Landessortenversuche Winterweizen 2006 - Stoppelweizen

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Stoppelweizenversuche: Optische Unterschiede zwischen Standardbeize und Wurzelschutzbeize. Foto: Joachim Holz

Stoppelweizen vergleichsweise gut

Im Vergleich zum Blattfruchtweizen sind die Stoppelweizenerträge in diesem recht gesunden Anbaujahr vergleichsweise gut gewesen. Allerdings schwanken die Erträge je nach Jahr und Standort deutlich stärker. Wie die Sorten im Einzelnen abgeschnitten haben, stellt Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, im Folgenden dar.  

Angesichts der bislang im Getreideanbau vergleichsweise hohen Rentabilität des Winterweizens, spielt auch der Stoppelweizenanbau immer noch eine recht bedeutsame Rolle. Der Anteil dürfte landesweit etwa bei 20 % liegen. Je nach einzelbetrieblichen Verhältnissen und Gegebenheiten kann im Sinne einer Vereinfachung des Ackerbaues der Stoppelweizen durchaus interessant sein. In der Regel steht der Stoppelweizen auf den besseren, wasserführenden Ackerbaustandorten. Bislang erbrachte der Stoppelweizen ansprechende Deckungsbeiträge, die regelmäßig in der Rangierung nach dem Blattfruchtweizen folgten. Allerdings birgt er pflanzenbaulich auch größere Probleme und damit auch ein größeres Ertrags- und Qualitätsrisiko. Vor allem als Vorfrucht zu Winterraps, unter Späterntebedingungen, treten für den Winterraps größere Folgeprobleme auf. Unter Bedingungen des kostengünstigeren pfluglosen Anbauverfahrens, einer in der Praxis beim Stoppelweizen stark favorisierten Frühsaat, können Schwarzbeinigkeit (Ophiobolus graminis), Halmbruch, die höhere Gefährdung mit Ährenfusarium sowie Blattseptoria und DTR die Produktionstechnik erheblich verteuern

Durch Frühsaat, bei einer um etwa zwei bis drei Wochen früheren Saat als der standortspezifische reguläre Saattermin, breitet sich der bodenbürtige Schwarzbeinigkeitserreger stärker aus, was langfristig zu erheblichen Ertragsausfällen führen kann. Unter solchen Bedingungen kann sich der Pilz, der sich im Boden noch lebensfähig an den alten Wurzelresten der Weizenvorfrucht befindet, über Laufhyphen schnell auf die neuen, frischen Jungwurzeln des Folgeweizens ausbreiten. Ertragsausfälle von 30 bis 40 % können auftreten. Optisch sichtbar wird dieses mit Beginn der Milchreife, unter stärkerer Trockenheit, wie auch in diesem Jahr wieder zu sehen, wenn die Wasseraufnahmefähigkeit des vorgeschädigten Wurzelwerks stark verringert ist.

Landessortenversuche Winterweizen mit Weizen als Vorfrucht

Im Erntejahr 2006 standen in Nordrhein-Westfalen in insgesamt fünf Landessortenversuchen 14 Sorten zur Prüfung auf ihre Stoppelweizeneignung. Die Versuchsdurchführung entsprach der höheren Intensitätsvariante B3 bei den Landessortenversuchen Winterweizen nach Blattfrucht. Die Sorten wurden jeweils mit einer Standardbeize sowie in der zweiten Variante mit Jockey und Galmano und in der dritten Variante mit Latitude geprüft. Zur Beurteilung der grundsätzlichen Stoppelweizen-Anbaueignung der Sorten sind in der Tabelle 1 die diesjährigen Ertragsleistungen im Mittel aller drei Varianten aufgeführt. Tabelle 2 zeigt zusammengefasst die mehrjährig erzielten Erträge in den verschiedenen Anbauregionen. Der Tabelle 3 sind die Sortenempfehlungen zu entnehmen.

Es zeigt sich bei den Ergebnissen generell, dass leistungsfähige Blattfruchtweizensorten auch gut als Stoppelweizensorten geeignet sind. Allerdings gilt im Stoppelweizenanbau noch mehr als beim Blattfruchtweizen, die agronomischen Schwächen der Sorten zu beachten und diesen mit der entsprechenden Fungizidwahl sowie der entsprechenden Fungizidstrategie zu begegnen.

