Landessortenversuche Winterweizen 2008

Erntereifes Weizenfeld

Herausragendes Ertragsjahr für Winterweizen

Die Weizenernte im vergangenem Jahr stand unter dem Motto: Ertragsniveau wie vor 20 Jahren. In diesem Jahr könnte man sagen: Winterweizen 2008 – Ertragsniveau wie 2015. Das abgelaufene Vegetationsjahr zeigte damit sehr deutlich, wie die Witterung die Erträge bestimmen kann. Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichtet von den Weizensortenversuchen.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass den ackerbaulichen Einflussmöglichkeiten stärkere Grenzen gesetzt sind, als man es in der heutigen Zeit vielfach wahrhaben will.

Nach den ersten groben Einschätzungen aus der Besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in NRW zeichnet sich in diesem Jahr nach dem Spitzenjahr 2001 mit 92,5 dt je ha das zweitbeste Jahr mit schätzungsweise rund 90 dt je ha ab. Allerdings – und das ist erwartungsgemäß der kleine Wermutstropfen – liegen die Eiweißgehalte sehr niedrig. Ferner sind - stärker im Rheinland - die Fallzahlen häufiger zu einem Vermarktungsproblem geworden. In den Sortenversuchen zeigt ein solches optimales Jahr die Möglichkeiten, die in den Weizensorten stecken.

Anbauentwicklung und Ertragssituation

Während sich im Rheinland seit 1999 eine recht moderate Anbauflächenentwicklung in kleinem Rahmen abzeichnet, erstaunt die Anbauflächenentwicklung für Weizen im Landesteil Westfalen-Lippe. Hier hat eine massive Anbauausweitung stattgefunden. Es ist zu vermuten, dass auch die Stoppelweizenanbaufläche in NRW ausgeweitet wurde (Tabelle 1). Die Winterweizenpreise im Herbst sowie die Prognosen der Marktbeobachter deuteten auf feste hohe Erzeugerpreise auch in diesem Jahr hin. Wie man derzeit feststellen muss, haben auch andere Erzeugerländer entsprechend reagiert, das insgesamt hohe Weizenaufkommen hat die Preise sinken lassen.

Die Auswirkungen der Witterung auf den Winterweizen in den Landessortenversuchen sind in Tabelle 2 dargestellt. Bei insgesamt höchstens durchschnittlichen, teilweise auch deutlich niedrigeren Bestandesdichten – die häufig schlechten Saatbedingungen des vergangenen Herbstes zeigen sich hier – konnten sich infolge der sehr günstigen Niederschlags-, Temperatur- und Sonnenscheindauerverhältnisse von Februar bis Juni häufig überdurchschnittliche Kornzahlen je Ähre und Tausendkornmassen bilden. Diese beiden Faktoren waren letztlich für die sehr hohen Kornerträge in diesem Jahr bestimmend. Insbesondere in den Höhenlagen von NRW zeigten sich bislang nie erreichte Ertragsniveaus.

Trotzdem sollte man mit der Schlussfolgerung, es reichen zukünftig niedrige Bestandesdichten und Aussaatstärken, sehr vorsichtig sein, da die Witterungsbedingungen des nächsten Jahres ganz anders sein können. Alle drei Ertragsfaktoren sollten sich in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander herausbilden können oder sich gegenseitig kompensieren, wenn sich einer witterungsbedingt nur mangelhaft entwickelt hat.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Herbst 2007 auf neun Versuchsstandorten die Landessortenversuche Winterweizen gedrillt. Infolge massiver Hagelschäden konnte der Versuch auf dem Buirer Lößstandort nicht ausgewertet werden. Acht weitere Landessortenversuchsergebnisse von vergleichbaren Ackerbauregionen in Niedersachsen konnten zusätzlich in die Gesamtauswertung einbezogen werden (Tabelle 4). Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgte wie immer in drei Intensitätsvarianten (Tabelle 3).

