Landessortenversuche Silomais 2023, Höhenlagen

Mais in Meschede-WallenBild vergrößern
In den Höhenlagen, hier am Standort Meschede, konnte der Silomais von den hohen Temperaturen profitieren

Schwierige Verhältnisse zur Aussaat und in der Jugendentwicklung kennzeichnen den Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens 2023. Zuletzt konnte der Mais hier aber von besten Bedingungen für Kolbenfüllung und Abreife profitieren. Norbert Erhardt berichtet über die Landessortenversuche Silomais in den Höhen- und Übergangslagen NRWs und gibt Sortenempfehlungen für den Silomaisanbau in diesem Boden- und Klimaraum.

Unter kühlen und feuchten Bedingungen zog sich die Maisaussaat in den Höhenlagen im letzten Frühjahr deutlich in die Länge. Im Extrem waren die Böden bis Ende Mai nicht befahrbar und der letzte Hauptfruchtmais konnte erst Anfang Juni gesät werden. Vielfach mussten dabei noch Kompromisse bei der Saatbettbereitung eingegangen werden. Zum Teil kam es bei Gülleausbringung und Bodenbearbeitung auch zu Bodenverdichtungen, die den jungen Pflanzen in der anschließenden Trockenphase bis Ende Juni Probleme bereiteten. Durch den späten Start schob sich auch der Herbizideinsatz in die Hitzephase Mitte Juni. Obwohl in der Regel kulturschonend appliziert werden konnte, litt der Mais zum Teil erheblich, wenn der Behandlungserfolg ausblieb und blattaktive Mittel nachgelegt werden mussten. Mit dem Übergang zu feucht-warmer Witterung ab Ende Juni legte der Mais dann aber im Wachstum deutlich zu. In den Höhenlagen profitierte der Mais dabei besonders von den vergleichsweise warmen Nächten. Die Bestände konnten dabei einiges an Entwicklungsrückstand kompensieren und blühten auch in den Höhenlagen ab den letzten Julitagen. Wo es viel regnete, zog sich die Blüte Anfang August oft in die Länge, da es zwischenzeitlich offensichtlich an Pollen fehlte. Für die anschließende Korn- und Kolbenfüllung stellten sich dann mit immer ausreichender Wasserversorgung und bis Mitte Oktober anhaltend überdurchschnittlichen Temperaturen auch in den Höhenlagen beste Bedingungen ein. Wie die Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer zeigten, erreichten in Meschede frühe Sorten mit Trockenmassegehalten im Korn von über 58 Prozent und Gesamttrockenmassegehalten von fast 34 Prozent bereits am 21. September die Silomaisreife.

Heterogene Anbaulage

Bezeichnend für den Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen Nordrhein-Westfalens sind große Standortunterschiede auf kleinstem Raum. So stellen sich die Wachstumsbedingungen in günstigen, tiefgründigen Tallagen regelmäßig deutlich besser dar als in windoffenen, nicht selten auch flachgründigen Kammlagen. Neben der Höhenlage unterscheiden sich die Standorte daher auch in der Bodengüte und in Bezug auf die Wasserversorgung. Während in den Tallagen insbesondere in günstigen Jahren mit mittelfrühen Silomaissorten gute Erträge erzielt werden können, gewinnt mit zunehmender Höhenlage die Frühreife und Robustheit der Maissorten an Bedeutung, um zumindest ein Mindestmaß an Ertrag und Futterqualität realisieren zu können. In späten, kühlen Jahren sind mit zunehmender Höhenlage dann auch die Grenzen des Maisanbaus zu erkennen. Ansatzweise spiegeln sich diese Standortunterschiede in den beiden Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer in Meschede wider. Die Versuche stehen in Meschede auf Böden mit hohen Lehmanteilen. In Meschede-Enste wird der Versuch regelmäßig auf ca. 300 m ü. NN in einer milden, tiefgründigen Südhanglage mit guter Wasserversorgung angelegt. In den vergangenen, oft trockenen warmen Jahren konnten hier oft höhere Erträge als am Gunststandort Haus Düsse in der Soester Börde erzielt werden. In Meschede-Wallen steht der Mais hingegen auf schwereren flachgründigeren Böden mit begrenzten Wasserreserven auf 350 bis 400 m ü. NN.

