Landessortenversuche Silomais 2022, Höhenlagen

Mais in Meschede-WallenBild vergrößern
In den Höhenlagen, hier am Standort Meschede, konnte der Silomais von den hohen Temperaturen profitieren

Frühe Silomaisernte auch in den Höhenlagen

In den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens profitierte Mais 2022 von den überdurchschnittlichen Temperaturen. Selbst auf ungünstigen Standorten konnte mit hohen Trockenmassegehalten geerntet werden. Allerdings kam auch in den Höhenlagen, zumindest auf flachgründigen Standorten, der Ertrags- und Qualitätsaufbau im trockenen August zeitweise in Stocken. Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW berichtet über die Landessortenversuche mit Silomais in den Höhen- und Übergangslagen.

Nach ausgesprochen schleppender Bodenerwärmung im April wurde Mais 2022 tendenziell später, oftmals in den ersten Maitagen, gesät. Drei Wochen Frühsommer im Mai begünstigten dann aber den Feldaufgang und sorgten für ein zügiges Weiterwachsen der jungen Pflanzen. Der kurze Kälteeinbruch um den Monatswechsel Mai/ Juni konnte das rasante Wachstum kaum bremsen. Auch in den Höhenlagen schlossen die Bestände früh, in der letzten Juniwoche, die Reihen. Im Vergleich zum Vorjahr blieben die Pflanzen aber regelmäßig kleiner, da das Wachstum bei noch vergleichsweise kürzeren Tagen in Gang kam. An den westfälischen Prüfstandorten im Raum Meschede schoben die Sorten Mitte Juli die Fahnen. Die spätesten Sorten blühten in diesen Versuchen bis zum 25.Juli vollständig und sicher ab. Mit frühen Blühterminen fielen in beiden Versuchen am Standort Meschede die Sorten LG 31238, LG 31205, LG 31207 und Benco auf. Zuletzt blühten eine Woche später an beiden Standorten die Sorten SY Invictus, ES Myrdal und DKC 3327. Nachdem schon von April bis Juli deutlich weniger Regen fiel als im langjährigen Mittel, kam die Wassernachlieferung bei gleichzeitig hohen Temperaturen im August fast vollständig zum Erliegen. An den Wetterstationen Eslohe, Schmallenberg und Brilon im Sauerland fielen im gesamten Monat gerade einmal gut 20 mm Regen. Weiter westlich, beispielsweise in Remscheid und Wipperfürth kamen kaum mehr als 10 mm Regen für den August zusammen. Unabhängig vom Standort stand der Mais damit auch in den Höhenlagen zumindest latent unter Trockenstress, was zusammen mit den hohen Temperaturen und noch langen Sommertagen ungewöhnliche Reifefortschritte zur Folge hatte.

Schnelle Abreife

Vor dem Hintergrund des Wettergeschehens wurden am Versuchsstandort Meschede-Enste Ende August erste Proben zur Abreifekontrolle gezogen. Trotz optisch noch grasgrüner Pflanzen konnten für alle Prüfkandidaten bereits Gesamttrockenmassegehalte von mehr als 30 Prozent ermittelt werden. Auffallend hoch zeigten sich dabei die Trockenmassegehalte in Blätter und Stängeln, was maßgeblich im anhaltenden Regendefizit zu begründen ist. Das ersehnte Wasser ab der ersten Septemberwoche bremste dann aber die weitere Restpflanzenabreife. Die Pflanzen konnten noch einmal Wasser aufnehmen, so dass die Versuche in Meschede am 12. September mit Gesamttrockenmassegehalten um 36 Prozent geerntet werden konnten. Wie Übersicht 1 zeigt, wurden dabei mit 34 bzw. 35 Prozent Stärke und Energiekonzentrationen im Mittel der Sorten von über 6,8 MJ NEL/kg in Meschede sehr gute Futterqualitäten realisiert. Diese fallen für den Silomais im Sauerland erneut besser aus als an vielen Versuchsstandorten in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens, wo der notreife Mais 2022 regelmäßig schon im August gehäckselt werden musste.