Als Grundlage für die Leistungsbeurteilung und die Empfehlung der Sorten wird das Ertragsmittel aus der mittleren (B2) und der höheren Intensitätsvariante (B3) herangezogen. Zwischen diesen beiden Varianten bewegt sich, je nach Jahr und Standort immer wieder unterschiedlich, die produktionstechnische optimale Intensität. Durch diese Verdoppelung der Einzelergebnisse erhöht sich auch die Aussagesicherheit zum Leistungsvermögen der Sorten. In der Tabelle 3 sind die notwendigen Mindestmehrerträge aufgeführt, die jeweils durch die höheren Intensitätsvarianten auf Grund der aktuellen Erzeugerpreis-Kostenverhältnisse für Betriebsmittel erzielt werden mussten. In den überwiegenden Fällen (Tabelle 4, untere Zeilen) waren im Mittel über die Sorten die höheren Intensitäten wirtschaftlich, teils sogar sehr wirtschaftlich.

Erträge und Qualitätsleistungen der Sorten

In der Ertragstabelle (Tabelle 4) sind die Sorten nach dem Durchschnittsergebnis 2008 aller Versuche fallend sortiert. Einige Sorten sind nicht auf allen Standorten geprüft worden, was einschränkend bei der Bewertung zu berücksichtigen ist.

Auch in diesem Jahr lässt sich wiederum feststellen, dass zwischen den besten mehrjährig geprüften und den neueren zwei- und erstjährig geprüften Sorten keine Ertragsunterschiede bestehen. Die bislang empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten zeigten damit auch 2008 ein hohes, sicheres Leistungsvermögen. Zwischen den besten C- und A- Sorten bestehen ebenfalls keine Leistungsunterschiede. Dieser Umstand erleichtert vor allem für den reinen Marktfruchtbaubetrieb die Sortenentscheidung zugunsten einer hoch qualitativen Sorte für eine flexible Vermarktung. Auffällig in diesem Jahr sind die gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich schwächeren Erträge  vieler Sorten, wie Paroli, Boomer, Türkis, Esket, Discus und Jenga. In einem Hochertragsjahr wie diesem zeigt sich deutlich das tatsächliche Leistungsvermögen höher qualitativer Sorten. Die mehrjährig sehr ertragstreuen und ertragspotenten Sorten Winnetou, Inspiration und Tuareg haben als gemeinsames Negativmerkmal die höhere Ährenfusariumanfälligkeit. Im letzten und diesem Jahr durchgeführte DON-Untersuchungen bestätigen genauso eindeutig wie auch schon andere Ergebnisse, dass das Einhalten bestimmter Fruchtfolgegegebenheiten (Mais), Bodenbearbeitung (pflügen) und eine gezielte Fungizidstrategie, und zwar wie in der B3-Variante der Landessortenversuche (Tabelle 3), deutliche DON-Reduktionen, wenn sie denn auftreten sollten, weit unterhalb der zulässigen Grenzwerte ermöglichen. Daher können durchaus auch mit solchen Sorten sichere, gesunde und vermarktbare Weizenpartien erzeugt werden.

In der Tabelle 5 sind - als sichere Beurteilungsgrundlage für die mehrjährigen Leistungen der Sorten - die über die letzten fünf Prüfjahre erzielten Erträge aufgeführt. Aus dieser lassen sich die Standorteignung, die Höhe der Ertragsleistung und die Ertragstreue einer Sorte beurteilen.

Die in der Tabelle 6 aufgeführten Eigenschaften ermöglichen in Abhängigkeit der betriebsindividuellen Standort- und Fruchtfolgegegebenheiten sowie der Düngung, aber auch den Bodenbearbeitungsverfahren eine Feinjustierung der Sortenwahl. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sind die Empfehlungen in der Tabelle 7 aufgeführt.

In diesem Jahr traten an einigen Standorten größere Fallzahlprobleme auf. Auf der Grundlage mehrjährig vorliegender Fallzahlergebnisse wurden die Sorten unter dem Begriff der Fallzahlstabilität vorläufig nach eigenen Einstufungen bewertet. Diese kann ebenfalls, sollte das Problem standortspezifisch häufiger auftreten, als entscheidendes Sortenwahlkriterium mit herangezogen werden.

