Landessortenversuche Winterweizen 2007

Kind beobachtet die Winterweizen-Ernte

Winterweizen-Ertragsniveau wie vor 20 Jahren

Der extreme Witterungsverlauf des Vegetationsjahres 2006/07 hat auch dem Winterweizen in NRW massiv zugesetzt. Je nach Standort und Bodengüte wirkte sich dieser sehr unterschiedlich aus. Wie sich die in den Landessortenversuchen geprüften Sorten zeigten und wie sich Anbauentwicklung und Ertragssituation darstellen, erläutern Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Aus der Praxis wird zum Weizenergebnis von „gerade noch zufriedenstellend“ bis „katastrophal“ berichtet. Im großen Mittel ist zu befürchten, dass die Weizenerträge von 2007 sich auf dem Weizen-Ertragsniveau Ende der 80-er Jahre bewegen - ein herber Rückschlag. Wegen der fast um 80 % gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Erzeugerpreise ist die diesjährige Ertragseinbusse allerdings leichter zu kompensieren.

Die mehrjährige Winterweizen-Anbauflächenentwicklung in Nordrhein-Westfalen ist in der Tabelle 1 dokumentiert. In den beiden Landesteilen Rheinland und Westfalen-Lippe zeichnet sich ein gegenläufiger Trend ab. Während in den letzten beiden Jahren im Rheinland die Weizenanbaufläche mit knapp 12 000 ha recht deutlich zurückgenommen wurde, legte sie im Bereich Westfalen-Lippe im gleichen Zeitraum mit gut 2 000 ha immer noch weiter zu. Vor dem Hintergrund der sich auf hohem Niveau bewegenden und sehr wahrscheinlich auch annähernd so zukünftig bleibenden Winterweizenpreise werden sich im kommenden Jahr deutlichere Anbauverschiebungen zugunsten des Winterweizens ergeben. Die relative Anbauvorzüglichkeit für den Weizen ist gestiegen. Hinsichtlich der Ertragssituation zeigen die letzten acht Jahre sehr stark schwankende Weizenerträge in NRW. Diese bewegen sich innerhalb einer sehr großen Spannweite von rund 15 dt je ha. Die in diesem Zeitraum häufiger aufgetretenen extremen Witterungsereignisse sind ein Grund dafür. Andererseits zeichnet sich im Vergleich zu den 90-er Jahren aber auch keine steigende Ertragsentwicklung ab. Es gibt Hinweise, dass die fast ausschließliche Konzentration der Weizenzüchtung auf möglichst hohe Gesundheit und hohe (A-)Qualität sich mittlerweile in einer gewissen Ertragsstagnation bemerkbar macht. Vor dem Hintergrund der zukünftigen, weltweit steigenden Versorgungsansprüche mit Weizen und die relative klimatisch bedingte Anbausicherheit in Nordwesteuropa erfordert schnellstens eine deutliche Revision dieser Züchtungsziele, verstärkt wieder auf Ertragsleistung und Ertragssicherheit bei einer ausreichenden, vernünftigen Basisqualität. In den 80-er Jahren reichte die B-Qualität eines Okapi oder Caribo auch aus, um vernünftige Mehl- und Backqualitäten zu erzielen. Die Brötchen von heute schmecken nicht besser als vor 20 Jahren.  