Länderübergreifende Versuchsserie

Um die Sortenempfehlung für die Höhen- und Übergangslagen auf eine breitere Datenbasis stellen zu können, werden die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in Meschede zusammen mit Versuchen aus benachbarten bzw. vergleichbaren Regionen in Niedersachsen (Solling), Hessen (Nordhessen) und zwei Standorten in Rheinland-Pfalz (Eifel/ Westerwald) verrechnet. Trockenheitsbedingt konnten für 2022 aber nur zwei weitere Versuche berücksichtigt werden. Die in Meschede erzielten guten Futterqualitäten werden auch im Vergleich mit den in Übersicht 1 dargestellten Qualitätsparametern aus den Versuchen in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz deutlich. In Meschede-Enste wird wie in den Vorjahren auch erneut ein vergleichsweise hohes Ertragsniveau erreicht. Am unterschiedlichen Qualitäts- und Ertragsniveau an den einzelnen Standorten ist auch zu erkennen, dass sich die Standorte im gemeinsamen Anbaugebiet zum Teil erheblich unterschieden. Neben der Höhenlage kommen die Sorten dabei auch auf Grund der Bodengüte und der Flächenexposition regelmäßig ganz unterschiedlich zurecht. Empfehlenswert sind daher in erster Linie die Sorten, die an allen Standorten in den unterschiedlichen Jahren gute Ergebnisse liefern konnten.

Sichere Ergebnisse nach mehreren Jahren

Das ertragliche und qualitative Abschneiden der Sorten in den gemeinsamen Versuchen kann der Übersicht 2 als Relativzahl entnommen werden. Unabhängig von der Anzahl der Versuche können dabei die Relativerträge und die relativ realisierten Qualitäten der Sorten miteinander vergleichen werden. Für neue Sorten in der Versuchsserie liegen aktuell natürlich nur Werte für 2022 vor. Grundsätzlich gilt aber, dass je länger eine Sorte geprüft wird und je mehr Versuchsergebnisse für eine Sorte vorliegen, desto sicherer können die Sorten beurteilt werden. Die Informationen, seit wann eine Sorte in der Versuchsserie steht und wie viele Versuche für die jeweilige Sorte in der Verrechnung berücksichtigt sind, können den entsprechenden Spalten der Übersicht 2 entnommen werden. So bestätigt die Sorte Amanova seit 2017 im Mittel von 34 Versuchen immer wieder die frühe Abreife und höchste Stärkegehalte, welche mehrjährig die höchste Energiekonzentration aller aktuell geprüften Sorten mit sich bringt. Neben den Erträgen und Qualitäten der Sorten ist für viele Praktiker auch immer wieder der Habitus der Sorten und das optische Abreifeverhalten der Sorten von Interesse. Dazu sind in Übersicht 2 die in den westfälischen Versuchen 2022 realisierten Pflanzenlängen und die aktuelle Bonitur der Restpflanzenabreife aufgeführt.

Die besten Sorten

Das Ertrags- und Qualitätspotenzial einer Silomaissorte kann nur genutzt werden, wenn der Mais am jeweiligen Standort richtig ausreifen kann. Insbesondere in den Höhenlagen ist bei der Sortenwahl daher höchstes Augenmerk auf die Frühreife der Sorten zu legen. Eine erste Einschätzung dazu bietet die sortenspezifische Siloreifezahl. Entsprechend dieser Reifezahl werden im mehrjährigen Mittel die höchsten Trockenmassegehalte von den Sorten Agro Ileo und Amanova erzielt. Im ersten Versuchsjahr reiften jetzt auch P 7381 und P 7364 sehr früh ab und zeigen deutlich überdurchschnittliche Trockenmassegehalte. P 7364 kann allerdings ertraglich überhaupt nicht mit anderen Sorten mithalten. Mit der Frühreife gehen für Agro Ileo, P 7381 und Amanova auch höchste Stärkegehalte einher. Agro Ileo und Amanova kommen diesbezüglich auch mehrjährig am besten zurecht. Amanova schneidet mehrjährig auch bezüglich der Energiekonzentration besser ab als jede andere Sorte und ist in der Sortenempfehlung dementsprechend auch als Qualitätssorte eingestuft. In Bezug auf die Energieerträge sind die Sorten im Reifebereich S 230 den frühen Sorten regelmäßig überlegen. Hierbei schneiden im Mittel der Jahre Leguan und LG 31238 gefolgt von Exxon, LG 31253, Benedictio, Jaro und Rancador am besten ab. Bei den neuen Sorten fallen diesbezüglich DKC 3327 und DKC 3218 absolut positiv auf. Erwartungsgemäß schneiden die Sorten im Reifebereich S 230 aber in Bezug auf die Stärkegehalte schlechter ab. Neben der tendenziell späteren Abreife kann dies auch auf Verdünnungseffekte infolge höherer Massenerträge zurückgeführt werden. Höchste Stärkeerträge errechnen sich mehrjährig für Amanova, Agro Ileo, Amavit und Rancador. 2022 wird der höchste Stärkeertrag mit der neuen Sorte P 7381 erzielt.