Eine überragende, sichere Sorte generell gibt es nicht. Die in der Tabelle 6 aufgeführten Merkmale ermöglichen einen gezielten Fungizideinkauf bezüglich der erforderlichen Wirkungsstärken gegenüber bestimmten Krankheiten. Insbesondere bei einer höheren Ährenfusariumanfälligkeit ist die Fungizidstrategie einzuplanen, um Befallsrisiken vorzubeugen (Fungizidmaßnahme in EC 59/61). Nach der EU-Mykotoxinverordnung gilt für gereinigtes Getreide ein höchst zulässiger DON-Wert von 1,25 mg/kg.

Wirtschaftlichkeit der Intensitätsstufen

Bereits mehrjährig werden in den Sortenversuchen die drei Intensitätsvarianten B1, B2 und B3 bei gleicher Stickstoffdüngung durchgeführt. Dies ermöglicht die Beantwortung der Frage, ob es Sorten gibt, die auf Grund ihrer besseren Gesundheit und Standfestigkeit einen verhalteneren Fungizideinsatz sowie Wachstumsreglereinsatz benötigen. Da in einem Jahr bei einer Sorte, je nach Versuchsstandort und der dortigen Bedingungen, die höchsten Bereinigten Marktleistungen teilweise in der B1-, in der B2- oder in der B3-Variante erzielt werden und in mehreren Jahren ebenfalls solche Schwankungen auftreten, lassen sich nur sortenspezifische Tendenzen bezüglich der Behandlungsbedürftigkeit ableiten. Diese kann allerdings dann hilfreich sein, wenn es um eine nicht unbedingt notwendige und wirkungssichere Fungizidmaßnahme geht.

Das Beurteilungskriterium Bereinigte Marktleistung ist das rechnerische Produkt aus dem Ertrag und dem Erzeugerpreis, abzüglich der jeweils in B1, B2 und B3 vorhandenen variablen Kosten für Überfahrten, Wachstumsregler, Fungizide und Stickstoff (Tabelle 3).

Von jeder Sorte wurde von jedem Landessortenversuchsstandort aus den letzten Jahren die entweder in der B1-, B2- oder in der B3-Intensitätsstufe höchste Bereinigte Marktleistung herangezogen und gemittelt, wie die Säulen in den Abbildungen zeigen. Die jeweils der höchsten Marktleistung zugehörige Intensitätsstufe wurde als Ziffer – 1, 2 oder 3 – ebenfalls gemittelt als Behandlungsindex (Punktemarkierung im Diagramm). Wenn in einem Versuchsjahr also überwiegend aus der Behandlungsstufe B1 die höchste Bereinigte Marktleistung bei einer Sorte erzielt wurde, ergibt sich ein niedriger Behandlungsindex oder ein Behandlungsanspruch von 1,1 bis 1,4. Wenn sich dieses über mehrere Jahre bei der gleichen Sorte in einer ähnlichen Tendenz zeigt, lässt sich daraus ableiten, dass diese Sorte insgesamt eine niedrigere Behandlungsintensität benötigt, um die höchsten sortenspezifischen Bereinigten Marktleistungen zu erzielen.

Aus Abbildung 1 lassen sich, zweijährig verrechnet, für die Sorten folgende Erkenntnisse ableiten: Beim Vergleich der Sorten und ihrer Intensitätsansprüche zeigt sich, dass Winnetou die höchsten Bereinigten Marktleistungen erzielte und dies fast ausschließlich in der höheren Intensitätsstufe B3. Die Sorten Skalmeje, Manager und Hattrick zeigen generell die höchsten Intensitätsansprüche bei allerdings niedrigeren Bereinigten Marktleistungen. Bei den übrigen Sorten bewegen sich die Intensitätsansprüche zwischen der mittleren und der höheren Intensitätsstufe. Dieses bedeutet, dass je nach Jahr sowie Befallssituation und Anfälligkeit der Sorten bei guter Beobachtung auch mit einer mittleren Intensität die höchsten Bereinigten Marktleistungen erzielt werden können. Diese Ergebnisse decken sich auch mit denen aus 2005 und 2006. Insbesondere die Sorte Hermann mit ihrer sehr guten Grundgesundheit kann in der Regel extensiver geführt werden.

