Landessortenversuche Winterweizen 2008 - Stoppelweizen

Strohballenpresse

Stoppelweizen - Ergebnisse und Empfehlungen

Die Weizenpreise im Herbst sowie die kursierenden Fantasie-Preise für dieses Jahr bewogen viele Anbauer, wieder verstärkt in den Stoppelweizenanbau einzusteigen. Die Ertragsunterschiede zwischen Blattfruchtweizen und Stoppelweizen betrugen in den Versuchen in diesem Jahr zwischen 20 und 30 dt je ha zugunsten des Blattfruchtweizens. Wie die Sorten abschnitten und ob sich Spezialbeizen lohnen, erläutert Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die im Vergleich zu anderen Getreidearten hohe Erträge und Preise des Weizens führen insgesamt zu einem großen Anbauflächenanteil innerhalb der Fruchtfolge, wobei dann der Stoppelanbau zwingend wird.

Ergebnisse aus den vergangenen Jahren zeigen, dass es Jahre gibt, in denen es mit Stoppelweizen durchaus eine zum Blattfruchtweizen konkurrenzfähige Rentabilität gibt. In der Mehrzahl der Jahre allerdings liegen die Erträge beim Stoppelweizenanbau niedriger, im Mittel über die Jahre und Standorte um etwa 4 bis 9 dt je ha. Allerdings ist meist immer noch eine höhere Rentabilität als bei Wintergerste, Wintertriticale und Winterroggen gegeben. Die Intensitätsanforderungen an einen erfolgreichen Stoppelweizenanbau sind allerdings etwas höher.

Landessortenversuche Winterweizen mit Weizen als Vorfrucht

Im Erntejahr 2008 standen in Nordrhein-Westfalen von insgesamt fünf angelegten Landessortenversuchen mit elf Sorten vier auswertbare Versuche zur Verfügung (Tabelle 2). Die Versuchsdurchführung entspricht der höheren Intensitätsvariante B3 bei den Landessortenversuchen Winterweizen nach Blattfrucht. Die Sorten wurden jeweils mit einer Standardbeize sowie in der zweiten Variante mit der Zusatzbeize Latitude mit Schwerpunkt Schwarzbeinigkeitsbekämpfung geprüft. Gegenüber dem Blattfruchtweizen-Landessortenversuch ist hier auch der N-Sollwert um 20 kg je ha erhöht worden (Tabelle 1).

Zur Beurteilung der Stoppelweizen-Anbaueignung der Weizensorten sind in Tabelle 2 die diesjährigen Ertragsleistungen im Mittel beider Varianten aufgeführt. Tabelle 3 zeigt zusammengefasst die mehrjährig erzielten Erträge in den verschiedenen Anbauregionen. Der Tabelle 4 sind die daraus abgeleiteten Sortenempfehlungen zu entnehmen.

Es zeigt sich bei den Ergebnissen auch in diesem Jahr wieder, dass leistungsfähige Blattfruchtweizensorten, wie zum Beispiel Winnetou, Hermann, Inspiration, Tuareg und andere, auch gut als Stoppelweizensorten geeignet sind.

Allerdings gilt im Stoppelweizenanbau - mehr noch als beim Blattfruchtweizen-  die agronomischen Schwächen der Sorten zu beachten und diesen mit der entsprechenden Fungizidwahl sowie der entsprechenden Fungizidstrategie zu begegnen.

Hervorzuheben ist das recht gute Abschneiden der sehr frühreifen Sorte Orvantis. In einer Rapsfruchtfolge als Zweitweizen eingesetzt ermöglicht diese Sorte bei früherer Ernte eine verlängerte Feldarbeitszeit für die Saatbettvorbereitung des Folgerapses. Wählt man darüber hinaus beim Raps noch eine Hybridsorte mit späterer Saatmöglichkeit, sollten in der Regel genügend Feldarbeitstage für eine gute Saatbettbereitung vorhanden sein.

Wirtschaftlichkeit Zusatzbeize?

Die Frage nach dem wirtschaftlich lohnenden Einsatz der teureren speziellen Wurzelschutzbeize Latitude mit dem Wirkungsschwerpunkt gegen den im Stoppelweizenanbau häufiger auftretenden bodenbürtigen Schwarzbeinigkeitserreger stellt sich jedes Jahr aufs Neue.

Die Abbildung 1 mit den aktuellen Ergebnissen zeigt, dass mit Ausnahme der Sorte Carenius alle anderen Sorten die höheren bereinigten Marktleistungen überwiegend in den mit Latitude gebeizten Intensitätsvariante erzielten. Bei den Sorten Hermann, Paroli und Orvantis gab es keine eindeutige Bevorzugung (1,5).

Die mehrjährigen Ergebnisse (Abbildung 2) zeigen eine Bestätigung der Aussage, dass - zumindest wenn Winnetou und Inspiration angebaut werden sollen - immer eine zusätzliche Wurzelschutzbeize erfolgen sollte. Bei allen anderen Sorten lässt sich diesbezüglich keine eindeutige Aussage treffen. Hier ist es der persönlichen Risikobereitschaft des Landwirts vorbehalten, ob er sich mit diesem Zusatzschutz absichern möchte.

Bei den zurzeit höheren Erzeugerpreise entsprechen die Beizmehrkosten einem erforderlichen Mindestmehrertrag von rund einem Doppelzentner. Zur Risikoabsicherung ist daher zu einer Wurzelschutzbeize, vorzugsweise mit Latitude, zu raten. Grundsätzlich lohnt Latitude immer, wenn eindeutig Schwarzbeinigkeit auf einem Standort nachgewiesen ist.  

Hinweise zur Aussaat

Pflanzenbaulich betrachtet gibt es keinen stichhaltigen Grund, Stoppelweizen früher zu säen als den normalen Weizen. Dabei ist unter Frühsaat zu verstehen, wenn die Saatzeit um zwei bis drei Wochen früher liegt als der standortspezifische normale Saattermin.

Wenn Arbeitskapazitäten unbedingt eine Frühsaat erfordern, dann sollte lieber der Blattfruchtweizen früher gesät werden als der Stoppelweizen, da die Frühsaat bei letzterem zu stärkeren Frühinfektionen mit Krankheiten im Herbst führen kann. Schwarzbeinigkeit - Ophiobolus graminis-, Halmbruch, die höhere Gefährdung mit Ährenfusarium sowie Blattseptoria und DTR können die Produktionstechnik erheblich verteuern und das Ertrags- und Qualitätsrisiko steigern. Ebenfalls kann auch in diesem Herbst wieder der Befall mit dem Gelbverzwergungsvirus beim Weizen zu höheren Insektizidaufwendungen vor allem in Frühsaatbeständen führen. Die Saatstärken sollten sich bei normaler Saatzeit auf dem Niveau des Blattfruchtweizens bewegen.

Autor: Dr. Joachim Holz