Die ertragsphysiologischen Auswirkungen des Witterungsverlaufs des Vegetationsjahres 2006/2007 auf die Ertragsstrukturverhältnisse des Winterweizens in den Landessortenversuchen sind in der Tabelle 2, differenziert nach den einzelnen Ackerbauregionen im Vergleich zu den Vorjahren, dargestellt. Die nicht vorhandene Vegetationsruhe über Winter, die damit einhergehende ununterbrochene pflanzliche Weiterentwicklung sowie die extreme Apriltrockenheit bewirkten in der Gesamtheit deutlich niedrigere Bestandesdichten beim Weizen. Relativ einheitlich über alle Regionen liegt sie im Vergleich zum Vorjahr um rund 100 ährentragende Halme je m² niedriger. Der zweite, wesentlich negativ wirkende Ertragsstrukturfaktor war die zum Teil sehr niedrige TKM.  Die überwiegend höheren Kornzahlen je Ähre reichten nicht aus, um die beiden anderen, deutlich schwächer ausgebildeten Ertragsstrukturfaktoren ausreichend zu kompensieren. Im Vergleich zum Vorjahr waren in den Landessortenversuchen im Mittel über NRW insgesamt 7,3 % niedrigere Erträge hinzunehmen, mit über die Ackerbauregionen sehr stark streuenden Ergebnissen, wie auch in der Praxis. Während auf den Lößstandorten mit + 2 % die Erträge über denen des Vorjahres lagen, wurde auf den Sandstandorten eine massive Ertragsminderung von 21 % ermittelt. Auf den Lehmstandorten ergaben sich Ertragsminderungen in einer Höhe von 12,3 %, auf den Übergangslagenstandorten von 2 % und auf den Höhenlagenstandorten von 6 %.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Herbst 2006 auf neun Versuchsstandorten die Landessortenversuche Winterweizen ausgedrillt. Alle konnten korrekt durchgeführt und beerntet werden. Zehn weitere Landessortenversuchsergebnisse von mit NRW vergleichbaren Ackerbauregionen aus dem angrenzenden Kammergebiet Niedersachsen konnten zusätzlich in die Gesamtauswertung einbezogen werden. Damit stehen insgesamt 19 Landessortenversuchsergebnisse für eine sehr sichere Leistungsbewertung der Weizensorten in diesem Jahr zur Verfügung, wie aus Tabelle 4 ersichtlich. Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte wie immer in drei Intensitätsvarianten, siehe Tabelle 3.  

Als Grundlage für die Leistungsbeurteilung und die Empfehlung der Sorten wird das Ertragsmittel aus der mittleren (B2) und der höheren Intensitätsvariante (B3) herangezogen. Diese Werte sind in den Ertragstabellen aufgeführt. Zwischen diesen beiden Varianten bewegt sich, je nach Jahr und Standort immer wieder verschieden, die so genannte produktionstechnische optimale Intensität. Durch diese Verdoppelung der vorhandenen Einzelergebnisse erhöht sich darüber hinaus auch die Aussagesicherheit zum Ertragsleistungsvermögen der Sorten. Infolge der diesjährig erheblich gestiegenen Erzeugerpreise für Weizen verringern sich die notwendigen Mindestmehrerträge durch einen höheren Intensitätseinsatz (B2, B3) beträchtlich. In der Mehrzahl der Versuchsergebnisse waren diesjährig die höheren Intensitätsvarianten lohnend, siehe Tabelle 4.

Ertrags- und Qualitätsleistungen der Sorten

In der Tabelle 4 sind die diesjährigen Ertragsleistungen der Sorten an den einzelnen Versuchsstandorten aufgeführt. Die Sorten innerhalb der jeweiligen Prüfzeiträume und Qualitätsgruppen sind nach dem Durchschnittsergebnis aller Versuche 2007 fallend sortiert. Die Sorten Magnus und Akratos sind nur auf den Übergangs- und Höhenlagenstandorten geprüft worden, deshalb sind sie nicht in die Gesamtsortierung mit aufgenommen. Auch in diesem Jahr lässt sich erneut feststellen, dass zwischen den besten mehrjährig geprüften und den neueren zweijährig- und erstjährig geprüften Sorten keine Ertragsleistungsunterschiede bestehen. Die bislang empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten zeigten damit überwiegend auch im Jahr 2007 ein hohes, sicheres Leistungsvermögen. Zwischen den besten C- und A- Sorten bestehen ebenfalls keine Leistungsunterschiede. Dieser Umstand erleichtert vor allem für den reinen Marktfruchtbaubetrieb die Sortenwahlentscheidung hinsichtlich einer höher qualitativen Sorte mit dem Ziel einer flexibleren Vermarktungsmöglichkeit.