Die Bereinigten Marktleistungen der geprüften Sorten sind in Abbildung 2 aufgeführt. Bei der Sorte Carenius ist zu beachten, dass sie nicht an allen Standorten geprüft wurde und nur eingeschränkt vergleichbar ist.

Da bei der Berechnung der Bereinigten Marktleistung Managementaufwendungen, wie der Beobachtungs- und Kontrollaufwand oder Pflanzenschutzmengenbewegungen, nicht berücksichtigt sind, können sich aus diesen Ergebnissen auch Hinweise für die Anbauvorzüglichkeit der Weizensorten ergeben.

Beschreibung der Sorten

Jedes Landessortenversuchsjahr weist immer andere Spitzensorten und Verlierer auf. Deshalb muss die mehrjährige Leistung von Sorten die Grundlage für die Sortenwahl sein. Zur Risikostreuung empfiehlt sich, nicht alles auf eine oder die diesjährig beste Sorte zu setzen, sondern mehrere Weizensorten anzubauen. Es ist zu unterstellen, dass sich Ertragsunterschiede von 2 bis 3 % zwischen den Sorten im Praxisanbau nicht auswirken.

Eine gesunde Sortenvielfalt, möglichst mit unterschiedlichen Resistenz- und Qualitätsspektren hilft, in einer Region die in den Sorten verankerten Resistenzen länger funktionsfähig zu erhalten. Die eigenen Anbauerfahrungen mit einer Sorte sollten mit in die Sortenwahlentscheidung einbezogen werden. Andererseits sollten sie aber auch nicht überbewertet werden, da ein Betrieb nur seine eigenen wenigen Sorten unter verschiedenen Anbaubedingungen erzeugt vergleichen kann. Ein Landessortenversuch prüft sehr viele Sorten unter absolut gleichen Bedingungen.

Winnetou (C):  Apollo-Abstammung.
Ertrag: Mehrjährig sehr konstante, überdurchschnittlich hohe Erträge in allen Anbauregionen. Qualität: Etwas überdurchschnittliche Fallzahl, noch gute Fallzahlstabilität. Rohproteingehalt und der Sedimentationswert sind unterdurchschnittlich. Ertragsbildung erfolgt über mittlere Bestandesdichte, hohe Kornzahl je Ähre sowie mittlere Tausendkornmasse (TKM). Sorte mit höherer Auswinterungsneigung. Stärker bereifte -bläulich- steilwüchsige Sorte. Pflanzenschutzintensität nach der erhöhten Anfälligkeit gegenüber Mehltau sowie Fungizidstrategie nach der erhöhten Fusariumanfälligkeit ausrichten (gezielte Fungizidmaßnahme in EC 59/61 einplanen). Vorsicht in fusariumgefährdeten, pfluglosen Maisfruchtfolgen. Keine zu frühe Saatzeit. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten, Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu massiveren Auswinterungsschäden führen. Ausgangs Winter etwas kriechender Wuchshabitus. Marktleistung: Im dreijährigen Mittel die höchste Bereinigte Marktleistung. Eine intensive Führung dieser Sorte ist vor allen bei höheren Erzeugerpreisen fast immer lohnend. Für alle Standorte sehr gut geeignet.

