Landessortenversuche Winterweizen 2005

Erntereifes Weizenfeld

Erträge noch gut – Qualitäten häufig unbefriedigend

Dass der Winterweizen für den Getreideanbauer immer noch die wichtigste Brotfrucht ist, dokumentiert sich in den Anbauflächen von Nordrhein-Westfalen. Gegenüber dem Anbaujahr 2004 legte die Winterweizenanbaufläche 2005 um rund 16 200 ha nochmals beträchtlich zu; seit 1999 zeigt sich damit ein kontinuierlicher Anbauflächenanstieg. In den Erträgen liefert der Winterweizen im Vergleich zu anderen Wintergetreidearten die höchsten Flächenleistungen, wie Dr. Joachim Holz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen aktuell berichtet.

Nach vorläufigen Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung (BEE) des statistischen Landesamtes in Düsseldorf liegen die Praxiserträge mit rund 84 dt je ha NRW- weit im Vergleich zum Vorjahr zwar um rund 6 % niedriger, im Mehrjahresvergleich aber in beiden Landesteilen immer noch auf einem sehr guten Niveau. Die in diesem Jahr überwiegend schlechteren Stoppelweizenerträge, der massive, kaum zu bewältigende Erntedruck bei hohen Weizenanteilen in der Fruchtfolge mit entsprechend größeren Fallzahlkalamitäten einerseits und die sehr guten, sicheren Wintergerstenerträge mit hohen Erzeugerpreisen andererseits führen zu Überlegungen, die Anbauverhältnisse zwischen den Getreidearten neu auszurichten. Diesen Gedanken ist grundsätzlich nicht abzuraten. Es ist aber auch zu bedenken, dass nicht jedes Jahr mit solchen Extremwidrigkeiten zu rechnen ist. Seitens der Deckungsbeitragsverhältnisse rechnete sich der Stoppelweizenanbau in den vergangenen Jahren noch vergleichsweise gut. Die in den letzten Jahren gestiegenen Stoppelweizenanbauflächen auf etwa 20 bis 25 % sind der Beleg dafür. Zumindest auf guten Standorten mit gezielten produktionstechnischen Begleitmaßnahmen beim Stoppelweizenanbau sind zukünftig keine stärkeren Deckungsbeitragsverschiebungen zwischen den Wintergetreidearten zu erwarten.

In Nordrhein-Westfalen wurden im Herbst 2004 an insgesamt zehn Versuchsstandorten die Landessortenversuche Winterweizen mit insgesamt 32 Sorten ausgedrillt. Fünf weitere Landessortenversuche von gleichartigen Standorten aus den benachbarten Kammerregionen Weser-Ems und Hannover konnten mit in die Gesamtauswertung einbezogen werden. Damit stehen insgesamt 15 Landessortenversuchsergebnisse für eine sichere Leistungsbewertung der Weizensorten in diesem Jahr zur Verfügung. In ähnlicher Größenordnung wie in der Praxis, wurden auch in den Landessortenversuchen gegenüber dem Vorjahr rund 7 % weniger gedroschen. Die Analyse der Ertragsstrukturverhältnisse im Vergleich zum Vorjahr (Tabelle 2) zeigt, dass mit Ausnahme der Lehm-Standorte in diesem Jahr die Bestandesdichten auf allen Versuchstandorten höher lagen.

Intensiver Anbau

Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte landesweit in drei Intensitätsvarianten, siehe Tabelle 3. Auch beim Winterweizen wurde erstmalig in diesem Jahr die Stickstoffdüngung in allen drei Intensitätsvarianten einheitlich durchgeführt. Diese Vorgehensweise soll dem Ziel der Züchter Rechnung tragen, möglichst gesunde und damit weniger pflanzenschutzbedürftige Sorten der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Eine Schlechterstellung der Sorten durch eine reduzierte Stickstoffdüngung in der unbehandelten Variante, wie in den Vorjahren praktiziert, ließ bei der betriebswirtschaftlichen Auswertung der Intensitätsvarianten eine korrekte Bewertung der Sorten bezüglich ihrer notwendigen Pflanzenschutzintensität nicht zu. Neuere, gesündere Sorten konnten ihre mögliche Leistungsfähigkeit unter unbehandelten Bedingungen nicht deutlich zeigen. Um in B1 durch die erhöhte N-Düngung kein überproportionales Lager zu provozieren, wurde eine gegenüber B2 und B3 um die Hälfte verringerte Wachstumsreglermenge eingesetzt.