Auffällig sind in diesem Jahr die deutlich schwächeren Ertragsleistungen der B-Sorten. Insbesondere die bislang leistungsstarke Sorte Hattrick hatte offensichtlich unter den besonderen Witterungsbedingungen des abgelaufenen Jahres zu leiden. Der diesjährig stark aufgetretene Braunrostdruck zeigte sich bei dieser Sorte besonders heftig. Auch bei den neueren, erst zweijährig geprüften B-Sorten ist kein deutlicher Ertragsfortschritt festzustellen. Die in diesem Jahr vereinzelt recht guten Ertragsleistungen von Mulan und Manager dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vorjährigen Leistungen dieser Sorten nur leicht über dem Mittel lagen. Dieses gilt gleichermaßen für die A-Sorte Türkis mit in diesem Jahr sehr guten Ertragsleistungen. Die einzige, wirklich über alle Jahre und Standorte hinweg überdurchschnittliche Leistungen aufweisende Sorte ist Winnetou.  

In der Tabelle 5 sind die über die letzten fünf Prüfjahre erzielten Erträge, zusammengefasst für die jeweiligen Ackerbauregionen in NRW, aufgeführt. Aus dieser lässt sich die Standorteignung, die Höhe der Ertragsleistung und die Ertragstreue einer Sorte beurteilen. Die dort ebenfalls aufgeführten agronomischen Eigenschaften der Sorten ermöglichen in Abhängigkeit der betriebsindividuellen Standort- und Fruchtfolgegegebenheiten sowie Düngungsregime, aber auch Bodenbearbeitungsverfahren eine Feinjustierung der Sortenwahl. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sind in der Abbildung die Sortenempfehlungen für die verschiedenen Ackerbauregionen in NRW aufgeführt.

Eine überragende, sichere Sorte ohne Fehl und Tadel gibt es nicht. Die in der Tabelle 5 aufgeführten Merkmale ermöglichen einen entsprechend gezielten Fungizideinkauf bezüglich der erforderlichen Wirkungsstärken gegenüber bestimmten Krankheiten. Insbesondere bei einer höheren Ährenfusariumanfälligkeit ist darüber hinaus auch schon die entsprechende Fungizidmaßnahme in EC 59/61 strategisch einzuplanen, um allen Risiken vorzubeugen. Nach der EU-Mykotoxinverordnung gilt für gereinigtes Getreide ein höchstzulässiger DON-Wert von 1 250 µg/kg. Die Qualitätssicherheit von Weizensorten sollte zwar beachtet, aber nicht zum einzig relevanten Sortenwahlkriterium erhoben werden, da sie zufallsbedingt nur in einzelnen Jahren zu einem größeren Problem wird.

Intensitätsstufen und Sortenreaktionen

Bereits im dritten Jahr werden beim Winterweizen in den Landessortenversuchen die drei Intensitätsvarianten B1, B2 und B3 bei gleicher Stickstoffdüngung durchgeführt. Das soll zeigen, ob es Sorten gibt, die wegen ihrer besseren Gesundheit sowie Standfestigkeit einen maßvolleren fungiziden Pflanzenschutz sowie Wachstumsreglereinsatz benötigen. Da allerdings schon in einem Versuchsjahr bei einer Sorte, je nach Standort und Ertragsbedingungen, die höchsten bereinigten Marktleistungen zwischen der B1, B2 oder in der B3-Variante schwankend erzielt werden und in mehreren Jahren ebenfalls solche Schwankungen auftreten, lassen sich aus diesen Ergebnissen lediglich sortenspezifische Tendenzen bezüglich ihrer erforderlichen Behandlungsbedürftigkeit ableiten. Diese kann allerdings dann hilfreich sein, wenn es um eine in ihrer Notwendigkeit als nicht ganz sicher zu beurteilende Fungizidmaßnahme geht. Das dafür herangezogene Beurteilungskriterium bereinigte Marktleistung ist das rechnerische Produkt aus dem Ertrag und dem Erzeugerpreis abzüglich der jeweils in B1, B2 und B3 vorhandenen variablen Kosten für Überfahrten, Wachstumsregler, Fungizide und Stickstoff, siehe Tabelle 3.

