaus auch zwei Wechselweizensorten, also Sommerweizensorten mit einer größeren Winterhärte, ausgesät.

Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte ausschließlich unter den Bedingungen einer auf Gesunderhaltung der Sorten ausgerichteten Intensität. Diese entspricht der höheren Intensitätsvariante B3 der Landessortenversuche für Blattfruchtweizen. Es steht nicht die Intensitätsfrage, sondern der Ertrag der Sorten unter den Bedingungen einer Spätsaat im Vordergrund.

Die Erträge der Sorten

Spätsaat beim Weizen, dass heißt, die bewusste Inkaufnahme einer Verkürzung der Vegetationszeit, erfordert in der Regel frohwüchsige, robuste Sorten, da diese einem höheren Risiko ausgesetzt sind, unter ungünstigeren Saatbett- und Witterungsbedingungen keimen und auflaufen sowie sich nach Winter schnell regenerieren zu müssen. Nicht selten, in Normaljahren bei sehr frühem Vegetationsende im Herbst, läuft die Saat vor Winter nicht mehr auf. Dann müssen sich die Sorten nach Winter noch unter Kurztagsbedingungen sehr schnell entwickeln und bestocken, um über ausreichende Bestandesdichten noch vernünftige Erträge realisieren zu können.

Einheitlich in allen Sortimenten zeigt sich, dass leistungsfähige Sorten in der Fruchtfolge nach Blattfrüchten stehend, sich auch als Stoppelweizen und in der Spätsaat hervorragend bewähren. Umgekehrt gilt auch, dass eine Sorte Hattrick, die in den Vorjahren in allen Weizen-Anbausegmenten beständige gute Leistungen zeigte, dieses Jahr enttäuschte, wie auch in allen Anbausegmenten.  

Inwieweit die Winterhärte der Sorte eine entscheidende Rolle bei der Sortenwahl spielen sollte, ist pflanzenbaulich betrachtet nicht eindeutig zu klären. Unter Berücksichtigung der mangelnden Winterhärte der Sorte Winnetou, aber seiner mehrjährig hervorragenden, sehr guten stabilen Erträge (Tabelle 1 und 2) scheint dieses Merkmal nicht das Ausschlusskriterium zu sein. Offensichtlich besitzen nicht prüfbare Kriterien wie Sortenvitalität oder Frohwüchsigkeit sowie auch eine sehr gute Regenerationsfähigkeit einen größeren Einfluss. Speziell in diesem Jahr hat sich bei Winnetou gezeigt, dass bei einer überzogenen Frühsaat, einer entsprechend üppigen Herbstentwicklung und nur zwei Tagen mit leichten Minusgraden dieser Sorte massiver schaden kann als eine Spätsaat mit entsprechend verhaltener Pflanzenentwicklung.

Auch die Krankheitsanfälligkeit der Sorten, insbesondere die Septoriaanfälligkeit, besitzt unter Spätsaatbedingungen im Unterschied zu Frühsaaten eine wesentlich geringere Wertigkeit. Beispiele dafür sind die septoriaanfälligeren Sorten Biscay, Hattrick und Orvantis, die mehrjährig in den Spätsaatversuchen auch recht gut und sicher abschneiden und daher empfohlen werden (Tabelle 3).

Hinweise zur Aussaat

In Tabelle 4 sind die Saatstärkenempfehlungen aufgeführt. Generell muss bei Spätsaat von niedrigeren Bestandesdichten zur Ernte ausgegangen werden, da eine Bestockung vor Winter nur selten ausreichend möglich ist und im Frühjahr unter Kurztagsbedingungen nicht die Bestockungsraten erzielt werden können wie bei der normalen, üblichen Aussaatzeit.

Unter den Bedingungen der Spätsaat ist in der Regel auch mit schlechteren Feldaufgangsraten (Verschlämmung) und etwas höheren Überwinterungsverlusten zu rechnen. Daher müssen diese Punkte bei der Saatstärkenberechnung neben der Minder-Keimfähigkeit stärker berücksichtigt werden.

Gegebenenfalls sollte im frühen Frühjahr bei sehr dünnen Beständen über eine erhöhte Start-N-Düngung (80 kg je ha) sowie eine CCC-Maßnahme in EC 23 bis 25 (Brechung der apikalen Dominanz der Haupttriebe) versucht werden, die Bestockung stärker zu fördern.

Autor: Dr. Joachim Holz