Breites Sortiment für Höhen- und Übergangslagen

Um einerseits das Ertragspotenzial der besseren Standorte in den Höhen- und Übergangslagen beurteilen zu können, anderseits aber auch die Bedeutung der Frühreife für die Grenzstandorte aufzeigen zu können, prüft die Landwirtschaftskammer NRW in Meschede frühe und mittelfrühe Sorten mit Reifezahlen von S 190 bis S 230 in einem Sortiment. Leider stehen in der Prüfung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im selben Bodenklimaraum am Standort Uslar (Solling, ca. 180 m ü. NN) seit diesem Jahr nur noch frühe Silomaissorten bis zur Reifezahl S 220, so dass auf eine gemeinsame Verrechnung der Versuche für 2023 verzichtet wird. Die Ergebnisse der Übersicht 2 basieren für 2023 daher nur auf den Versuchen in Enste und Wallen. Die Saat- und Erntetermine der diesjährigen Versuche sowie die im Sortenmittel erzielten Qualitäten und Erträge an den Standorten können der Übersicht 1 entnommen werden. Für den Standort Meschede-Enste ist in dieser Übersicht auch ein vertikaler Vergleich ab dem Jahr 2016 aufgeführt. Während in Wallen diesjährig Höchsterträge erzielt wurden, fallen die Erträge in Meschede-Enste 2023 im Vergleich zu den anderen Prüfjahren ausgesprochen niedrig aus. Auch optisch kam der Mais 2023 in Enste nicht zurecht. Der Bestand zeigte, trotz ausgeglichener Düngung, deutliche Symptome von Stickstoffmangel. Offensichtlich war die Nährstoffaufnahme gestört, was auf mangelnde Durchwurzelung in Folge von Bodenverdichtungen zurückzuführen sein dürfte. Entsprechende Auffälligkeiten zeigen sich besonders in Spuren, was auf ein zu frühes Befahren bei zu hoher Bodenfeuchte schließen lässt.

Abreife beeinflusst Qualität und Ertrag

In Übersicht 2 ist das relative Abschneiden der 2023 geprüften Sorten in den unterschiedlichen Ertrags- und Qualitätsparametern dargestellt. Im Mittel der Versuche und Standorte konnten die Sorten dies- und mehrjährig mit 35 Prozent Trockenmassegehalt (T-Gehalt) in der Gesamtpflanze gehäckselt werden. Entsprechend der niedrigeren Reifezahl erzielen frühe Sorten die höheren T-Gehalte, was die Bedeutung der Reifezahlen für die Sortenbeurteilung unterstreicht. Während mit frühreifen Sorten regelmäßig höhere Stärkegehalte und auch höhere Energiekonzentrationen realisiert werden, schneiden mittelfrühe Sorten im Reifebereich S 230 bezüglich der Massenerträge tendenziell besser ab. Das deutet darauf hin, dass im Einzelfall spätere Sorten vor dem Ende der Stärkeeinlagerung geerntet wurden und damit das Qualitätspotenzial der Sorte nicht vollständig genutzt werden konnte. Frühreife Sorten bringen daher immer ein höheres Maß an Anbausicherheit mit sich. Das gilt insbesondere dann, wenn stärkereiche Maissilagen zur Ergänzung grasbetonter Rationen erzeugt werden sollen.

Beste Qualität mit frühen Sorten

Höchste Gesamt-T-Gehalte und damit die früheste Abreife konnten 2023 mit den Sorten Friendli CS, Agro Ileo und LG 31205 erzielt werden, was sich für Ileo und LG 31205 auch im mehrjährigen Mittel bestätigt. Mit der frühen Abreife gehen für beide Sorten 2023 im Mittel der beiden Versuche auch die höchsten Stärkegehalte aller geprüften Sorten einher. Ileo belegt auch mehrjährig bezüglich der Stärkegehalte den ersten Platz, gefolgt von Amanova, LG 31205, KWS Johaninio und nach zweijähriger Prüfung von der frühreifen Sorte P 7381. Für LG 31205 und Agro Ileo errechnen sich 2023 auch die höchsten Energiekonzentrationen. Diesbezüglich überzeugen auch Amanova und P 7381. Letztere ist zusammen mit Agro Ileo in der Sortenempfehlung (Übersicht 3) als Qualitätssorte gekennzeichnet, da beide Sorten mehrjährig überdurchschnittliche Stärkegehalte mit gleichzeitig überdurchschnittlichen Energiekonzentrationen realisieren. Die Berechnung der sortenspezifischen Gasausbeute basiert unter anderen auf den mittels NIRS ermittelten Gehalten an Fett, Lignin und Zucker. In diesem Merkmal kommt dies- und mehrjährig KWS Johaninio am besten zurecht. Auch die zweijährig geprüfte Sorte Wesley kann hier ein- und mehrjährig punkten.