Die reinen variablen Kosten für Düngung, Wachstumsregler, Fungizide und Überfahrten betrugen in B1-Variante 144 €, in der B2-Variante 218 € und in der B3-Variante 272 € je ha. Aus den unteren Zeilen der Tabelle 4 geht hervor, dass im Mittel aller Sorten auf fast allen Versuchsstandorten bereits in der mittleren Intensitätsvariante B2 die höchste Wirtschaftlichkeit erreicht wurde. Nur in seltenen Fällen rechnete sich die B3- Variante. Als Grundlage für die Leistungsbeurteilung und die Empfehlung der Sorten wird das Mittel aus der mittleren und der höheren Intensitätsvariante herangezogen. Zwischen diesen beiden Varianten bewegt sich, je nach Jahr und Standort immer wieder verschieden, die produktionstechnische optimale Intensität.

Ertragsleistungen der Sorten

In der Tabelle 4 sind die diesjährigen Ertragsleistungen der Sorten an den einzelnen Versuchsstandorten, abfallend sortiert innerhalb der jeweiligen Prüfzeiträume und Qualitätsgruppen nach dem Durchschnittsergebnis aller Versuche 2005, aufgeführt. Hervorzuheben ist, dass es beim Vergleich der bereits mehrjährig geprüften und im Praxisanbau bewährten Sorten zu den neueren zweijährig- und den erstjährig geprüften Sorten ertraglich keine Leistungsunterschiede gibt. Die bislang empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten zeigen damit auch weiterhin einen hohen Leistungsstand. Der Tabelle 5 sind - als sichere Beurteilungsgrundlage für die nächstjährige zu erwartende Leistung der Sorten - die über die letzten vier Prüfjahre erzielten Erträge, zusammengefasst für die jeweiligen Anbauregionen, zu entnehmen. Daraus lassen sich die Standorteignung, die Höhe der Ertragsleistung und die Ertragstreue einer Sorte beurteilen. Die in der Tabelle 5 ebenfalls aufgeführten agronomischen Eigenschaften der Sorten sollen, je nach Fruchtfolgegegebenheiten sowie Düngungsregime, aber auch Bodenbearbeitungsverfahren eine auf den Standort abgestimmte Feinjustierung bei der Sortenwahl ermöglichen. Standfestigkeit, Ährenfusarium-   sowie Septoria-tritici-Anfälligkeit sind besonders wichtige, zu beachtende Kriterien. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sind in der Tabelle 6 die Sortenempfehlungen für Nordrhein-Westfalen für die verschiedenen Anbauregionen aufgeführt.

Der ab diesem Jahr erstmalig mögliche direkte Wirtschaftlichkeitsvergleich der Sorten zwischen den verschiedenen Intensitätsvarianten auf den einzelnen Standorten ist der Tabelle 7 zu entnehmen. Da es sich erst um einjährige Ergebnisse handelt, sind diese noch mit Vorsicht zu betrachten. Festhalten lässt sich, dass unter den diesjährigen Vegetationsbedingungen der überwiegende Teil der Sorten bereits in der B1 und B2-Variante die höchsten bereinigten Marktleistungen erzielte. Je nach Krankheitssituation und –druck an den einzelnen Versuchsstandorten zeigen sich einige, auf denen bereits in der unbehandelten Variante die meisten Sorten die höchsten Marktleistungen erbrachten, wie auf den Lehmstandorten; auf anderen, wie in Beckrath, Merfeld und den Höhenlagen, zeigte sich die mittlere Intensität bei den Sorten als die wirtschaftlichste. Sortenspezifisch betrachtet wies lediglich Hermann auf allen Standorten einheitlich die höchste Wirtschaftlichkeit schon in der B1- und B2-Variante auf. Die in allen wichtigen agronomischen Merkmalen durchweg guten bis sehr guten Einstufungen dieser Sorte machen das Ergebnis nachvollziehbar, siehe Tabelle 5. Erst mit den Ergebnissen aus dem nächsten Jahr lassen sich sichere Aussagen zur wirtschaftlich optimalen Intensität von Sorten treffen.