Hervorzuheben ist das recht gute Abschneiden der sehr frühreifen Sorte Orvantis. In einer Rapsfruchtfolge als Zweitweizen eingesetzt, ermöglicht diese Sorte bei früherer Ernte eine verlängerte Feldarbeitszeit für die Saatbettvorbereitung des Folgerapses. Wählt man darüber hinaus beim Raps noch eine Hybridsorte mit späterer Saatmöglichkeit, sollte in der Regel genügend Zeit für eine gute Saatbettbereitung vorhanden sein.

Wirtschaftlichkeit von Wurzelschutzbeizen

Die Frage nach dem wirtschaftlich lohnenden Einsatz einer teureren Wurzelschutzbeize beantwortet die Abbildung. Betrachtet man über die Jahre und die verschiedenen Standorte die Stoppelweizenergebnisse in den verschiedenen Beizvarianten, dann ist festzustellen, dass sich eindeutige Sortenabhängigkeiten nicht ergeben. Lediglich Tendenzen sind sichtbar. Relativ deutlich und sicher lässt sich für die Sorte Winnetou feststellen, dass über die Jahre und Standorte in den meisten Fällen eine Zusatzbeizung mit Latitude höchst wirtschaftlich war. Die höchsten bereinigten Marktleistungen wurden in der Mehrzahl mit der Zusatzbeize Latitude erzielt. Im Vergleich dazu zeigt sich bei der Sorte Hermann mit fast gleich hoher bereinigter Marktleistung wie Winnetou, dass in der Regel hier schon bei der Beizung mit Jockey oder Galmano die höchsten bereinigten Marktleistungen erzielt wurden. Die übrigen Sorten liegen meistenteils dazwischen und lassen eindeutige Aussagen und Empfehlungen nicht zu, lediglich nur, dass eine Wurzelschutzbeize gegenüber normaler Standardbeize in der Regel lohnt. Grundsätzlich lohnt Latitude immer, wenn eindeutig auf einem Standort Schwarzbeinigkeit nachgewiesen ist. Um seinen Standort selbst auf einen möglichen Befall mit dem Schwarzbeinigkeitserreger zu untersuchen, sollten ab dem Fahnenblattstadium (EC 37) des Weizens einige Pflanzen vorsichtig aus dem Boden ausgegraben werden. Die Wurzeln sind schonend von der Erde freizuspülen und vor einem weißen Hintergrund auf mögliche Vermorschungsanteile zu kontrollieren. Sind bereits größere Wurzelvermorschungen sichtbar, ist von einem stärkeren Schwarzbeinigkeits-Erregerbesatz im Boden auszugehen. Unter solchen Bedingungen dürfte eine Wurzelschutzbeize dann wirtschaftlich sein.  

Sortenempfehlung

Die auch im Stoppelweizen aber schon bereits als Blattfruchtweizen empfohlenen Sorten sind hier beschrieben:

Tulsa (B): Toronto-Abstammung; Ertrag: Auf den Übergangs- und Höhenlagen mehrjährig gute überdurchschnittliche Erträge. Qualität: Überdurchschnittlich hohe Fallzahl, unterdurchschnittliche Rohproteingehalte und   leicht überdurchschnittliche Sedimentationswerte. Ertragsbildung: Über überdurchschnittlich hohe Bestandesdichte, sehr hohe   Kornzahl je Ähre sowie sehr niedrige TKM. Agronomische Merkmale: Sehr kurze und   standfeste Sorte, daher für Standorte mit hohem organischen Düngereinsatz und entsprechend schwer kalkulierbarer Stickstofffreisetzung geeignet. Dunkelgrüner Wuchshabitus mit kurzen breiten Fahnenblättern.

Hinweise zur Aussaat

Pflanzenbaulich betrachtet gibt es absolut keinen stichhaltigen Grund, Stoppelweizen früher zu säen als den Normalweizen. Wenn Arbeitskapazitätsschwierigkeiten unbedingt eine Frühsaat erfordern, sollte dann eher der Blattfruchtweizen früher gesät werden als der Stoppelweizen. Die erforderlichen Saatstärken sollten sich auf dem Niveau der Blattfruchtweizen bewegen.

Autor: Dr. Joachim Holz