Mehr Masse mit späteren Sorten

Die höchsten Massenerträge ergeben sich im Standortmittel 2023 für LG 31223, LG 31238 und Wesley. Auch Amavit und Jakleen kommen diesbezüglich 2023 wieder mit Relativerträgen von 104 sehr gut zurecht. Mehrjährig höchste Massenerträge errechnen sich für LG 31238, Jakleen und LG 31253. Im Mittel von 2 Prüfjahren realisieren Wesley und LG 31224 noch sehr hohe Trockenmasseerträge. In der Regel gehen mit den hohen Trockenmasseerträgen auch höchste Energieerträge einher. Hohe Stärkeerträge werden hingegen regelmäßig aus der Kombination von hohen Massenerträgen und hohem Stärkegehalten produziert. 2023 schneiden hier Wesley und Amarola, gefolgt von LG 31223 und KWS Johaninio, am besten ab. Im dreijährigen Mittel errechnen sich die höchsten Stärkeerträge für KWS Johaninio, Amavit, Rancador und Agro Ileo. Nach 2 Prüfjahren machen diesbezüglich Wesley, Amarola und P 7381 auf sich aufmerksam. Wesley fällt darüber hinaus 2023 mit höchsten Gaserträgen auf. Ein ähnlich hohes Gasertragsniveau schaffen diesjährig die neuen Sorten KWS Emporio und Agro Ludmilo. Im dreijährigen Mittel sind höchste Gaserträge für LG 31238, KWS Johaninio und Amavit zu finden. Im Mittel von 2 Prüfjahren erzielt Wesley auch in diesem Merkmal das beste Ergebnis.

Sortenempfehlung

Für die Sortenwahl im Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen ist eine realistische Einschätzung der jeweiligen Standortbedingungen erforderlich. Auch wenn in guten Jahren mittlerweile immer öfter mittelfrühe Sorten in den Höhenlagen reif werden und ertraglich und qualitativ überzeugen können, ist nach wie vor auf die Frühreife der Sorten zu achten. Das gilt insbesondere dann, wenn qualitativ hochwertige Maissilage für die Fütterung von Hochleistungstieren produziert werden soll. Denn wird der Mais in kühleren Jahren oder infolge späterer Saattermine nicht richtig reif, kann das Qualitäts- und Ertragspotenzial des Maisanbaus nicht realisiert werden. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „+“, „-„ und „o“ bewertet. Als Qualitätssorte sind in der Sortenempfehlung aktuell die Sorten Agro Ileo un P 7381 mit „Q“ gekennzeichnet, da beide sowohl hinsichtlich der Energiekonzentration überdurchschnittlich abschneiden und gleichzeitig mehrjährig auch höchste Stärkegehalte realisieren können. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich (< relativ 99 - 101) eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (B) gekennzeichnet. Diese Sorten bieten sich für die Nutzungsrichtung Biogas an. Sofern in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, lohnt auch ein Blick auf die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in den Niederungslagen.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Agro Ileo, S 200: Mehrjährig früheste Abreife und höchster Stärkegehalt. Auch 2023 höchste Energiekonzentration in den Höhenlagenversuchen. Ertraglich kam Ileo 2023 in beiden Versuchen nicht gut zurecht, realisiert im mehrjährigen Mittel aber immer noch sehr hohe Stärkeerträge. Qualitätssorte für die Höhenlagen!

Amanova, S 210 : Frühe Zweinutzungssorte. Amanova schafft mit der beständigen frühen Abreife regelmäßig hohe Stärkegehalte und –erträge. Die Körnerreife ist deutlich früher als es die Reifezahl zeigt. Die Empfehlung für den qualitätsbetonten Silomaisanbau und auch als CCM-Sorte für Übergangslagen!