Qualitätssicherheit von Weizensorten ist besonders in diesem Erntejahr bezüglich der Fallzahl ein wichtiger Vermarktungsaspekt. Leider liegen bislang zu den beauftragten Sorten-Fallzahluntersuchungen noch keine aktuellen Ergebnisse vor. Allerdings sollte dieses Merkmal wegen der diesjährigen Erfahrungen nicht zum einzig relevanten Sortenwahlkriterium erhoben werden, da es zufallsbedingt nur sehr wenigen Jahren zu einem sehr großen Problem wird. Nach Feststellungen in der Beschreibenden Sortenliste 2005 ist eine Sorte mit der Einstufung 3 bei der Fallzahl erst als kritisch anzusehen. Die geforderte Mindestqualität für Backweizen wird auch unter normalen Abreife- und Erntebedingungen dann oft nicht mehr erreicht. Danach dürfte allenfalls die Sorte Ephoros (Fallzahleinstufung 4) unter ungünstigeren Bedingungen schneller ein Problem bekommen. Andererseits kann man nicht unbedingt die Fallzahlhöhe mit der Fallzahlstabilität gleichsetzen. Fallzahlergebnisse aus den vergangenen Jahren zeigen am Beispiel von Tommi, Magnus und Winnetou, dass die mit einer hohen Fallzahl 7 eingestuften Sorten Tommi und Magnus je nach Standort und Jahr häufiger unter 220 rutschen als die mit 6 schwächer eingestufte Sorte Winnetou, die sich insgesamt auf einem niedrigeren, aber sehr stabilen Fallzahlniveau über die Jahre bewegt.

Winterweizen mit Vorfrucht Weizen

Angesichts der im Getreideanbau vergleichsweise hohen Rentabilität des Winterweizens spielt der Stoppelweizenanbau eine größere Rolle. Der Anteil dürfte landesweit etwa bei 20 bis 25 % liegen. In der Regel steht der Stoppelweizen auf den besseren, wasserführenden Ackerbaustandorten. Allerdings birgt er pflanzenbaulich auch größere Probleme und damit auch ein größeres Ertrags- und Qualitätsrisiko. Dieses zeigte sich in diesem Jahr sehr deutlich. Vor allem als Vorfrucht zu Winterraps, unter Späterntebedingungen, treten – saatzeitbedingt - schon Winterrapsanbau-Folgeprobleme auf. Unter den Bedingungen der kostengünstigeren pfluglosen Anbauverfahren, einer in der Praxis beim Stoppelweizen stark favorisierten Frühsaat, können Schwarzbeinigkeit (Ophiobolus graminis), Halmbruch, die höhere Gefährdung mit Ährenfusarium sowie Blattseptoria und DTR die Produktionstechnik im Stoppelweizenanbau erheblich verteuern. Bei einer etwa um zwei bis drei Wochen früheren Saat als der standortspezifische reguläre Saattermin breitet sich der bodenbürtige Schwarzbeinigkeitserreger stärker aus, was langfristig zu erheblichen Ertragsausfällen führen kann. Unter solchen Bedingungen kann sich der Pilz, der sich im Boden noch lebensfähig an den alten Wurzelresten der Weizenvorfrucht befindet, über Laufhyphen schnell auf die neuen, frischen Jungwurzeln des Folgeweizens ausbreiten. Ertragsausfälle von 30 bis 40 % können auftreten. Optisch sichtbar wird dieses mit Beginn der Milchreife, unter stärkerer Trockenheit, wie in diesem Jahr, wenn die Wasseraufnahmefähigkeit des vorgeschädigten Wurzelwerks stark verringert ist. Pflanzenbaulich betrachtet gibt es keinen stichhaltigen Grund, Stoppelweizen früher zu säen als den Normalweizen. Wenn Arbeitskapazitätsschwierigkeiten eine Frühsaat erfordern, sollte dann eher der Blattfruchtweizen früher gesät werden als der Stoppelweizen.