Beim Vergleich der verschiedenen Jahre 2005, 2006 und 2007 zeigt sich im aktuellen Jahr, dass sich beim derzeit hohen Erzeugerpreisniveau bei fast allen Sorten in der Mehrzahl der Fälle die höchste Intensität als die wirtschaftlichste herausstellte. Auch bei einer sehr gesunden Sorte, wie Hermann, rechnete sich in der Mehrzahl der LSV-Standorte mindestens die mittlere, häufiger aber auch die höhere Intensität mit einem Behandlungsindex von 2,3. Bei den Sorten Winnetou, Tommi, Hattrick und Manger war fast ausschließlich die höhere Intensitätsstufe B3 die wirtschaftlichste, der Behandlungsindex liegt bei 2,7. Im unmittelbaren Vergleich dieser Sorten konnte mit Winnetou im Mittel der letzten drei Jahre insgesamt die höchsten Marktleistungen erzielt werden, siehe dazu auch die Abbildung. Unter Berücksichtigung der Vorjahresergebnisse zeigen sich neben Hermann in der Tendenz weitere, weniger behandlungsbedürftige Sorten, wie Tuareg, Türkis, Brilliant und Boomer. In der Mehrzahl der mehrjährigen Prüfergebnisse zeigten sich die höchsten Marktleistungen bei diesen Sorten überwiegend in der mittleren Intensitätsstufe.  

Da bei der Berechnung der bereinigten Marktleistung die übergeordneten betrieblichen Managementaufwendungen kostenmäßig nicht berücksichtigt sind, können sich aus diesen Ergebnissen vor dem Hintergrund knapper und teurer Arbeitsressourcen auch entsprechende Hinweise für die Anbauvorzüglichkeit der Weizensorten ergeben, wenn Beobachtungs- und Kontrollaufwand oder Pflanzenschutzmengenbewegungen kostenwirksam reduziert werden müssen.

Beschreibung der empfohlenen Sorten

Jedes Landessortenversuchsjahr weist immer wieder andere Spitzensorten und Verlierer auf. Deshalb muss die mehrjährige Leistung von Sorten in den jeweiligen Anbauregionen die Grundlage für die Sortenwahl sein. Zur Risikostreuung empfiehlt sich, nicht alles auf eine oder die diesjährig beste Sorte zu setzen, sondern, je nach Größe der Weizenanbaufläche, mehrere Weizensorten anzubauen. Aus den Landessortenversuchen wird deutlich, dass es mehrere sehr gute Sorten gibt. Ertragsunterschiede von 2 bis 3 % zwischen Sorten wirken sich im Praxisanbau nicht reproduzierbar aus. Eine gesunde Sortenvielfalt, möglichst mit unterschiedlichen Resistenz- und Qualitätsspektren verhilft darüber hinaus einer Anbauregion dazu, die in den Sorten verankerten Resistenzen länger funktionsfähig zu erhalten. Die eigenen Anbauerfahrungen mit einer Sorte sollten mit in die Sortenwahlentscheidung einbezogen werden. Andererseits sollten sie aber auch nicht überbewertet werden, da ein Betrieb nur seine eigenen wenigen Sorten, vergleichen kann. Ein Landessortenversuch prüft sehr viele Sorten unter absolut gleichen Bedingungen; die daraus gewonnen Ergebnisse sind sehr viel repräsentativer in ihrem Leistungsvergleich.

Winnetou (C):   Apollo- Abstammung; Ertrag: Mehrjährig sehr konstante, überdurchschnittlich hohe Ertragsleistungen in allen Anbauregionen. Qualität: Etwas überdurchschnittliche Fallzahl, jedoch relativ geringe Fallzahlstabilität. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, hohe Kornzahl je Ähre sowie mittlere Tausendkornmasse (TKM). Agronomische Merkmale: Sorte mit höherer Auswinterungsneigung. Stärker bereifte, bläulich-steilwüchsige Sorte. Besonderheiten: Pflanzenschutzintensität nach der erhöhten Anfälligkeit gegenüber Mehltau sowie Fungizidstrategie nach der erhöhten Fusariumanfälligkeit ausrichten; gezielte Fungizidmaßnahme in EC 59/61 einplanen. Vorsicht in fusariumgefährdeten, pfluglosen Maisfruchtfolgen. Keine zu frühe Saatzeit. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu massiveren Auswinterungsschäden führen. Marktleistung: Im dreijährigen Mittel die höchste bereinigte Marktleistung. Eine intensive Führung dieser Sorte ist vor allem bei höheren Erzeugerpreisen fast immer lohnend. Empfehlung: Auf Höhenstandorten bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen geeignet. Auf den übrigen Standorten sehr gut geeignet.

