Landessortenversuche Winterweizen 2014 - Späte Saaten

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Winterweizen

Welche Sorten vertragen eine späte Saat?

Anders als bei anderen Getreidearten, ist die Aussaat bei Weizen über einen weiten Zeitraum möglich. Nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spät geerntetem Mais stellt sich die Frage, welche Weizensorten unter den Bedingungen einer Spätsaat noch über die beste Leistungsfähigkeit verfügen. Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt sie vor.

Im Herbst 2013 konnte an drei Versuchsstandorten in NRW der Landessortenversuch Winterweizen mit elf Sorten in Spätsaat angelegt werden. Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte ausschließlich unter den Bedingungen einer auf Gesunderhaltung der Sorten ausgerichteten Intensität, die der praxisüblichen Variante B3 des Blattfruchtweizen-Sortimentes entspricht. Die Erträge unter den Bedingungen einer Spätsaat stehen hier im Vordergrund.

Grundsätzlich ist aus den Landessortenversuchen festzustellen, dass eine Spätsaat gegenüber einer Normalsaat erheblich Ertrag kostet. Allgemein beruht eine Einschränkung der Erträge bei später Saat im Wesentlichen auf einem Rückgang des Einzelährenertrages der Bestockungstriebe, die sich mit zunehmender Verspätung verstärkt. In den Landessortenversuchen betragen die Mindererträge auf den Lößstandorten im Mittel bei Spätsaat rund 17 dt je ha und auf den Lehm- sowie Höhenlagenstandorten rund 10 und 7 dt je ha. In diesem Jahr zeigte sich auf dem Höhenstandort allerdings ein vergleichbares Ertragsniveau. Im Mittel der Sorten wies die Spätsaat hier sogar ein um rund 3 dt je ha höheres Ertragsniveau auf als bei dem Sortiment, das zur Normalsaatzeit ausgesät wurde.

Die Erträge der Sorten

Unter einer Spätsaat versteht man eine um rund drei bis fünf Wochen später erfolgende Aussaat. Spätsaat beim Weizen bedeutet damit auch eine Inkaufnahme einer kürzeren Vegetationszeit, da in der Regel die verspätete Saat nicht durch eine Reifeverspätung ausgeglichen wird. Des Weiteren treten bei einer Spätsaat häufig ungünstigere Saatbett- und Witterungsbedingungen auf. Nicht selten läuft die Saat vor Winter nicht mehr auf. Keimender Weizen ist relativ empfindlich gegen Frost. Kommt es während der Keimung zu einem Frosteinbruch, besteht die Gefahr von Auswinterungsschäden. Mit Vegetationsbeginn im Frühjahr müssen sich die Sorten noch unter erforderlichen Kurztagsbedingungen sehr schnell entwickeln und bestocken, um ausreichende Bestandesdichten zu erreichen. Frohwüchsige, robuste, in der Regel aber auch winterhärtere Sorten sind daher für einen späten Saattermin generell vorteilhafter. Die Winterhärte einer Sorte sollte dabei jedoch nicht absolut entscheidend sein. Unter den Auswinterungsbedingungen des Erntejahres 2012 zeigte die wenig winterharte Sorte Winnetou noch gute Ergebnisse im Spätsaatversuch. Im termingerecht gesäten Blattfruchtweizen-Versuch winterte sie auf dem Höhenstandort aus. Offenbar befand sich die Sorte aufgrund des späten Saattermins in einem unempfindlicheren Entwicklungsstadium. In den vergangenen Jahren sowie auch jetzt zeigt Winnetou immer noch gute und stabile Erträge unter allen Standortbedingungen (Tabellen 1 und 2).

Generell spielen nicht exakt messbare, sogenannte weiche Sortenkriterien, wie Vitalität und Frohwüchsigkeit oder auch eine bessere Regenerationsfähigkeit eine Rolle. Auch die Ertragstruktur aus Bestandesdichten sowie Kornzahl je Ähre und TKM ist variabler (Kompensationstypen). Extrem späte Saatzeiten im Rheinland bis Anfang Februar können grundsätzlich zwar noch funktionieren, sind sicherlich aber nicht empfehlenswert. In solchen Fällen sollte auf winterhärtere Sommerweizen, auch als Wechselweizen bezeichnet, zurückgegriffen werden. Dieser kann, wenn die Aussaat bei gutem Bodenzustand erfolgt, einem zu spät gesäten Winterweizen ertraglich überlegen sein.

Auf der Grundlage der in Tabelle 2 aufgeführten Ergebnisse lassen sich die in der Tabelle 3 aufgeführten Sortenempfehlungen ableiten. Überwiegend zeigen sich die im zur Normalzeit gesäten Weizensortiment herausragenden Sorten-Leistungsträger auch in der Spätsaat als leistungsfähig. Im Vegetationsjahr 2013/14 waren die vielfältigen Herausforderungen einer Spätsaat, insbesondere die Winterhärte und Regenerationsfähigkeit nach Winter, nicht gefordert. Eine Verkürzung der Vegetationszeit war somit der wesentliche Unterschied zwischen standortüblicher und später Aussaat.

Bei der Aussaat ist zu beachten, dass gegenüber einer Normalsaat die Saatstärken pauschal um rund 15 % erhöht werden sollten. Unter den Bedingungen der Spätsaat ist in der Regel mit deutlich schlechteren Feldaufgangsraten und etwas höheren Überwinterungsverlusten zu rechnen. Diese beiden Verlustkomponenten sind unbedingt abzuschätzen und rechnerisch mit zu berücksichtigen.

Bei sehr dünnen Beständen im frühen Frühjahr kann über eine erhöhte Start -N-Düngung (80 bis 100 kg N je ha) sowie eine frühe CCC-Maßnahme in EC 23 bis 25 versucht werden, die Bestockung stärker zu fördern. Generell muss bei Spätsaat aber von niedrigeren Bestandesdichten zur Ernte ausgegangen werden.

Autor: Dr. Kathrin Bürling