Im Erntejahr 2005 standen in Nordrhein-Westfalen insgesamt fünf Landessortenversuche mit Stoppelweizen. Die Versuchsdurchführung entsprach der höheren Intensitätsvariante B3 bei den Landessortenversuchen Winterweizen nach Blattfrucht. Diese Intensitäts-Variante wurde einmal ohne zusätzliche Wurzelschutzbeize, einmal mit Jockey und Galmano und einmal mit Latitude durchgeführt. Zur Beurteilung der Stoppelweizen-Anbaueignung sind in der Tabelle 8 die diesjährigen Ertragsleistungen der Winterweizensorten im Mittel aller drei Varianten aufgeführt. Tabelle 9 zeigt zusammengefasst die mehrjährig erzielten Erträge in den verschiedenen Anbauregionen. Der Tabelle 10 sind die Sortenempfehlungen zu entnehmen. Die Frage nach dem wirtschaftlich lohnenden Einsatz einer teureren Wurzelschutzbeize beantwortet Tabelle 11. Die erforderlichen Mehrkosten für diese Beizen entsprechen rund 2,5 dt je ha Ertrag. Unter den belastenden Bedingungen des Jahres 2005 konnte vor allem die Wurzelschutzbeize Latitude auf den meisten Versuchsstandorten deutlich überzeugen. Vitalitätserhöhung des Wurzelwerks einerseits, aber auch der vor allem auf Haus Düsse und Steinheim-Breitenhaupt latent vorhandene Schwarzbeinigkeitsbefall andererseits bewirkte bei Latitude hohe wirtschaftliche Mehrerträge. Auf dem Versuchsstandort Buir-Kerpen ist bislang noch kein Schwarzbeinigkeitsbefall ermittelt worden. Hier kann die bessere Vitalisierung des Wurzelsystems unter den sehr trockenen Bodenbedingungen zu den deutlich besseren Ergebnissen mit Latitude bei einigen Sorten beigetragen haben. Auch mehrjährig betrachtet erweist sich bislang an den Stoppelweizen-Prüfstandorten, an denen Schwarzbeinigkeit nachweislich vorhanden ist, eine zusätzliche Wurzelschutzbeize mit Latitude in der Regel als hoch wirtschaftlich.

Landessortenversuche mit frühreifen Sorten

Ein weiteres, nicht uninteressantes Weizensortensegment sind sehr frühreife Winterweizensorten. Sie haben sich im Rheinland seit einigen Jahren sehr gut bewährt. Dieses spiegelt sich in ihren nicht unbeträchtlichen Anbauflächenanteilen wider. Frühreife Winterweizensorten sind in ihrer Gesamtentwicklung bis zur Ernte rund eine Woche früher. Dieses ist bei der Platzierung von pflanzenbaulichen Maßnahmen entsprechend zu berücksichtigen. Gerade in diesem Jahr zeigte sich der deutlich frühere Entwicklungsstand nach der Hitzeperiode Ende Juni. Die Kornfüllungsphase der sehr frühreifen Sorte Orvantis ist gegenüber der spätreifen Sorte Tommi deutlich weiter fortgeschritten. Bei vor allem in diesem Jahr teilweise deutlich höheren, in den vergangenen Jahren, annähernd vergleichbaren Erträgen zu normal reifen Winterweizensorten ermöglichen solche Sorten eine vergleichbare Rentabilität und arbeitswirtschaftlich eine stärkere Entzerrung von Arbeitsspitzen. Bei zunehmendem Rapsanbau und dem Wunsch, auch in diesen Fruchtfolgen Stoppelweizen als Wintergerstenersatz anzubauen, können solche sehr frühreifen Sorten einen neuen Stellenwert erhalten. Ebenfalls bieten sich sehr leichte, trockene Standorte dafür an. Folgende Sachverhalte sind allerdings zu beachten: Deutlich frühreife Winterweizensorten sind zurzeit nur französischer Herkunft. In Jahren mit starken Wintern besteht tendenziell die Gefahr einer etwas stärkeren Auswinterung. Gegenmaßnahmen:

  • Saatstärken etwa 20 bis 30 Körner/m 2 höher wählen
  • Start der N-Düngung dem Überwinterungszustand anpassen
  • reifeangepasste Ernte unbedingt erforderlich, ansonsten kann es Probleme mit vorzeitigem Kornausfall und/oder der Fallzahl geben.

Erstmalig in diesem Jahr wurden an insgesamt sechs Standorten in ganz NRW Landessortenversuche mit sehr frühreifen Winterweizensorten angelegt. Beim Vergleich mit den Erträgen aus dem normal reifen Winterweizen-Landessortenversuch (Tabelle 4) liegen die Erträge der sehr frühreifen Sorten (Tabelle 12) auf gleichem Niveau, auf einigen Standorten deutlich höher. Die Sorten wurden nur in einer Intensitätsstufe (B3 LSV, Tabelle 3) geprüft. Tabelle 13 zeigt die mehrjährigen Leistungsergebnisse der Sorten in den verschiedenen Ackerbauregionen sowie die Einstufungen hinsichtlich ihrer agronomischen Eigenschaften. Wegen der bislang erst einjährigen Prüfergebnisse im Landesteil Westfalen-Lippe sind die Sortenempfehlungen (Tabelle 14) allenfalls zum Testen, auf kleineren Flächen, zu verstehen. Bei den Sorten Isengrain, Farandole und Nirvana handelt es sich um Grannenweizen.