Hermann (C): Xanthos- Abstammung; Ertrag: Mehrjährig konstante, überdurchschnittliche Ertragsleistungen in allen Anbauregionen. In diesem Jahr auf Löß- und Lehm-Übergangslagen leicht unterdurchschnittliche Erträge. Qualität: Sorte mit leicht überdurchschnittlicher Fallzahl, aber sehr geringer Fallzahlstabilität, schneller Auswuchs. Ertragsbildung über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie mittlere TKM. Agronomische Merkmale: Recht standfeste Sorte, daher besonders für Standorte mit hohem organischen Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung geeignet. Steilwüchsiger, schmalblättriger, dunklerer Wuchshabitus. Besonderheiten: Spätreife, blattgesunde Sorte, die wegen ihrer hohen Resistenz gegenüber Ährenfusarium besonders für Maisfruchtfolgen und Mulchsaat geeignet ist. Die höchste bereinigte Marktleistung wird sehr häufig mit einer nur mittleren Intensität erreicht.

Skalmeje (C): Greif-Abstammung; Ertrag: Zweijährig konstante, gut überdurchschnittliche Ertragsleistungen auf Sand und Höhenlagenstandorten. Qualität: Sorte mit   überdurchschnittlicher Fallzahl und mittlerer Fallzahlstabilität. Der Rohproteingehalt ist niedrig, der Sedimentationswert ist leicht überdurchschnittlich. Ertragsbildung über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichten und Kornzahl je Ähre sowie unterdurchschnittliche TKM. Agronomische Merkmale: Spätreife, standfeste Sorte, daher auf Güllestandorten mit hohen N- Nachlieferung geeignet. Wegen der niedrigen Ährenfusariumanfälligkeit ist die Sorte für Maisfruchtfolgen und   Mulchsaat geeignet. Besonderheiten: Braunrost- und DTR-anfällige Sorte, bei der Fungizidwahl ist dieses zu berücksichtigen. Marktleistung: Die höchsten bereinigte Marktleistungen werden bei hohen Erzeugerpreisen häufig erst mit der höchsten Intensität erreicht. Empfehlung: Auf   Sand-Niederungslagen sowie Höhenlagen.  

Hattrick (B): Ritmo-Greif-Kreuzung; Ertrag: Bis auf die Höhenlagen mehrjährig konstante überdurchschnittliche Ertragsleistungen. In diesem Jahr auf fast allen Standorten nur maximal durchschnittliche Ertragsleistungen. Qualität: Mittlere Fallzahlleistung sowie geringe Fallzahlstabilität, unterdurchschnittliche Rohproteinleistung und Sedimentationswert. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie relativ hohe TKM. Agronomische Merkmale: Relativ kurze Sorte. Steilwüchsiger, dunkelfarbiger Wuchshabitus. Besonderheiten: Hohe Anfälligkeit gegenüber Braunrost. Die Pflanzenschutzintensität sollte auf die Anfälligkeit gegenüber Septoria und auf die hohe Anfälligkeit gegen Braunrost ausgerichtet werden. Marktleistung: Im Mittel der letzten drei Anbaujahre gute durchschnittliche bereinigte Marktleistungen. Die höchste Intensität war fast immer lohnend. Empfehlung: Auf Lößstandorten sowie Sand- Niederungslagen und Lehm- Übergangslagen gut geeignet.

Carenius (B): Kanzler-Abstammung; Ertrag: Im Mittel der Jahre leicht überdurchschnittliche Erträge auf Löß- und Lehmböden der Niederungen. Qualität: Hohe Fallzahlleistung sowie leicht überdurchschnittliche Fallzahlstabilität, unterdurchschnittliche Rohproteingehalte bei guten Sedimentationswerten. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, sehr hoher   Kornzahl je Ähre und sehr geringe TKM. Agronomische Merkmale: Kurze und standfeste Sorte, daher besondere Anbaueignung auf Standorten mit hoher N- Nachlieferung (Güllestandorte). Besonderheiten: Recht blattgesunde Sorte. Fungizidwahl auf die leicht erhöhte Anfälligkeit gegenüber DTR, Ährenfusarium und Spelzenbräune ausrichten. Steilwüchsiger, schmalblättriger Wuchshabitus. Marktleistung: Höchste   Marktleistung wird sehr häufig bereits mit der mittleren Intensität erreicht. Empfehlung: Auf Lößstandorten uneingeschränkt, auf   Lehm- Niederungslagen zum Ausprobieren.

