Landessortenversuche Winterweizen 2008 - Späte Saaten

Feldbegehung im WinterweizenBild vergrößern

Die richtige Sorte für die späte Weizensaat

Nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spät geerntetem Mais stellt sich die Frage, welche Weizensorten bei einer Spätsaat über die noch beste Leistungsfähigkeit verfügen. Die Ergebnisse dazu stellt Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, vor.

Im Herbst 2007 wurden an drei Versuchsstandorten in NRW die Landessortenversuche Winterweizen mit elf Sorten in Spätsaat angelegt.  Wegen Hagel konnte der Versuch in Kerpen-Buir, auf dem Lößstandort nicht ausgewertet werden.

Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte ausschließlich unter den Bedingungen einer auf Gesunderhaltung der Sorten ausgerichteten Intensität. Diese entspricht der höheren Intensitätsvariante B3 der Landessortenversuche für Blattfruchtweizen. Es steht nicht die Intensitätsfrage, sondern der Ertrag unter Spätsaatbedingungen im Vordergrund.

Die Erträge der Sorten

Spätsaat beim Weizen, dass heißt, die bewusste Inkaufnahme einer Verkürzung der Vegetationszeit, erfordert in der Regel frohwüchsige, robuste, winterhärtere Sorten, da diese einem höheren Risiko ausgesetzt sind, unter ungünstigen Saatbett- und Witterungsbedingungen auflaufen und sich nach Winter schnell regenerieren müssen.

Unter Spätsaat generell lässt sich eine Saat definieren, die rund vier Wochen vom regulären, standortspezifischen Saatzeitpunkt abweicht. Nicht selten, zum Beispiel bei sehr frühem Vegetationsende im Herbst, läuft die Saat vor Winter nicht mehr auf. Dann müssen sich die Sorten nach Winter noch unter Kurztagsbedingungen sehr schnell entwickeln und bestocken, um über ausreichende Bestandesdichten noch vernünftige Erträge realisieren zu können.

Inwieweit die Winterhärte der Sorte eine entscheidende Rolle bei der Sortenwahl spielen sollte, ist nicht eindeutig zu klären. Unter Berücksichtigung der mangelnden Winterhärte der Sorte Winnetou, aber ihrer mehrjährig hervorragenden und stabilen Erträge (Tabelle 1 und 2) scheint dieses Merkmal nicht das Ausschlusskriterium zu sein. Offensichtlich besitzen nicht prüfbare Kriterien wie Sortenvitalität, Frohwüchsigkeit sowie eine sehr gute Regenerationsfähigkeit einen größeren Einfluss.

Speziell bei Winnetou hat sich deutlich gezeigt, dass eine Frühsaat mit einer entsprechend üppigen Herbstentwicklung und nachfolgend nur an zwei Tagen leichte Minusgrade größere Schäden zu Folge haben als eine Spätsaat mit entsprechend verhaltener Pflanzenentwicklung.

Auch die Krankheitsanfälligkeit der Sorten, hier insbesondere die Septoriaanfälligkeit, besitzt unter Spätsaatbedingungen eine deutlich geringere Wertigkeit. Beispiele dafür sind die septoriaanfälligeren Sorten Biscay, Hattrick und Orvantis, die mehrjährig in den Spätsaatversuchen auch recht gut und sicher abschneiden und daher empfohlen werden (Tabelle 3).

Hinweise zur Aussaat

In Tabelle 4 sind die Saatstärkenempfehlungen aufgeführt. Generell muss bei Spätsaat von niedrigeren Bestandesdichten zur Ernte ausgegangen werden, da eine Bestockung vor Winter nur selten ausreichend möglich ist und im Frühjahr unter Kurztagsbedingungen nicht mehr erzielt wird.

Unter den Bedingungen der Spätsaat ist in der Regel auch mit schlechteren Feldaufgangsraten (Verschlämmung) und etwas höheren Überwinterungsverlusten zu rechnen. Daher müssen bei der Saatstärkenberechnung neben der Minder-Keimfähigkeit auch diese beiden Verlustkomponenten berücksichtigt werden.

Gegebenenfalls sollte im frühen Frühjahr bei sehr dünnen Beständen über eine erhöhte Start-N-Düngung von 80 kg je ha sowie einer CCC-Maßnahme in EC 23 bis 25 (Brechung der apikalen Dominanz der Haupttriebe) versucht werden, die Bestockung zu fördern.

Autor: Dr. Joachim Holz