Hermann (C): Xanthos-Abstammung.
Ertrag: Mehrjährig konstante, leicht überdurchschnittliche Erträge in allen Anbauregionen. Auf Lößstandorten zweijährig nur noch leicht unterdurchschnittlich. Qualität: Sorte mit leicht überdurchschnittlicher Fallzahl, aber sehr geringer Fallzahlstabilität, das heißt, schneller Auswuchs. Ertragsbildung erfolgt über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie mittlere TKM. Recht standfeste Sorte, daher besonders für Standorte mit hohem organischen Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung geeignet. Steilwüchsiger, schmalblättriger, dunklerer Wuchshabitus. Zeigte 2007 etwas mehr Gelbrost. Spätreifere, in der Farbe etwas heller grünere, blattgesunde Sorte, die wegen ihrer hohen Resistenz gegenüber Ährenfusarium besonders für Maisfruchtfolgen und Mulchsaat geeignet ist. Die höchste Bereinigte Marktleistung wird häufiger mit einer nur mittleren Intensität erreicht. Eignung auch als Keksweizen auf Lehm und Sandstandorten empfohlen.

Skalmeje (C) : Greif-Abstammung.
Ertrag: Mehrjährig konstante, gut überdurchschnittliche Erträge vor allem auf Sand- und Höhenlagenstandorten. Qualität: Sorte mit überdurchschnittlicher Fallzahl und sehr guter Fallzahlstabilität. Der Rohproteingehalt ist niedrig, der Sedimentationswert ist leicht überdurchschnittlich. Ertragsbildung erfolgt über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichten und Kornzahl je Ähre sowie unterdurchschnittliche TKM. Spätreife, aber standfeste Sorte, daher auf Standorten mit hoher N-Nachlieferung (Güllestandorten) geeignet. Wegen der niedrigen Ährenfusariumanfälligkeit ist die Sorte für Maisfruchtfolgen und Mulchsaat geeignet. Braunrost- und DTR-anfällige Sorte, bei der Fungizidwahl berücksichtigen. Steilwüchsiger sehr homogener Wuchshabitus. Marktleistung: Die höchsten Bereinigten Marktleistungen werden bei hohen Erzeugerpreisen häufig erst mit der höchsten Intensität erreicht. Empfehlung: Auf Sand- und Höhenlagenstandorten. Als Ethanolweizen geeignet

Hattrick (B): Ritmo-Greif-Kreuzung.
Ertrag: Bis auf die Höhenlagen- und Lehmstandorte, mehrjährig nicht ganz konstante, leicht überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Mittlere Fallzahlen sowie sehr geringe Fallzahlstabilität, unterdurchschnittliche Rohproteinleistung und Sedimentationswert. Ertragsbildung: Über mittlere Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie relativ hohe TKM. Relativ kurze Sorte. Steilwüchsiger, dunkelgrüner Wuchshabitus. Sehr hohe Anfälligkeit gegenüber Braunrost. Die Pflanzenschutzintensität sollte auf die Anfälligkeit gegenüber Septoria und auf die hohe Anfälligkeit gegen Braunrost ausgerichtet werden. Marktleistung: Höhere Marktleistungen nur bei höherer Intensität erzielbar. Empfehlung: Auf Löß- sowie Sandstandorten bei eigenen guten Anbauerfahrungen.

Mulan (B): Maverick-Abstammung.
Ertrag: Im Mittel der Jahre recht konstante aber nur leicht überdurchschnittliche Erträge in allen Anbauregionen, nur im letzten Jahr sehr gute Erträge. Das Hochertragsjahr zeigt das Leistungsvermögen. Qualität: Mittlere Fallzahlleistung und etwas geringere Fallzahlstabilität, Proteingehalt eher unterdurchschnittlich, der Sedimentationswert ist leicht überdurchschnittlich. Ertragsbildung erfolgt über eine leicht höhere Bestandesdichte, niedrigere Kornzahl je Ähre sowie leicht höhere TKM. Mittellange, jedoch gut standfeste Sorte mit gut durchschnittlicher Gesundheit. Soll trockenheitstoleranter sein. In der Reife noch etwas früher als Dekan. Wegen ihrer höheren Toleranz gegenüber Ährenfusarium für Maisfruchtfolgen und Mulchsaat gut geeignet. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten, Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu massiveren Auswinterungsschäden führen. Die in der beschreibenden Sortenliste aufgeführte sehr gute Winterhärte widerspricht den Praxiserfahrungen aus 2005. Steiler wachsende, in der Blattfarbe dunklere Sorte. Marktleistung: Höhere Marktleistungen werden sehr häufig bereits mit einer mittleren Intensität ereicht. Empfehlung: Auf Löß- und Lehmstandorten.