Nach spät gerodeten Zuckerrüben oder spät geerntetem Mais ist die Frage nach leistungsfähigen spätsaatverträglichen Winterweizensorten relevant. Das Merkmal Winterhärte und auch Frohwüchsigkeit oder Regenerationsfähigkeit von Sorten spielt dabei eine besonders herausragende Rolle. Die hierzu durchgeführten Landessortenversuche, ausschließlich in der Intensitätsvariante B3, LSV geprüft, sind mit ihren Versuchsergebnissen und den daraus resultierenden Sortenempfehlungen den Tabellen 15 bis 17 zu entnehmen. Es zeigt sich, dass es ausschließlich Sorten sind, die auch im normalen Anbausegment schon zum oberen Leistungsdrittel gehören.

Empfohlene Sorten

Grundsätzlich ist zu beachten, dass jedes neue Landessortenversuchsjahr immer wieder andere Spitzensorten aufweist. Zur Risikostreuung empfiehlt sich, nicht alles auf eine oder die diesjährig beste Sorte zu setzen, sondern, je nach Größe der Weizenanbaufläche, mehrere Weizensorten anzubauen. Aus den Landessortenversuchen wird deutlich, dass es mehrere sehr gute Sorten gibt. Ertragsunterschiede von 2 bis 3 % zwischen Sorten wirken sich im Praxisanbau nicht reproduzierbar aus. Eine gesunde Sortenvielfalt mit unterschiedlichen Resistenz- und Qualitätsspektren verhilft darüber hinaus einer Anbauregion dazu, die in den Sorten verankerten Resistenzen länger funktionsfähig zu erhalten. Die eigenen Anbauerfahrungen mit einer Sorte sollten mit in die Sortenwahlentscheidung einbezogen, andererseits aber auch nicht überbewertet werden, da ein Betrieb nur zwischen einigen wenigen Sorten und dann möglicherweise auch noch unter verschiedenen Anbaubedingungen vergleichen kann. Ein Landessortenversuch prüft viele Sorten unter gleichen Bedingungen.

Biscay: Hussar-Abstammung. Futterweizen. In den beiden letzten Anbaujahren starker Blattseptoriabefall. In diesem Jahr unter allen Standortbedingungen ertraglich schwächere Leistungen gezeigt. Bei guten eigenen Anbauerfahrungen auch als Stoppel- und Spätsaatweizen einsetzbar. Nicht für fusariumgefährdete pfluglose Maisfruchtfolgen. Etwas höher bei DTR eingestuft. Kurze, standfeste Sorte, häufiger mit stärkerer Blattspitzenvergilbung, nach Züchteraussage ist diese Erscheinung mit hoher Braunrostresistenz verknüpft. Schmalblättriger, steilwüchsiger, hellgrünerer Wuchshabitus. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichte bei niedriger Kornzahl je Ähre und höherer TKM.

Winnetou : Apollo-Abstammung. Futterweizen, Keksweizen. Vieljährig überdurchschnittlich recht ertragskonstante Futterweizensorte in allen Anbauregionen. Höhere Auswinterungsgefährdung und Mehltauanfälligkeit sind zu beachtende Merkmale. Nicht für fusariumgefährdete pfluglose Maisfruchtfolgen. Stärker bereifte -bläuliche- steilwüchsigere lange Sorte. Wegen der Pflanzenlänge sollte Standfestigkeitsnote 4 nicht überbewertet werden. Stoppelweizen- und Spätsaateignung. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichte, Kornzahl je Ähre sowie TKM. Je nach Jahr und Standort kompensiert die Sorte stärker zwischen Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre.

Skater: Aquila-Gawain-Abstammung. Mit Ausnahme der Sandstandorte vieljährig knapp überdurchschnittlich ertragstreue standfeste und fusariumgesunde B-Sorte. Erhöhte Auswinterung, Braunrost- und Spelzenbräuneanfälligkeit, 2005 stärker Septoria tritici. Zeigte 2004 und 2005 im oberen Blattdrittel stärkere unspezifische hellgelbe Blattscheckung. Stoppelweizen- und Spätsaateignung. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichte bei niedrigerer Kornzahl je Ähre und leicht überdurchschnittlicher TKM.