Mulan (B): Maverick-Abstammung; Ertrag: Im Mittel der Jahre leicht überdurchschnittliche Erträge auf Löß- sowie Lehm-Niederungslagen, diesjährig ebenfalls auf den übrigen Standorten. Qualität: Mittlere Fallzahlleistung und Fallzahlstabilität, Proteingehalt eher unterdurchschnittlich, der Sedimentationswert ist leicht überdurchschnittlich. Ertragsbildung über leicht höhere Bestandesdichte, niedrigere Kornzahl je Ähre sowie leicht höhere TKM. Agronomische Merkmale: Mittellange, jedoch gut standfeste Sorte. Besonderheiten: Wegen ihrer hohen Toleranz gegenüber Ährenfusarium für Maisfruchtfolgen und Mulchsaat gut geeignet. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu massiveren Auswinterungsschäden führen. Marktleistung: Höhere   Marktleistungen werden sehr häufig bereits mit einer mittleren Intensität ereicht. Empfehlung: Auf Lößstandorten, Lehm-Niederungs- und Übergangslagen sowie Sandstandorten zum Ausprobieren.

Manager (B): Flair-Abstammung; Ertrag: Auf   Lehm-Niederungslagen leicht überdurchschnittliche, auf Sand sehr gute Ertragsleistungen in den beiden Prüfjahren. Qualität: Leicht überdurchschnittliche Fallzahlleistungen bei guter Fallzahlstabilität, Proteingehalt unterdurchschnittlich bei überdurchschnittlichem Sedimentationswert. Ertragsbildung über eine mittlere Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie leicht unterdurchschnittliche TKM. Agronomische Merkmale: Spätreife, sehr standfeste Sorte, für Standorte mit hoher N- Nachlieferung (Güllestandorte). Besonderheiten: Fungizidwahl auf die leicht erhöhte Anfälligkeit gegen Mehltau, Spelzenbräune und Ährenfusarium ausrichten. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu massiveren Auswinterungsschäden führen. Marktleistung: Höhere Marktleistungen werden häufig erst mit der höchsten Intensität erreicht. Empfehlung: Auf Lehm und Sand-Niederungslagen zum Ausprobieren.

Paroli (A): Batis-Rialto-Kreuzung; Ertrag: Im Mittel der Prüfjahre und Standorte gute durchschnittliche Ertragsleistung. In diesem Jahr etwas geringer. Qualität: Leicht überdurchschnittliche Fallzahl bei jedoch sehr geringer Fallzahlstabilität. Mittlere Rohproteingehalte und leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, leicht überdurchschnittliche Kornzahl je Ähre sowie eine hohe TKM. Agronomische Merkmale: Dunkelgrüner Wuchshabitus, breitblättrige, erektophile Blattstellung. Besonderheiten: Ährenfusariumanfällige Sorte, daher Vorsicht in pfluglosen Maisfruchtfolgen.   Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Halmbruch, Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium abzustimmen. Marktleistung: Konstant hohe Marktleistungen, die überwiegend bereits mit einer mittleren Intensität erreicht wird. Empfehlung: Für Lehm- Niederungslagen gut geeignet. Für Löß und Lehm-Übergangslagen sowie Höhenlagen bei eigenen noch guten Anbauerfahrungen zu empfehlen.

Boomer (A): Transit-Kreuzung; Ertrag: auf den Niederungslagen Löß, Lehm und Sand konstant gute, überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Sehr hohe Fallzahlleistung, jedoch nur unterdurchschnittliche Fallzahlstabilität. Unterdurchschnittliche Rohproteingehalte und   leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte sowie eine durchschnittliche Kornzahl je Ähre und TKM. Agronomische Merkmale: Kurze, standfeste Sorte, daher für Standorte mit hohem organischem Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung geeignet. Sehr kompakte Ähre. Dunkelgrüne, stark bereifte Blattfärbung mit erektophiler Blattstellung. Besonderheiten: Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Halmbruchneigung auszurichten. Marktleistung: Hohe bereinigte Marktleistungen werden überwiegend bereits mit einer mittleren Intensität erreicht. Empfehlung: Für Löß, Lehm- Niederungslagen und Sand gut geeignet.