Inspiration (B): Apollo-Contur-Abkömmling .
Ertrag: Zweijährig sehr konstante, überdurchschnittlich hohe Erträge auf allen Standorten. Qualität: Sorte mit überdurchschnittlicher Fallzahlleistung und mittlerer Fallzahlstabilität. Der Rohproteingehalt und der Sedimentationswert sind unterdurchschnittlich. Ertragsbildung erfordert über leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte, Kornzahl je Ähre sowie Tausendkornmasse (TKM). Spätreifere Sorte. Zeigte 2008 einzelstandörtlich etwas stärker Braunrost. Die Pflanzenschutzintensität sollte an der erhöhten Anfälligkeit gegenüber Halmbruch und Ährenfusarium ausgerichtet werden. Besondere Vorsicht in stärker fusariumgefährdeten, pfluglos bestellten Maisfruchtfolgen. Höherer Stärkegehalt. Sehr bestockungsfreudig. Waagerechter Wuchshabitus der Blätter. Marktleistung: Sorte mit überdurchschnittlich hoher Bereinigter Marktleistung. Die mittlere Intensität war häufig schon ausreichend. Bei guter Beobachtung und Reaktion sind größere Einsparpotenziale wirtschaftlich realisierbar. Zum Testen für alle Anbauregionen.

Carenius (B): Kanzler-Abstammung.
Ertrag: Im Mittel der Jahre recht konstante, gut überdurchschnittliche Erträge auf Löß- und Lehmstandorten. Qualität: Hohe Fallzahlleistung sowie gute Fallzahlstabilität, unterdurchschnittliche Rohproteingehalte bei guten Sedimentationswerten. Ertragsbildung über mittlere Bestandesdichte, sehr hoher Kornzahl je Ähre und sehr geringer TKM. Könnte sehr trockenen Abreifejahren zu starker Untersortierung und damit zu Vermarktungsproblemen führen. Spätreifere, kurze und standfeste Sorte, daher besondere Anbaueignung auf Standorten mit hoher N- Nachlieferung (Güllestandorte). Recht blattgesunde Sorte. Fungizidwahl auf die leicht erhöhte Anfälligkeit gegenüber DTR, Ährenfusarium und Spelzenbräune ausrichten. Steilwüchsiger, schmalblättriger oder feingliedrigerer Wuchshabitus. Marktleistung: Höhere Marktleistungen werden sehr häufig bereits mit einer mittleren Intensität erreicht. Fungizid-Einsparpotenziale bei dieser Sorte eher realisierbar. Auf Lößstandorten uneingeschränkt zu empfehlen, auf Lehmstandorten leistungsmäßig in stärkerer Konkurrenz zu anderen B-Sorten stehend.

Manager (B): Flair-Abstammung.
Ertrag: Nur auf Lehmstandorten noch leicht überdurchschnittliche konstante Erträge. Qualität: Leicht überdurchschnittliche Fallzahlleistungen bei schwächerer Fallzahlstabilität, Proteingehalt unterdurchschnittlich bei überdurchschnittlichem Sedimentationswert. Ertragsbildung über eine mittlere Bestandesdichte und Kornzahl je Ähre sowie leicht unterdurchschnittlicher TKM. Spätreifere, sehr standfeste Sorte, für Standorte mit hoher N- Nachlieferung (Güllestandorte). Genetisch bedingte hohe Halmbruchtoleranz. Zeigte 2008 einzelstandörtlich etwas stärkeren Braunrostbefall. Bei überwachsenen, im Herbst durch Frühsaat zu üppig entwickelten Beständen können im Winter schon geringe Fröste zu stärkeren Auswinterungsschäden führen. Marktleistung: höhere Marktleistungen werden überwiegend erst mit der höheren Intensität erreicht. Empfehlung auf Lehmstandorten.