Hattrick: Ritmo-Greif – Kreuzung. Gut überdurchschnittliche Ertragsleistungen, schwächer in Hügel- und Höhenlagen. Schwache B-Qualität. Kurz und standfest. Hohe Braunrostanfälligkeit. Nicht für fusariumgefährdete pfluglose Maisfruchtfolgen. Zeigt auch Eignung auch als Stoppel- und Spätsaatweizen, im westfälischen Landesteil noch nicht genügend abgesichert. Steilwüchsiger, dunkelfarbiger Wuchshabitus. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte bei leicht höherer Kornzahl je Ähre sowie TKM.

Campari: Campus-Rialto Kreuzung. Durchschnittliche bis knapp überdurchschnittliche Ertragsleistungen unter allen Standortbedingungen. Kurze und standfest B-Sorte. Etwas höher bei DTR eingestuft. Nicht für fusariumgefährdete pfluglose Maisfruchtfolgen. Steilwüchsiger, schmalblättriger Wuchshabitus. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, Kornzahl je Ähre sowie TKM.

Ephoros: Granada-Batis-Pegassos Abstammung. Zeigte nach vorjährig sehr guten Leistungen dieses Jahr schwächere. In Hügel- und Höhenlagen sehr gut und besondere Eignung. Batis-Typ, mit breiter, sehr guter Blattgesundheit. Spätreife und mangelnde Standfestigkeit sind zu beachten. Sehr schwache Fallzahl- und Eiweißleistung, könnte als B-Sorte für die Vermarktung riskant sein. Breitblättriger, üppiger Wuchshabitus. Ertragsbildung über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte, unterdurchschnittlicher Kornzahl je Ähre bei sehr hoher TKM.

Terrier: Kronjuwel-Monopol Abstammung. Bislang gut durchschnittliche, in diesem Jahr mit Ausnahme der Hügel- und Höhenlagen schwächere Ertragsleistungen. Spätreifere, längere aber sehr standfeste B-Sorte. Höhere Halmbruch- und Mehltauanfälligkeit. Reagierte sehr deutlich auf Wurzelschutzbeize. Zeigt dieses Jahr starken Tritici-Befall. Eignung auch als Stoppelweizen spätsaatverträgliche Sorte. Steilwüchsiger, breitblättriger, dunkelgrünerer Wuchshabitus. Ertragsbildung über stärker schwankende Bestandesdichten und Kornzahlen je Ähre bei mittlerer TKM.

Tommi : Astron-Haven Abstammung. Ertragstreue, höherqualitative A-Sorte mit überwiegend knapp unterdurchschnittlichen Ergebnissen auf allen Standorten. Sehr standfeste, spätreifere, auswinterungsgefährdetere ansonsten sehr gesunde Sorte. Steilwüchsiger, schmalblättriger, dunkelgrüner Wuchshabitus. Ertragsbildung über niedrigere Bestandesdichte, sehr hoher Kornzahl je Ähre und mittlerer TKM.

Magnus: Obelisk-Abstammung. Im A-Bereich eine gut konkurrenzfähige A-Sorte, vor allem für die Hügel- und Höhenlagen. Breite, gute Blattgesundheit. Zeigte 2005 stärkeren Mehltaubefall. Auf gute Standfestigkeitssicherung und die höhere Auswinterungsneigung ist zu achten. Zeigt auch eine gute Stoppelweizeneignung für die Hügel- und Höhenlagen. Breitblättriger, üppiger, dunkler Wuchshabitus. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichte sowie Kornzahl je Ähre bei mittlerer TKM.

Batis: Maris Huntsman-Urban Abstammung. Im A-Bereich gute, knapp überdurchschnittliche Leistungen in den Hügel- und Höhenlagen. Lange Sorte, auf Standfestigkeitsicherung ist zu achten. Im Blattbereich sehr breite und gute Blattgesundheit. Üppiger, breitblättriger, hellerer   Wuchshabitus. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, niedrigerer Kornzahl je Ähre bei sehr hoher TKM.  

Levendis : Neuere A-Sorte vom Batis/Pegassos-Typ. Wie Ephoros ebenfalls spätreif und lang (Standfestigkeit) bei ansonsten sehr guter, breiter Blattgesundheit. Anbaueignung ebenfalls nur für Hügel- und Höhenlagen. Ertragsbildung über sehr hohe Bestandesdichten bei sehr geringer Kornzahl je Ähre und leicht überdurchschnittlicher TKM.