Türkis (A): Tambor-Abstammung; Ertrag: Im Mittel der Prüfjahre und Standorte durchschnittliche Erträge, diesjährig durchgängig deutlich überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl, jedoch etwas niedrigere Fallzahlstabilität, mittlere Rohproteingehalte und überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, eine hohe Kornzahl je Ähre sowie eine mittlere TKM. Agronomische Merkmale: DTR-anfälligere Sorte. Besonderheiten: Hellgrüner Wuchshabitus, relativ licht stehend. Marktleistung: Hohe bereinigte Marktleistungen, die überwiegend mit der mittleren Intensität erreicht werden. Empfehlung: Für Lehm- Niederungslagen und Höhenlagen gut, für Übergangslagen bei eigenen noch guten Anbauerfahrungen geeignet.

Tommi (A): Ralf, Astron/Haven-Abstammung; Ertrag: Leicht unterdurchschnittliche Erträge bei stärkeren Schwankungen über die Jahre. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl bei jedoch sehr niedriger Fallzahlstabilität. Gute Rohproteingehalte und überdurchschnittliche gute Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, eine   hohe Kornzahl je Ähre sowie eine mittlere TKM. Agronomische Merkmale: Etwas spätreifere, auswinterungsgefährdetere, aber standfeste Sorte. Besonderheiten: Bläulich, dunkelgrüner Wuchshabitus. Marktleistung: Höhere bereinigte Marktleistungen bei mindestens mittlerer, bei hohen Erzeugerpreisen bei höchster Intensität erreicht. Empfehlung: Für Lehm- Übergangslagen bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen.

Magnus (A): Obelisk-Abstammung; Ertrag: Auf Lehm- Übergangsstandorten und Höhenlagen sehr konstante überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl mit sehr hoher Fallzahlstabilität bei leicht unterdurchschnittlichen Rohproteingehalten und   leicht überdurchschnittlichen Sedimentationswerten. Ertragsbildung über eine durchschnittliche Bestandesdichte, eine   hohe Kornzahl je Ähre sowie eine mittlere TKM. Agronomische Merkmale: Relativ langwachsende, lagergefährdete Sorte mit erhöhter Neigung zum Auswintern. Gleichmäßiger, steilwüchsiger Wuchshabitus. Besonderheiten: Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Lagerneigung und die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Halmbruch und Mehltau auszurichten. Marktleistung: Hohe bereinigte Marktleistungen überwiegend bereits bei mittlerer Intensität erreicht. Empfehlung: Für Lehm- Übergangslagen und Höhenlagen.

Tuareg (A): Kris x Dekan-Kreuzung; Ertrag: Langjährig recht konstant gut überdurchschnittlich hohe und stabile Erträge auf fast allen Standorten. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl bei mittlerer Fallzahlstabilität. Leicht unterdurchschnittliche Rohproteingehalte und leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine durchschnittliche Bestandesdichte, eine sehr hohe Kornzahl je Ähre sowie mittlere TKM. Agronomische Merkmale: Tendenziell etwas spätreifere Sorte. Blaugrüne, stark bereifte Blattfärbung. Besonderheiten: Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Anfälligkeit gegenüber DTR und Ährenfusarium auszurichten. Vorsicht in pfluglosen Maisfruchtfolgen. Marktleistung: Hohe bereinigte Marktleistungen, überwiegend bereits mit der mittleren Intensität erreicht. Empfehlung: Für Löß, Lehm- Niederungslagen-/ Übergangslagen sowie auf Höhenlagen.

Vernünftige Saatstärken beachten

Die Saatstärken sollten nicht zu niedrig kalkuliert werden. Mit dem Vertrauen auf optimale Witterungsbedingungen im Spätherbst und Frühjahr bewegt man sich im Bereich des unkalkulierbaren Risikos. In der Tabelle 7 sind die zu beachtenden Aspekte und der Rechengang aufgeführt, die zu einer standort- und saatzeitangepassten kostengünstigen Aussaatmenge führen. Grundlage für die anzustrebenden standortorientierten Zielbestandesdichten der jeweiligen Ackerbauregionen sind die langjährigen Ergebnisse aus den Landessortenversuchen.

Autor: Dr. Joachim Holz