Tuareg (A): Kris x Dekan-Kreuzung.
Ertrag: Langjährig recht konstante, gut überdurchschnittliche hohe und stabile Erträge auf fast allen Standorten. 2008 auf Löß- und Lehmstandorten leicht unterdurchschnittliche Erträge. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl bei mittlerer Fallzahlstabilität. Leicht unterdurchschnittliche Rohproteingehalte und leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine durchschnittliche Bestandesdichte, eine sehr hohe Kornzahl je Ähre sowie mittlere TKM. Tendenziell etwas spätreifere Sorte. Blaugrüne, stark bereifte Blattfärbung. Steiler Wuchshabitus. Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Anfälligkeit gegenüber DTR und Ährenfusarium auszurichten. Vorsicht in pfluglosen Maisfruchtfolgen. Marktleistung: höchste Bereinigte Marktleistungen häufiger bereits mit einer mittleren Intensität erreichbar. Für alle Standorte, auf Sandstandorten eingeschränkt zum Probieren.

Paroli (A): Batis-Rialto-Kreuzung.
Ertrag: im Mittel der Prüfjahre und Standorte recht konstante, gute durchschnittliche Erträge, in diesem Jahr etwas geringere. Qualität: Leicht überdurchschnittliche Fallzahl bei jedoch sehr geringer Fallzahlstabilität. Mittlere Rohproteingehalte und leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über leicht unterdurchschnittliche Bestandesdichte, leicht überdurchschnittliche Kornzahl je Ähre sowie eine hohe TKM. Dunkelgrüner Wuchshabitus, breitblättrige, steile Blattstellung. Ährenfusariumanfällige Sorte, daher Vorsicht in pfluglosen Maisfruchtfolgen. Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Halmbruch, Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium abzustimmen. Marktleistung: konstant höhere Marktleistungen trotzdem teilweise bereits mit einer mittleren Intensität erzielbar. Für Lößstandorte eigenen noch guten Anbauerfahrungen.

Boomer (A): Transit-Kreuzung.
Ertrag: Mit Ausnahme der Sandstandorte auf Löß-, Lehm- und Höhenstandorten schwankende oder unterdurchschnittliche Erträge. Qualität: Sehr hohe Fallzahlleistung jedoch nur sehr geringe Fallzahlstabilität. Unterdurchschnittliche Rohproteingehalte und leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung über eine leicht überdurchschnittliche Bestandesdichte sowie eine durchschnittliche Kornzahl je Ähre und TKM. Kurze, standfeste Sorte, daher für Standorte mit hohem organischen Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung geeignet. Sehr kompakte Ähre. Dunkelgrüne, stark bereifte Blattfärbung mit steiler Blatthaltung. Die Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Halmbruchneigung auszurichten. Hohe Bereinigte Marktleistungen werden häufig bereits mit einer nur mittleren Intensität erreicht. Für Löß und Lehmstandorte eingeschränkt, für Sandstandorte gut geeignet.

Magnus (A): Obelisk-Abstammung.
Ertrag: Auf Höhenlagenstandorten sehr konstante, überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Überdurchschnittliche Fallzahl mit guter Fallzahlstabilität bei leicht unterdurchschnittlichen Rohproteingehalten und leicht überdurchschnittlichen Sedimentationswerten. Ertragsbildung über eine durchschnittliche Bestandesdichte, eine sehr hohe Kornzahl je Ähre sowie eine mittlere TKM. Relativ langwachsende, lagergefährdete Sorte mit erhöhter Neigung zum Auswintern. Gleichmäßiger, steilwüchsiger Wuchshabitus. Pflanzenschutzintensität ist auf die erhöhte Lagerneigung sowie die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Halmbruch und Mehltau auszurichten. Marktleistung: Hohe Bereinigte Marktleistungen überwiegend bereits bei mittlerer Intensität erreicht. Für Höhenlagenstandorte.