Masse bringt Gas

Seit 2017 werden die Silomaissorten aus den Landessortenversuchen auch für die Nutzungsrichtung Biogas beschrieben. Im Mittel der letzten Jahre errechnet sich dabei für die Sorten Agromilas und KWS Johaninio die beste Gasausbeute. 2022 fällt diesbezüglich die neue Sorte Benco nach einjähriger Prüfung positiv auf. Die höchsten Gaserträge je Hektar erzielen im langjährigen Mittel Leguan und LG 31238 aufgrund deutlich überdurchschnittlicher Masseerträge. Im aktuellen Versuchsjahr schneidet die neue Sorte DKC 3327 bezüglich des Gasertrages am besten ab, was auf überdurchschnittlichen Trockenmasseerträgen in Kombination mit überdurchschnittlich guter Gasausbeute beruht.

Sortenempfehlung

Grundlage der Sortenwahl für den Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen muss eine realistische Einschätzung der jeweiligen Standortbedingungen sein. Auch wenn sich die Jahre mit guten Abreifebedingungen auf kühleren Standorten mittlerweile häufen, hat zuletzt das Jahr 2021 gezeigt, dass nach wie auf die Frühreife der Sorten zu achten ist. Das gilt insbesondere dann, wenn qualitativ hochwertige Maissilage für die Fütterung von Hochleistungstieren produziert werden soll. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „+“, „-„ und „o“ bewertet. Als Qualitätssorte ist in der Sortenempfehlung aktuell nur Amanova mit „Q“ gekennzeichnet, da Amanova sowohl hinsichtlich der Energiekonzentration überdurchschnittlich abschneidet und gleichzeitig mehrjährig auch höchste Stärkegehalte realisiert. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich (< relativ 100) eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (B) gekennzeichnet. Diese Sorten bieten sich für die Nutzungsrichtung Biogas an. Sofern in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, lohnt auch ein Blick auf die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in den Niederungslagen.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Agro Ileo, S 200: Mehrjährig früheste Abreife und höchster Stärkegehalt. Sehr gute Stärkeerträge bei durchschnittlichen Energie- und Gaserträgen.

Agromilas, S 210: Frühreife Silomaissorte mit höchster sortenspezifischer Gasausbeute und hohen Gasertrag. Agromilas kommt 2022 auch bezüglich der Stärkegehalte gut zurecht. Im langjährigen Mittel durchschnittlicher Trockenmasse-, Energie- und Stärkeetrag.

Amanova, S 210 : Qualitätsbetonte, frühe Zweinutzungssorte. Mehrjährig beste Energiekonzentration. Amanova realisiert mit der beständigen frühen Abreife regelmäßig höchste Stärkegehalte und –erträge. Die Körnerreife ist deutlich früher als es die Reifezahl zeigt. Die Empfehlung für den qualitätsbetonten Silomaisanbau und auch als CCM-Sorte für Übergangslagen!

Amavit, S 210: Amavit kam 2022 in allen Anbaulagen NRWs sehr gut zurecht, reift sicher ab und realisiert 2022 auch in den Höhenlagen sehr hohe Massen-, Stärke-, Energie- und Biogaserträge.