Zweijährig geprüfte, neuere Sorten:

Hermann : Xanthos Abstammung. Ertraglich gegenüber anderen Futterweizen kein Fortschritt,   aber auch keine Verschlechterung, aber deutlich gesünder. Außer der Späreife, eine Sorte ohne Fehl und Tadel. Niedrigere Intensität hier möglich. Steilwüchsiger schmalblättriger dunklerer Wuchshabitus. Ertragsbildung über höhere Bestandesdichten und mittlere Kornzahl je Ähre sowie TKM.

Paroli : Batis-Rialto Kreuzung. Zeigte dieses Jahr auf allen Standorten sehr gute Leistungen als A-Sorte. Winterharte, standfeste, kürzere Sorte, zeigte sich 2005 sehr septoriaanfällig und etwas stärker mehltauanfällig. Nicht für fusariumgefährdete pfluglose Maisfruchtfolgen. Steilwüchsiger, breitblättriger Wuchshabitus. Ertragsbildung über niedrige Bestandesdichten bei höherer Kornzahl je Ähre sowie sehr hoher TKM.

Buteo : Falke-Sperber-Pegassos Abstammung. In den Niederungslagen gut überdurchschnittliche, in den Hügel- und Höhenlagen knapp unterdurchschnittliche Ertragsleistungen. Mittleres Anfälligkeitsprofil in den Eigenschaften. Überwiegend planophile Blattstellung. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte sowie Kornzahl je Ähre und etwas höhere TKM.

Hinweise zur Aussaat

In der Tabelle 18 sind die zu beachtenden Aspekte und der Rechengang aufgeführt, die zu einer standort- und saatzeitangepassten kostengünstigen Aussaatmenge (kg je ha) führen. Grundlage für die anzustrebenden standortorientierten, über viele Jahre sich als realistisch herausgestellten Zielbestandesdichten in den jeweiligen Ackerbauregionen sind langjährige Ergebnisse aus den Landessortenversuchen. Ausgehend von dieser Zielgröße wird rückwärts gerechnet. Neben dem Beährungskoeffizienten als Größe für die zur Ernte vorhandene Anzahl ährentragender Halme je überwinterter Keimpflanze sind vor allem die möglichen Verlustkomponenten zu berücksichtigen und bei der Aussaatmengenberechnung realistisch einzukalkulieren. Die wichtigsten Verlustkomponenten sind zum Einen die auf dem blauen Etikett des Z-Saatgutsacks aufgeführte genaue Keimfähigkeit (Minderkeimfähigkeit) sowie zum Anderen die Feldaufgangsminderung und die möglichen Überwinterungsverluste. Die letzten beiden Größen sind schwieriger abzuschätzen. Hier spielen die individuellen Erfahrungswerte des Weizenanbauers eine große Rolle. Die Feldaufgangsverluste hängen von vielen Komponenten ab. Neben dem Saatbettbearbeitungsverfahren - wendend oder nicht wendend -, dem Krümel- und Feuchtigkeitszustand des Saatbettes zur Saat spielen auch Erfahrungswerte zur Gefahr von Schnecken-, Mäuse- oder Taubenfraß eine wichtige Rolle. Die Größenordnung muss jeder für sich selbst einschätzen. In der Regel liegen die Feldaufgangsverluste zwischen 5 und 15 %, je nach Jahr auch höher. Die Überwinterungsverluste sind in Abhängigkeit der Höhenlage des Standortes, aber auch der Winterhärte einer Sorte zu beurteilen. Hier sollten die möglichen Verluste bei schwächer eingestuften Sorten (Winnetou, Skater, Dekan, Tommi, Magnus) entsprechend stärker berücksichtigt werden. In der Tabelle 18 sind für die Feldaufgangs- und Überwinterungsverluste Anhaltsgrößen für normale Saatzeiten sowie Saatbettbedingungen vorgegeben. Erst wenn die standortspezifisch möglichen und nötigen acker- und pflanzenbaulichen Rahmenbedingungen hergestellt sind, kann bei dann noch stimmigen Witterungsbedingungen eine gute Sorte auch ihr genetisch verankertes Ertrags- und Qualitätspotenzial in Form gesunder und vitaler Pflanzenbestände voll ausschöpfen.

Autor: Dr. Joachim Holz