Jenga (A): Dekan-Kreuzung.
Ertrag: Unter den diesjährigen Hochertragsbedingungen zeigte diese Sorte gegenüber vielen anderen neueren A-Sorten noch leicht überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Leicht überdurchschnittliche Fallzahlleistung bei schwächerer Fallzahlstabilität. Eiweißleistung leicht unterdurchschnittlich, Sedimentationswert leicht überdurchschnittlich. Ertragsbildung über eine hohe Bestandesdichte und höhere Kornzahl je Ähre sowie leicht unterdurchschnittliche TKM. Relativ winterharte Sorte mit etwas schwächerer Standfestigkeit und guter, breiter Blattgesundheit. Nach Züchteraussagen soll die Sorte spätsaatverträglich sein. Feingliedrigerer hellerer Wuchshabitus. Marktleistung: Höhere Bereinigte Marktleistungen können häufig bereits mit einer verhalteneren Fungizid-Intensität erzielt werden. Auf Löß-, Lehm- und Sandstandorten zum Probieren.

Hinweise zur Aussaat

Voraussetzung für ein gutes Auflaufen und Überwintern der Saat ist eine dem Standort und den Witterungsbedingungen angepasste sorgfältige Grundboden- und Saatbettbereitung sowie die Wahl der optimalen Saatzeit und -stärke. Folgende Grundsätze, auch auf Grund der diesjährigen Erfahrungen, sind zu beachten:

  • Saatzeit nicht überzogen früh wählen. Überwachsene, zu üppig entwickelte Winterweizenbestände werden früher mit Krankheiten befallen und können leichter Auswinterungsschäden erleiden. Bewährte standortspezifische Saatzeiten sollten beachtet werden. Frühsaaten bringen nur in seltenen Fällen höhere Erträge.
  • Kontrolle auf Bodenverdichtungen – Wurzelwegsamkeit in den Unterboden und damit Wasserverfügbarkeit verbessern.
  • Humusgehalt – Status? Vor allem auf schluffigen Löß- und Lehmböden sollten 2 % angestrebt werden. Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit, der Bodenstruktur, des Bodenlebens und der Nährstoffverfügbarkeit sind wünschenswerte, ertragsichernde Effekte, besonders dann, wenn zunehmende Trockenheit, wie im April 2007, zukünftig möglicherweise verstärkt auftreten.
  • Grundnährstoffversorgung – Status? Das Einhalten des Minimalversorgungszustandes funktioniert nur unter annährend normalen Witterungsbedingungen.
  • Intensität der Saatbettbereitung in Abhängigkeit der jeweiligen Erntebedingungen der Vorfrüchte Kartoffeln, Raps oder Zuckerrüben durchführen. Mäuse- und Schneckenprobleme sollten dabei mit berücksichtigt werden.
  • Saatstärken nicht zu niedrig kalkulieren. Mit dem Vertrauen auf optimale Witterung im Spätherbst und Frühjahr bewegt man sich im Bereich des unkalkulierbaren Risikos.

In Tabelle 8 sind die Aspekte aufgeführt, die zu einer standort- und saatzeitangepassten kostengünstigen Aussaatmenge (kg je ha) führen. Grundlage für die anzustrebenden Bestandesdichten sind die langjährigen Ergebnisse aus den Landessortenversuchen. Erst wenn die standortspezifisch möglichen und nötigen acker- und pflanzenbaulichen Rahmenbedingungen hergestellt sind, kann bei dann noch stimmiger Witterung eine gute Sorte auch ihr genetisches Ertrags- und Qualitätspotenzial voll ausschöpfen. Das Vegetationsjahr 2007/2008 bestätigt diese Aussagen in eindrucksvollen Erträgen sehr deutlich.

Autor: Dr. Joachim Holz