Amavit, S 210: Amavit kam 2023 erneut in allen Anbaulagen NRWs sehr gut zurecht, reift sicher ab und realisiert auch in den Höhenlagen sehr hohe Massen-, Stärke-, Energie- und Biogaserträge.

Friendli CS, S 210: In der Restpflanze 2023 extrem zügig abreifende Silomaissorte. In 2023 hohe Stärkegehalte und –erträge.

Jakleen, S 220: Später abreifende Silomaissorte mit hohen Trockenmasse-,  Energie- und Gaserträgen.

KWS Johaninio, S 210: Aktuell, aber auch mehrjährig sehr hohe Stärkegehalte und beste Gasausbeute, was bei durchschnittlichen Trockenmasseerträgen höchste Stärke- und Biogaserträge mit sich bringt.

KWS Jaro, S 230: 2023 im Sauerland ertraglich abfallend. Im mehrjährigen Mittel gerade noch hoher Stärke- und Energieertrag bei durchschnittlicher Abreife und Qualität.

LG 31205, S 210: Frühreife, stärkegehaltsbetonte Silomaissorte mit diesjährig gutem Trockenmasse- und Energieertrag. Höchster Stärkeertrag im Standortmittel 2023.

LG 31223, S 220: LG 31223 kommt diesjährig bezüglich der Stärkegehalte deutlich besser zurecht als im mehrjährigen Mittel. 2023 sehr hohe Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträge.

LG 31238, S 230: LG 31238 reift in den Höhenlagen wieder spät ab und kann damit das hohe Kornertragspotenzial nicht in gute Stärkegehalte umsetzten, liefert dies- und mehrjährig  aber sicher sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Die Zweinutzungssorte, eher für günstige Übergangslagen!

LG 31253, S 230: Massenertragsbetonte Silomaissorte mit deutlich unterdurchschnittlichen Qualitäten in den Höhen- und Übergangslagen.

Rancador, S 210: Stärkegehaltsbetonte Sorte. Im mehrjährigen Mittel hohe Stärke- Energie- und Gaserträge.

RGT Exxon, S 220:  Trockenmasse- und energieertragsbetonte Zweinutzungssorte. Stärkere Bestockungsneigung.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Amarola, S 210: Frühreife, stärkegehaltsbetonte Zweinutzungssorte. Sehr hohe Stärkeerträge. Im zweijährigen Mittel auch hoher Energie- und Gasertrag.

DKC 3218, S 210: Kompaktere, frühreife Silomaissorte. Im zweijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträge.

DKC 3327, S 230: Später abreifende, in den Höhenlagen massenertragsbetonte Sorte mit unterdurchschnittlicher Stärke- und Energiekonzentration.

LG 31224, S230: Im zweijährigen Mittel später abreifende, trockenmasse- und energieertragsbetonte Silomaissorte.

P 7381, S 190: Frühreife Silomaissorte mit sehr hohem Stärkegehalt und hoher Energiekonzentration. Absolut qualitätsbetont. Im zweijährigen Mittel sehr hoher Stärkeertrag.

P 7647, S 200: Silomaissorte mit durchschnittlicher Abreife. Im zweijährigen Mittel hoher Stärkegehalt. Trockenmasse- und Gasertrag zweijährig unterdurchschnittlich.

Wesley, S 210: 2023 hoher Stärkegehalt und höchste Gasausbeute. Dies- und zweijährig sehr hoher Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gasertrag.

Sorten für den Probeanbau

Der Sortenwechsel geht weiter. Im Silomaissortiment bis S 230 der Landwirtschaftskammern NRW für die Höhen- und Übergangslagen wurden 2023 9 neue Sorten erstmalig geprüft. Die neue Sorte KWS Emporio kann dabei im ersten Versuchsjahr mit früher Abreife und hohen Stärke- und Gasertägen überzeugen und bietet sich für den Probeanbau an. Agro Ludmilo und DKC 3323 können bei späterer Abreife, aber sehr hohen Trockenmasse- und Gaserträgen in günstigeren Übergangslagen für die Biogasnutzung getestet werden

Autor: Norbert Erhardt