Benedictio KWS, S 230: Tendenziell spätere Abreife, die in den Höhenlagen der Reifezahl entspricht. Benedictio schneidet 2022 in allen Ertragsparametern unterdurchschnittlich ab.  Mehrjährig aber noch hohe Trockenmasse-, Energie- und Gaserträge.

Friendli CS, S 210: In der Restpflanze zügig abreifende Silomaissorte. In 2022 hohe Stärkegehalte und mehrjährig gute Biogasausbeute.  Biogasertrag 2022 sehr hoch.

KWS Johaninio, S 210: Aktuell, aber auch mehrjährig hohe Stärkegehalte und gute Gasausbeute, was bei durchschnittlichen Trockenmasseerträgen hohe Stärke- und sehr hohe Biogaserträge mit sich bringt.

KWS Jaro, S 230: Trockenmasse- und Energieertragsbetonte Silomaissorten mit der Reifezahl entsprechend späterer Abreife in den Höhen- und Übergangslagen.

Leguan, S 230: Massenertagsbetonte Sorte mit deutlich unterdurchschnittlichem Stärkegehalt. Hohe Anfälligkeit für Maisbeulenbrand.

LG 31205, S 210: Frühreife, stärkegehaltsbetonte Silomaissorte mit leicht unterdurchschnittlichen Trockenmasse-, Energie und Gaserträgen.

LG 31223, S 220: LG 31223 kann wie in den Niederungslagen hinsichtlich der Futterqualitäten insbesondere bezüglich der Stärkegehalte überhaupt nicht überzeugen. Mit hohen Trockenmasseerträgen und durchschnittlicher Gasausbeute bietet sich die Sorte für die Biogasnutzung und den Verkauf über die Waage an.

LG 31238, S 230: LG 31238 kann diesjährig in den Höhenlagen mit besserer Abreife das hohe Kornertagspotenzial in gute Stärkegehalte umsetzten und liefert dann auch höchste Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge. Die Zweinutzungssorte für günstige Übergangslagen!

LG 31253, S 230: Massenertragsbetonte Silomaissorte mit deutlich unterdurchschnittlichen Qualitäten.

Micheleen, S 230:  Trockenmasse- und energieertragsbetonte Sorte mit der Reifezahl entsprechend späterer Abreife und niedrigeren Stärkegehalt und schlechter Gasausbeute. Massenwüchsig zum Verkauf über das Auge und die Waage.

Rancador, S 210: Stärkegehaltsbetonte Sorte. Im mehrjährigen Mittel hohe Stärke- Energie- und Gaserträge.

RGT Exxon, S 220:  Trockenmasse- und energieertragsbetonte Zweinutzungssorte. Stärkegehalt in den Höhenlagen abreifebedingt und durch Verdünnungseffekte unterdurchschnittlich.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Jakleen, S 220:  Später abreifende Silomaissorte mit diesjährig sehr hohen, im mehrjährigen Mittel hohen Trockenmasse- und Energieerträgen.

Sorten für den Probeanbau

Nach wie vor ist im Maisanbau ein ständiger Sortenwechsel zu verzeichnen. Auch vor den Höhenlagen macht die Flut an neuen Maissorten leider keinen Halt. So wurden im Silomaissortiment bis S 230 der Landwirtschaftskammern NRW und Niedersachsen 2022 18 Sorten erstmalig geprüft. Die neuen Sorten P 7381 und P 7647 fallen dabei mit frühester Abreife, sehr hohen Stärkegehalten und Stärkeerträgen positiv auf. Diese Sorten bieten sich damit für die Produktion von stärkegehaltsbetonten Silagen, besonders auf kühleren Standorten an. DKC 3218, Wesley, Farmarquez, DKC 3327 und LG 31224 überzeugen im ersten Versuchsjahr mit sehr hohen Trockenmasseerträgen, können aber in Hinsicht auf die Stärkegehalte nicht überzeugen. Diese Sorten sollten da ausprobiert werden, wo es um die Erzielung hoher Energie- und Biogasertäge geht. Die spätere Abreife muss insbesondere bei Farmarquez und LG 31224 beachtetet werden.

Autor: Norbert Erhardt